Methoden & Werkzeuge
Leitfaden für gute UX-Texte

Was macht gute UX-Texte aus?

Hervorragende Frage – und die Antwort findet ihr an dieser Stelle: und zwar in Form von acht Faustregeln oder "Heuristiken", die euch dabei helfen, eure UX-Texte so zu schreiben, dass Nutzer:innen digitale Produkte noch einfacher bedienen können, an den richtigen Stellen relevante Infos bekommen – und ein gutes Gefühl dabei haben. 

Für wen ist dieser Leitfaden gedacht?

Wir möchten mit diesem Leitfaden all jenen eine Hilfestellung bieten, die sich im Kontext von UX-Design mit der Gestaltung von Sprache befassen: von textaffinen UX-Designer:innen, Produkt-Designer:innen oder Content- Designer:innen bis zu Vollzeit-UX-Writer:innen.

Bei der Entwicklung des Leitfadens haben wir vor allem UX-Writing-Einsteiger:innen im Blick. Expert:innen werden viele Aussagen selbstverständlich erscheinen. Wir hoffen jedoch, dass auch UX-Writing-Profis neue Einsichten oder Diskussionsanregungen aus dieser Zusammenstellung bewährter Empfehlungen ziehen können.

Sind die Heuristiken Regeln oder Empfehlungen?

Sie sind Empfehlungen und Antworten auf die Leitfrage „Was macht gute UX-Texte aus?“, um UX-Professionals beim Erstellen und Bewerten von Texten zu helfen. Sie sind erfahrungsbasierte, durch Forschung fundierte Prinzipien, die dazu dienen sollen, schnell und einfach Entscheidungen zu treffen, ohne jedoch spezifische Lösungen vorzugeben.

Zur Eigenheit solcher „Faustregeln“ gehört auch, dass sie mitunter in Konkurrenz zueinanderstehen. Nicht immer können oder müssen alle Prinzipien gleichermaßen berücksichtigt werden. Wenn zu Gunsten der Markenkonformität entschieden wird, charakteristische Füllwörter zu nutzen, die auf Kosten der Prägnanz gehen, ist das völlig in Ordnung. Solche Entscheidungen liegen oft nicht allein in der Hand der UX-Writer:innen und sind fallspezifisch abzuwägen. (An welches Unternehmen denkst du beispielsweise, wenn du die Anrede „Hej“ liest?). Grundsätzlich sollten jedoch möglichst viele der Heuristiken zugleich Anwendung finden.

Aufbau der Heuristik-Kapitel

Die acht Heuristiken haben alle dieselbe Struktur:

  • 📕 Eine kurze Beschreibung von Relevanz und Ziel der Heuristik
  • 📋 Prüffragen, um zu untersuchen, ob eine Heuristik erfolgreich umgesetzt wurde. 
  • 💡 Tipps, die dabei helfen, die Heuristik konkret anzuwenden.
  • 🔠 Beispiele, die veranschaulichen, wie man die Heuristik in Texten zum Leben erweckt.

Dabei ist uns wichtig zu betonen, dass sich die Beispiele immer auf einen spezifischen, knapp skizzierten Anwendungsfall beziehen. Es handelt sich nicht um „Musterlösungen“, denn diese sind auf Grund der starken Kontextabhängigkeit von angemessener Sprache nicht allgemeingültig zu bestimmen.

Feedback willkommen

Wir wünschen allen Interessierten eine gewinnbringende Lektüre und freuen uns über Feedback und Ideen zur Weiterentwicklung an: ak-uxwriting@germanupa.de

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Heuristik 1: Nützlich

📕 Beschreibung

Nutzer:innen von interaktiven Systemen möchten mit diesen Systemen konkrete Aufgaben erledigen. UX-Texte sollen die Nutzer:innen bei der Erfüllung dieser Aufgaben unterstützen. Dies ist der Fall, wenn die Texte den Nutzer:innen auf ihrer User Journey hilfreiche Handlungsanweisungen geben. Nützliche Texte bieten Orientierung, schaffen Sicherheit und fördern die Effektivität der Interaktionen.

