German UPA | Beitrag vom 04.12.2014 –
G-UPA Mitglied der halbWoche: Arnd Engeln
Blog frei für Arnd Engeln, der UX in der Lehre, Forschung und Wirtschaft anwendet und weiterentwickelt.
Begeisterung ist unser Maßstab
- Arnd Engeln
- Professor für Markt- und Werbeforschung u. wissenschaftlicher Leiter (HdM Stuttgart)
- Mitglied seit 2013
- Warum sollten andere Mitglieder mit dir in Kontakt treten?Als Hochschulprofessor kann ich Möglichkeiten für wissenschaftliche Forschungsprojekte und Weiterqualifikation anbieten. Als wissenschaftlicher Leiter der Do UX GmbH kann ich pragmatische und dennoch fundierte Nutzerforschung und Evaluationen anbieten, sowie Organisationsentwicklungsmaßnahmen zu nutzerzentrierter Produktentwicklung und UX.
Wie bist du zur Usability gekommen?
Nach fünf Jahren als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Verkehrspsychologie kam ich 2001 als erster Psychologe in die Forschung von Bosch, um Fahrerassistenzsysteme im Hinblick auf Verkehrssicherheit zu untersuchen. Schnell haben wir gemerkt, dass Sicherheit allein als Kaufargument nicht ausreicht. Es folgten psychologisch-methodische Forschungen zu den Bedingungen der Nutzerakzeptanz, dem Erleben von Komfort und Fahrspaß, dem Ästhetikerleben und der Imagewirkung von Produkten als zentrale Komponenten der User Experience. Die Universität Tübingen hat mich aufgrund dieser auch wissenschaftlich innovativen Leistung habilitiert.
Durch den "I-Phone-Hype" wurde das Thema in der Industrie immer wichtiger, so dass wir den Auftrag bekamen, einen Zentralbereich User Experience direkt unter der Geschäftsführung von Bosch aufzubauen. 2012 entschloss ich mich dann, die Do UX GmbH zu gründen, die eng vernetzt mit dem wissenschaftlichen Umfeld (parallel habe ich eine Professur für Markt- und Werbeforschung an der HdM in Stuttgart) nutzerzentrierte Produktentwicklung als Industriedienstleister anbietet.
Warum bist du Mitglied in der German UPA?
In der German UPA bin ich in zwei Arbeitskreisen aktiv. Hierdurch gelingt die Vernetzung zwischen Praktikern und die Entwicklung und Umsetzung wissenschaftlich fundierter Qualitätsstandards.
Welche Bücher sollte man aus deiner Sicht als Usability Professional unbedingt gelesen haben?
Im Thema User Experience war die Praxis deutlich schneller als die Wissenschaft. Entsprechend gibt es hier eine Fülle mehr oder minder reflektierter Praxishandbücher. Wissenschaftlich geprüfte Erkenntnisse sind jedoch rar. Deshalb verweise ich hierzu ganz unbescheiden auf meine eigenen Veröffentlichungen zum Thema ;-)
Einen Kurzüberblick zur Strukturierung der User Experience gibt z.B. folgender Beitrag: Engeln, A. (2013). User Experience als Ansatz zur Gestaltung marktattraktiver Produkte. In: Human Machine Interaction Design – gezielt wahrnehmen, sicher erkennen, attraktiv gestalten. 4. HMID Symposium. Stuttgart IKTD, 75-83. ISBN 978-3-922823-84-1.
Wo beziehst du sonst neues Usability-Wissen her?
Aus der Forschung von Fachkollegen und meinem eigenen Team.
Was sind deine Lieblingstools im Usability-Bereich?
Tools sind Werkzeuge: Ich kann völlig vernarrt z.B. in Maulschlüssel sein, sie helfen mir leidlich wenig, wenn ich eine Kreuzschlitzschraube öffnen will. Deshalb bestimmt sich der Wert eines Tools für mich immer nach dem Ziel, also der Fragestellung die ich verfolge.
Was ist die größte Herausforderungen bei deiner Arbeit in Bezug auf die Usability und was sind deine Lösungsansätze?
Die größte Herausforderung liegt für mich darin, die Produktentwickler vom Mehrwert des nutzerzentrierten Entwicklungsansatzes zu überzeugen: Obwohl viele Studien dafür sprechen, dass sich mit diesem Ansatz nicht nur der Markterfolg steigern lässt, sondern zudem Zeit und Kosten in der Produktentwicklungsphase eingespart werden, zeigen sich viele Entwickler beratungsresistent. Vermutlich irritiert viele die Ergebnisoffenheit des Ansatzes, sie möchten klare Produktziele definieren und darauf hinarbeiten.
An welchen Projekten arbeitest du gerade?
Meine Anwendungsprojekte kommen aus den Bereichen Kraftfahrzeug, Notfallsysteme, Medizintechnik und Konsumgüter. In der wissenschaftlichen Forschung beschäftige ich mich mit einem tieferen Verständnis der UX-Facetten Selbstausdruck, Verständlichkeit, Komfort-/Spaßerleben und Ästhetik.
Was war dein größtes „Aha-Erlebnis“ in Bezug auf Usability?
Für eine gute User Experience sind neben der Gestaltung des Produktes selbst die Marktkommunikation, der Vertrieb etc. entscheidende Gestaltungsfaktoren. Diese werden im User Experience Ansatz häufig nicht ausreichend beachtet, schließen aber erst den Kreis, User Experience ganzheitlich zu begreifen.