German UPA | Beitrag vom 31.03.2015 –
G-UPA Mitglied der halbWoche: Oliver Stickel
Um den Austausch zwischen den fachlich so breit gefächerten German UPA Mitgliedern zu fördern und die verschiedenen Blickwinkel auf das Thema Usability kennenzulernen, stellen wir ab sofort 2mal pro Woche ein Mitglied persönlich vor.
Auch du bist herzlichen eingeladen den > Fragebogen für diese Aktion < (zumindest teilweise) auszufüllen. Wir freuen uns auf deine Rückmeldung!
- Oliver Stickel
- Wissenschaftlicher Mitarbeiter
- Mitglied seit 2013
Wie bist du zur Usability gekommen?
Eine gewisse Faszination für Computer und Technik war immer vorhanden und über mein Bachelor-Studium an der Uni Duisburg-Essen (angewandte Kognitions- und Medienwissenschaften) habe ich dann erste richtige Erfahrungen an der Schnittstelle zwischen Mensch und Technik gesammelt, hier noch aus einer recht psychologisch geprägten Perspektive. In meinem Master-Studium - Human Computer Interaction an der Uni Siegen - habe ich mich dann so richtig auf das Themenfeld spezialisiert. Hier allerdings eher geprägt aus einer praxisnahen, auf viel empirischer Feldarbeit beruhenden Richtung, die mir bis heute sehr gut gefällt, weshalb ich hier auch als wissenschaftlicher Mitarbeiter verbleibe.
Warum bist du Mitglied in der German UPA?
Die Vernetzung mit interessanten Menschen unter gemeinsamem Interesse am Thema Usability halte ich für sehr wichtig - gerade als Akademiker sind Austausch und Diskussionen natürlich essentiell. Auch die Arbeit der UPA an Veranstaltungen wie der Mensch und Computer halte ich für wichtig und sehr unterstützenswert.
Wo beziehst du sonst neues Usability-Wissen her?
Als Wissenschaftler bezieht man sein Wissen üblicherweise aus Konferenzbänden und Journal-Veröffentlichungen sowie letztlich auch aus persönlichem Kontakt und Austausch sowohl mit Forschern als auch mit Praktikern aus einer Vielzahl von Bereichen - z.B. in Form von Workshops auf Konferenzen oder auch im Rahmen unserer Forschungsprojekte in denen wir fast immer auch Industriepartner an Bord haben.
Welche Konferenzen / Veranstaltungen empfiehlst du?
- ACM CHI Conference on Human Factors in Computing Systems
- NordiCHI
- ECSCW
- Mensch und Computer
Was sind deine Lieblingstools im Usability-Bereich?
Ein Whiteboard, zwischendurch auch mal ein iPad mit Stylus (drei Kreuze im Kalender wenn sich Apple endlich zu einem eigenen Stift überwindet), ein Audiorecorder / Smartphone und eine wache Auffassungsgabe. Wenn es dann um die Analyse der erfassten Daten geht, kann Software wie atlas.ti helfen - die wichtigsten Mittel sind aber zweifellos der kontinuierliche Austausch mit Kollegen zwecks anderer Perspektive und vor allem den Nutzern selbst.
Was wünscht du dir von der Usability Branche in Zukunft?
Ich sehe - nicht zuletzt auch in Studierenden, die sich für Mensch-Computer Interaktion oder ähnliche Studiengänge interessieren - häufig eine starke Fokussierung auf die reine Interface-Optimierung von Produkten wie z.B. Websites. Nach meinem Verständnis ist das aber nur eine Facette - wer sich um Usability und UX kümmert, der sollte sich für mein Verständnis auch tiefer mit Aspekten wie der (Arbeits-)Praxis von Nutzern oder auch der Physikalität der Geräte, um die es geht, befassen. Hier verschwimmen dann die Grenzen zwischen Usability, UX, Informatik, Interaktionsdesign, Industrial Design, Fertigung, Psychologie und einer ganzen Reihe anderer Disziplinen, von denen man aus meiner Sicht zumindest ansatzweise etwas verstehen sollte.
An welchen Projekten arbeitest du gerade?
Ich beschäftige mich hauptsächlich mit Digitaler Fabrikation (also z.B. 3D-Druck) und (Sub-)Kulturen des Selbermachens und der Innovation - Maker, Fab Labs und Makerspaces sind hier die wichtigsten Schlagworte. Das Zitat, das ich oben angeführt habe, verdeutlicht die Frage dahinter sehr gut: Kann durch neuartige digitale Fabrikation, zusammen mit globaler Kollaboration und einer Open Source-Ideologie eine fairere Welt entstehen? Ich glaube, es gibt zumindest Chancen dafür und wichtige Teilschritte hierfür sind die Usability sowie die Aneignungs- und Kollaborationsunterstützung an, durch und mittels der entsprechenden Maschinen - einmal ganz platt gesprochen: Wer derzeit als Neuling einen 3D-Drucker bedient, der erlebt alles andere als gute Usability und User Experience.
Was war dein größtes „Aha-Erlebnis“ in Bezug auf Usability?
Das dürfte vor Jahren die Durchführung meines ersten "eigenen" Usability-Tests, ganz klassisch mit "Lautem Denken" und mehreren Probanden gewesen sein, der sich um einem Papierprototypen einer App, die ich konzipiert hatte, drehte. Es war unglaublich erleuchtend (und vielleicht ein klein wenig frustrierend - das kennen wir ja alle, wenn es um "unsere" Designs geht), wieviele Probleme an Stellen, die ich selbst nie antizipiert hätte, auftraten und wieviel besser das Interaktionskonzept durch iteratives Testen wurde.