📋 Prüffragen

  • Vermittelt der Text, an welcher Stelle der User Journey sich die Nutzer:innen befinden?
  • Klärt der Text auf, was die Nutzer:innen tun / können / müssen, um ihr Ziel zu erreichen?
  • Bieten die Texte den Nutzer:innen ausreichend Informationen, um Konsequenzen abzuwägen und Entscheidungen zu treffen?

💡 Tipps

  • Finde für jeden Schritt der User Journey heraus, welche Fragen sich Nutzer:innen typischerweise stellen und sorge dafür, dass sie beantwortet werden.
  • Prüfe, ob andere Optimierungsmaßnahmen (z. B. grafische Anpassungen) erforderlich sind.
  • Verzichte auf Texte, die Nutzer:innen nicht an ihr Ziel bringen.

🔠 Beispiele

Beispiel 1

  • Produkt: Webanwendung für UI-Design
  • Nutzergruppe: UI-Designer:innen
  • Szenario: Der aktuelle Arbeitsstand wird automatisch gespeichert.
👎 Negativbeispiel 👍 Positivbeispiel
Einen Moment Geduld.
 
Dein Entwurf wird gespeichert. Dies kann einige Minuten dauern. Schließe oder aktualisiere die Seite in dieser Zeit nicht.
 
→ Unklar, was passiert und wie lange es dauert.  → Klar, was passiert, wie lange es dauert und was die Nutzer:innen tun bzw. nicht tun sollen. Als grafische Ergänzung könnte ein Fortschrittsbalken hinzugefügt werden. 

Beispiel 2

  • Produkt: Virenscanner-App
  • Nutzergruppe: Sicherheitsbewusste Smartphone-Nutzer:innen
  • Szenario: Das Ergebnis eines Virenscans wird angezeigt
👎 Negativbeispiel 👍 Positivbeispiel
Keine Bedrohung entdeckt: Ihr Gerät ist sicher.
 
Erfolgreicher Scan: Ihr Gerät ist sicher.
Sie müssen nichts weiter tun.
 
→ Der Begriff „Bedrohung“ deutet (irreführend) auf eine negative Nachricht hin – und es ist unklar, ob etwas zu tun ist. → Klare, eindeutige Aussage, dass nichts zu tun ist.

 

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Heuristik 2: Verständlich

📕 Beschreibung

Alle Nutzer:innen sollen UX-Texte leicht verstehen können. Eine klare, an den Kontext angepasste Sprache mit bekannten Benennungen und Formulierungen hilft dabei. Verständliche Texte ermöglichen auch Menschen mit Beeinträchtigungen oder geringen Sprachkenntnissen, Informationen zu verstehen und mit dem interaktiven System zu agieren. Neben einer angemessenen Wortwahl unterstützen auch möglichst einfache Satzstrukturen die Verständlichkeit.

📋 Prüffragen

  • Ist das verwendete Vokabular dem Kontext angemessen und für die Nutzergruppe leicht zu verstehen?
  • Ist die Satzstruktur möglichst einfach gehalten?
  • Sind Sätze inhaltlich logisch aufgebaut?

💡 Tipps

  • Sprich mit Nutzer:innen, um zu erfahren, welche Begriffe sie verwenden.
  • Führe Tests mit Nutzer:innen durch, um zu überprüfen, ob die gewählte Sprache für sie verständlich ist.
  • Frage dich, ob Abkürzungen, rhetorische Stilmittel wie Metaphern, Ironie und Redewendungen notwendig sind. Versuche, sie möglichst zu vermeiden.
  • Verwende Textanalyse-Tools, um Texte auf Verständlichkeit zu testen.

🔠 Beispiele

Beispiel 1

  • Produkt: Software für Finanzbuchhaltung
  • Nutzergruppe: Buchhalter:innen
  • Szenario: Nutzer:in hat ein Konto angelegt.
👎 Negativbeispiel 👍 Positivbeispiel
Vorgang 'new Acc' abgeschlossen. Weitere Schritte folgen.
 
Ihr Konto wurde angelegt. In Kürze erhalten Sie eine E-Mail für die abschließende Bestätigung. Bitte klicken Sie auf den darin enthaltenen Link.
 
→ Unschöner Mix zwischen Deutsch und Englisch.
→ „Acc“ als Abkürzung unverständlich.
→ Widersprüchliche Aussagen ("abgeschlossen" / "weitere Schritte").
→ Unklar, was Nutzer:innen tun müssen.
→ Eindeutige Informationen zum Geschehen und klare Anweisung, was als Nächstes zu tun ist.

Beispiel 2

  • Produkt: Website einer Tageszeitung
  • Nutzergruppe: Leser:innen
  • Szenario: Informationen zur Kündigung eines Abos werden dargestellt.
👎 Negativbeispiel 👍 Positivbeispiel
4.5.1 Für auf unbestimmte Dauer geschlossene Abonnements, die vor dem 1. März 2022 gemäß Ziffer 4.1.2 bzw. 4.1.3 abgeschlossen wurden, gilt nachfolgend (a) und für auf unbestimmte Dauer geschlossene Abonnements, die seit dem 1. März 2022 gemäß Ziffer 4.1.2 bzw. 4.1.3 abgeschlossen wurden, gilt nachfolgend (b).
(a) Auf unbestimmte Dauer geschlossene Abonnements können mit einer Kündigungsfrist von vier (4) Wochen zum Ablauf des Vorausberechnungszeitraumes gekündigt werden. Der Vorausberechnungszeitraum beträgt längstens ein (1) Jahr. [...]
 
Alle Abos – außer Probeabos – können mit einer Frist von höchstens vier Wochen gekündigt werden, auch wenn aus dem ursprünglichen Vertrag eine längere Frist hervorgeht. Falls die vereinbarte Frist weniger als vier Wochen beträgt, gilt die vereinbarte Frist. Bei einer Kündigung werden eingezahlte und nicht genutzte Beträge erstattet. Probeabos laufen automatisch nach der vereinbarten Frist ab und können nicht gekündigt werden.
 
→ Lange und komplizierte Sätze
→ Schwer verständlich und erfassbar
→ Viele Fachbegriffe
→ Einfache Satzstruktur
→ Alltagsnahe Sprache 

 

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Heuristik 3: Prägnant

📕 Beschreibung

Prägnanz bedeutet, einen Sachverhalt kurz und treffend zu formulieren. Alle für den aktuellen Schritt der User Journey wesentlichen Informationen sind im Text enthalten. Sonst nichts. Dadurch wird die kognitive Belastung der Nutzer:innen minimiert und die Effizienz ihrer Interaktion mit dem System gefördert.

📋 Prüffragen

  • Sind alle wesentlichen Informationen enthalten?
  • Können überflüssige Informationen entfernt werden?
  • Sind die wesentlichen Informationen direkt und schnell zu erfassen?

💡 Tipps

  • Überlege, was die wesentliche Information an dieser Stelle der User Journey ist.
  • Verwende eine aktive statt einer passiven Ansprache.
  • Verzichte auf Füllwörter. Prüfe dafür, welche Wörter sich streichen lassen, ohne eine Aussage wesentlich zu verändern (z. B. „sehr“, „besonders“, „ganz“).
  • Vermeide unnötige Nebeninformationen, Wiederholungen, Nominalstil und Floskeln.
  • Nutze für längere Texte gegebenenfalls Textanalyse-Tools, welche Verbesserungsmöglichkeiten für mehr Prägnanz aufzeigen.

🔠 Beispiele

Beispiel 1

  • Produkt: Nachrichten-Website
  • Nutzergruppe: Leser:innen
  • Szenario: Nutzer:in möchte einen Artikel kommentieren.
👎 Negativbeispiel 👍 Positivbeispiel
Sie müssen angemeldet sein, um einen Kommentar hinterlassen zu können.
 
Zum Kommentieren bitte anmelden
 
→ Unnötig komplexe Satzkonstruktion mit Passivformulierung, Haupt- und Nebensatz
→ Statt notwendiger Aktion wird ein Zustand beschrieben.
→ Reduzierung auf das Ziel und die erforderliche Aktion

Beispiel 2

  • Produkt: Nahverkehr-App
  • Nutzergruppe: Personen, die den Nahverkehr nutzen
  • Szenario: Nutzer:in möchte die schnellste Route zum Ziel finden.
👎 Negativbeispiel 👍 Positivbeispiel
Mit wenigen Klicks: Finde die einfachste und schnellste Route zum Ziel, egal ob mit Bus, Bahn, Tram oder Roller.
 
Finde die schnellste Route zum Ziel.
 
→ Unnötige Zusatzinformationen
→ Marketingorientierte Aussagen
→ Reduzierung auf das Wesentliche
→ Keine überflüssigen Informationen 

 

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Heuristik 4: Strukturiert

📕 Beschreibung

Nutzer:innen können Texte besser erfassen, wenn sie inhaltlich strukturiert und optisch gegliedert sind. Dadurch können sie relevante Informationen einfacher überblicken und schneller verstehen. Die Effizienz der Interaktion mit dem System wird so gesteigert. Dies gilt insbesondere für längere Texte wie Anleitungen oder Einführungen zu den Funktionen einer Anwendung.

📋 Prüffragen

  • Sind wichtige Informationen so dargestellt, dass sie schnell erfasst werden können?
  • Im Fall von längeren Texten: Werden Absätze, Hervorhebungen oder andere Formatierungsmöglichkeiten zur Strukturierung eingesetzt?
  • Hat der Text einen roten Faden?

💡 Tipps

  • Unterteile große Textblöcke mit Überschriften, Absätzen und Auflistungen.
  • Formuliere gleiche oder ähnliche Informationen einheitlich.
  • Hebe wichtige Informationen optisch hervor.

🔠 Beispiele

Beispiel 1

  • Produkt: Musik-App
  • Nutzergruppe: Musikliebhaber:innen
  • Szenario: Nutzer:in informiert sich über die Funktionen der App.
👎 Negativbeispiel 👍 Positivbeispiel
Mit dieser App kannst du Musik hören und das kostenlos. Und deine Favoriten mit all deinen Freunden teilen. Davor musst du noch eigene Playlisten erstellen und zwar so viele du willst. Leg jetzt los, klicke hier.
 

Mit dieser App kannst du ...

  • kostenlos Musik anhören
  • eigene Playlisten erstellen
  • deine Favoriten mit Freunden teilen

Also Kopfhörer anziehen und Lautstärke aufdrehen! 

[ Lieblingskünstler suchen ]
 

→ Langer Fließtext, der wirkt wie ein Gedankenstrang
→ Fehlende Gliederung
→ Einheitliche Formulierungen und Gruppierung gleichartiger Informationen
→ Übersichtliche Struktur durch Aufzählung 

Beispiel 2

  • Produkt: Website eines Mobilfunkanbieters
  • Nutzergruppe: Smartphone-Nutzer:innen
  • Szenario: Datenschutzerklärung der Website
👎 Negativbeispiel 👍 Positivbeispiel

I. Allgemeine Informationen (u. a. Kontakt, Datenschutzbeauftragter, Widerspruchsrecht, weitere Rechte)  
II. Besuch unserer Website (u. a. Informationen zur Datenverarbeitung auf dieser Website)

I. Allgemeine Informationen
An dieser Stelle informieren wir Sie über die Verarbeitung personenbezogener Daten während Ihres Besuchs auf unserer Website. Diese Hinweise gelten jedoch nicht für Websites anderer Unternehmen, auch wenn dort ein Link auf diese oder eine andere Website unseres Unternehmens gesetzt wurde. Die Hinweise haben keinen Regelungscharakter, sie dienen nur Ihrer Information.
 

I. Allgemeine Informationen

→ Viel Text mit wenig optischer Gliederung
→ Nicht auf einen Blick zu erfassen
→ Einfache Übersicht der verfügbaren Inhalte
→ Schnelle Navigation zu einzelnen Abschnitten über Links 

 

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Heuristik 5: Empathisch

📕 Beschreibung

Nutzer:innen werden dazu motiviert, mit einem System weiterhin zu interagieren, wenn sie sich von diesem verstanden fühlen. Idealerweise wird so eine emotionale Bindung aufgebaut. Dazu trägt neben einem passenden Vokabular vor allem die Tonalität bei. Diese sollte für die konkrete Nutzungssituation angemessen sein und kann entlang der User Journey variieren. Bei einem kritischen Warnhinweis ist beispielsweise weniger Fröhlichkeit angebracht als bei einer Buchungsbestätigung. Freundlich und respektvoll sollte die Ansprache jederzeit sein.

📋 Prüffragen

  • Ist der Text freundlich und respektvoll?
  • Passt der Stil des Textes zur Nutzergruppe?
  • Passt die Tonalität des Textes zur konkreten Nutzungssituation?
  • Geht der Text auf Emotionen der Nutzer:innen ein?
    (Sofern angemessen; dies gilt nicht für jeden Kontext.)

💡 Tipps

  • Stelle sicher, dass du ausreichende Informationen zu Nutzergruppen und Nutzungskontext hast.
  • Versetze dich in die emotionale Lage der Nutzer:innen in der konkreten Nutzungssituation und überlege, wie sie gerade angesprochen werden möchten.
  • Wechsle beim Lesen deiner eigenen Texte die Perspektive und frage dich, wie du auf den Text reagieren würdest.
  • Nutze beobachtende Research-Methoden, um einen Eindruck von den emotionalen Qualitäten der User Journey zu erhalten.

🔠 Beispiele

Beispiel 1

  • Produkt: Webseite der deutschen Bundesregierung
  • Nutzergruppe: Bürger:innen
  • Szenario: Absenden einer Nachricht über das Kontaktformular
👎 Negativbeispiel 👍 Positivbeispiel
Fehler in folgenden Feldern:
Betreff: Pflichtfeld nicht ausgefüllt
 
Geben Sie einen Betreff an, damit wir Ihr Anliegen schnell zuordnen und bearbeiten können.
 
→ Rein technische Aussage
→ Keine persönliche Ansprache
→ Wirkt kühl und distanziert 
→ Freundliche Ausdrucksweise
→ Persönliche Ansprache
→ Bemüht um Erläuterung und Verständnis  

Beispiel 2

  • Produkt: Shop auf einer Website
  • Nutzergruppe: Kund:innen
  • Szenario: Anmeldung bei bestehendem Kundenkonto
👎 Negativbeispiel 👍 Positivbeispiel
FALSCHES PASSWORT
 
Das Passwort stimmt leider nicht. Versuchen Sie es erneut oder klicken Sie auf "Passwort vergessen".
→ Großbuchstaben "schreien" Nutzer:innen an.
→ Fehlende Erläuterungen oder Handlungsanweisungen
→ Problem wird freundlich erläutert.
→ Lösungsmöglichkeiten werden aufgezeigt

 

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Heuristik 6: Markenkonform

📕 Beschreibung

UX-Texte sind Teil der Markenkommunikation. Sie sollten daher der Markenpersönlichkeit entsprechen, sodass sich für Nutzer:innen ein stimmiges Erlebnis entlang aller Touchpoints ergibt. Dies gilt sowohl für die Kommunikation innerhalb eines interaktiven Systems als auch darüber hinaus. Diese Konsistenz macht die Kommunikation authentisch und gibt Nutzer:innen Sicherheit.

📋 Prüffragen

  • Orientiert sich der Text an den relevanten Marken- und Produktmerkmalen (z. B. modern, locker, kompetent)?
  • Sind Terminologie und Stil in allen Kommunikationskanälen konsistent?
  • Wird die Corporate Language beachtet?
  • Soll eine bewusste Abweichung als "Eyecatcher" genutzt werden?

💡 Tipps

  • Tausche dich eng mit Markenverantwortlichen und anderen relevanten Abteilungen im Unternehmen aus. Beachte die Botschaften der Marke, die Produkt- und UX-Vision.
  • Prüfe, ob es bereits einen Redaktionsleitfaden (oder Content Styleguide) für die Marke gibt. Falls nicht, entwickle ihn gemeinsam mit den relevanten Stakeholdern.
  • Prüfe, ob es eine Terminologie-Datenbank gibt. Wenn ja, nutze sie.
  • Beachte, dass UX-Texte das primäre Ziel verfolgen, Nutzer:innen durch das interaktive System zu führen. Erst in zweiter Linie sollen UX-Texte das Markenbild unterstreichen.

🔠 Beispiele

Beispiel 1

  • Produkt: Website eines Party-Lieferservices (Markenwerte: hip, locker, lustig)
  • Nutzergruppe: Großstadtbewohner:innen
  • Szenario: Titel des Cookie-Hinweisbanners
👎 Negativbeispiel 👍 Positivbeispiel
Ihre Cookie-Einstellungen
 
Na klar, wir liefern auch Cookies.
→ Nüchtern und funktional
→ Siezen eher unpassend
→ Drückt Markenwerte aus
→ Stellt Bezug zum Serviceangebot her  

Beispiel 2

  • Produkt: Website eines Möbelhauses (Markenwerte: einfach, praktisch, anders)
  • Nutzergruppe: Junge, preisbewusste Kund:innen
  • Szenario: Suchfeld des Online-Shops
👎 Negativbeispiel 👍 Positivbeispiel
Suchbegriff eingeben Was suchst du?
 
→ Neutral und technisch
→ Kein Bezug zu Markenwerten
→ Drückt Markenwerte aus
→ Spricht Nutzer:innen direkt an

 

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Heuristik 7: Einheitlich

📕 Beschreibung

Einheitliche UX-Texte vermeiden Irritationen. Nutzer:innen erwarten bei der Interaktion mit einem System (wie mit einem Menschen) verlässliche, gleichartige Reaktionen. Überraschende Abweichungen stören. Ein konsistenter Gebrauch von Sprachmustern, Benennungen und Satzstrukturen sorgt zudem für einen hohen Wiedererkennungswert und erleichtert das Lesen und Verstehen der Texte.

📋 Prüffragen

  • Wird Terminologie konsistent angewendet?
  • Folgt der Sprachgebrauch einem klaren Muster?

💡 Tipps

  • Nenne Dinge präzise beim Namen, erkläre sie gegebenenfalls, aber bleibe bei diesen Begriffen und wiederhole sie.
  • Beachte: Einheitlichkeit ist auf verschiedenen Ebenen relevant, z. B.:
    • innerhalb einer Bildschirmanzeige
    • zwischen den Bildschirmanzeigen desselben interaktiven Systems
    • zwischen interaktiven Systemen desselben Herstellers
    • zwischen ähnlichen interaktiven Systemen unterschiedlicher Hersteller
  • Lege dir einen Redaktionsleitfaden mit Formulierungsmustern für alle Textsorten (z. B. Fehlermeldungen, Informationstexte) an. Prüfe alle neuen Texte auf diese Muster.

🔠 Beispiele

Beispiel 1

  • Produkt: Website eines Blutspendedienstes
  • Nutzergruppe: Spender:innen
  • Szenario: Anmeldung zur Blutspende
👎 Negativbeispiel 👍 Positivbeispiel
  • Geburtsdatum:
  • Ort der Geburt:
     
  • Geburtsdatum:
  • Geburtsort:
→ Uneinheitliche Wortkonstruktionen → Einheitliche Wortkonstruktionen 

Beispiel 2

  • Produkt: Website für Büroarbeitsgeräte
  • Nutzergruppe: Personen im deutschsprachigen Raum, die Arbeitsplatzlösungen für Industrie, Handel und öffentliche Auftraggeber suchen
  • Szenario: Produktbeschreibung
👎 Negativbeispiel 👍 Positivbeispiel
Wandhalterung, schwenkbar, for television sets between 42 and 58 inches Wandhalterung, schwenkbar, für Fernseher von 42 bis 58 Zoll
 
→ Vermischung von Deutsch und Englisch → Einsprachig

 Beispiel 3

  • Produkt: Website eines Nahverkehrsbunds
  • Nutzergruppe: Personen, die im Gebiet des Verkehrsbundes leben
  • Szenario: Verschiedene Banner auf der Startseite
👎 Negativbeispiel 👍 Positivbeispiel
  • Werde Fahrer*in bei uns: Lerne uns bei einem unserer Job-Events kennen.
  • Die Meinung unserer Kunden ist uns wichtig. Wir freuen uns auf Ihr Feedback!
  • Werde Fahrer*in bei uns: Lerne uns bei einem unserer Job-Events kennen.
  • Die Meinung unserer Kund*innen ist uns wichtig. Wir freuen uns auf dein Feedback!
     
→ Vermischung von Duzen und Siezen
→ Kein einheitlicher Einsatz geschlechtsneutraler Sprache 
→ Einsprachig
→ Einheitlicher Einsatz geschlechtsneutraler Sprache

 

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Heuristik 8: Fehlerfrei

📕 Beschreibung

UX-Texte, die frei von Grammatik- und Rechtschreibfehler sind, tragen positiv zur Wahrnehmung der Seriosität eines Produktes oder Service bei. Sie schaffen Vertrauen und geben Sicherheit. Vollständig grammatikalisch korrekt müssen UX-Texte jedoch nicht immer sein. Bewusste Abweichungen sind zulässig, wenn sie zur Zielgruppe und Marke passen und konsistent eingesetzt werden.

📋 Prüffragen

  • Entspricht der Text den aktuellen Regeln für Rechtschreibung und Grammatik?
  • Falls mehrere Sprachen verfügbar sind: Sind die Texte in allen Sprachen fehlerfrei?
  • Falls bewusste Abweichungen von Rechtschreib- oder Grammatikregeln durch die Markensprache vorgesehen sind: Werden vermeintliche Fehler einheitlich eingesetzt?

💡 Tipps

  • Nutze Tools für die Textprüfung und -korrektur.
  • Lasse Texte von einer anderen Person gegenlesen - Tools finden nicht alles und berücksichtigen bewusste Abweichungen nicht.
  • Falls es für Begriffe verschiedene zulässige Schreibweisen gibt, wähle diejenige, die passend für die Nutzergruppe ist - und verwende sie durchgängig (z. B. Portemonnaie vs. Portmonee).

🔠 Beispiele

Beispiel 1

  • Produkt: B2B-Applikation
  • Nutzergruppe: Mitarbeiter:innen
  • Szenario: Zugang zum Hilfebereich im Header
👎 Negativbeispiel 👍 Positivbeispiel
Hifle
 
Hilfe
→ Mutmaßlicher Tippfehler → Korrekte Schreibfehler 

Beispiel 2

  • Produkt: Online-Plattform für Ferienunterkünfte
  • Nutzergruppe: Urlauber:innen, die ein Domizil buchen möchten
  • Szenario: Reservierungsbestätigung per E-Mail
👎 Negativbeispiel 👍 Positivbeispiel
Wandhalterung, schwenkbar, for television sets between 42 and 58 inches Wandhalterung, schwenkbar, für Fernseher von 42 bis 58 Zoll
 
→ Vermischung von Deutsch und Englisch → Einsprachig

 Beispiel 3

  • Produkt: Website eines Nahverkehrsbunds
  • Nutzergruppe: Personen, die im Gebiet des Verkehrsbundes leben
  • Szenario: Verschiedene Banner auf der Startseite
👎 Negativbeispiel 👍 Positivbeispiel
Ihre Reservierung ist In Erwartung der Bestätigung (auf Zahlung wartend) Ihre Reservierung wurde bestätigt. Wir warten auf Ihre Anzahlung.
 
→ Fehlerhafte Groß-/Kleinschreibung und Interpunktion
→ Zumindest ungewöhnliche Grammatik 
→ Keine Schreibfehler
→ Klare Satzstruktur

 

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