German UPA | Beitrag vom 28.11.2017 –
Stuttgart feierte den World Usability Day 2017
Für viel Gesprächsstoff sorgte ein ausgewogenes Programm aus praxisnahen Vorträgen und Workshops, bei denen die Teilnehmer selbst aktiv wurden und neue Methoden ausprobierten.
Interaktive Produkte, die bei allen Menschen für positive Nutzungserlebnisse sorgen – das ist ein erstrebenswertes, bisher aber unerreichtes Ideal. Immer noch erschweren es schlecht konzipierte Systeme insbesondere Menschen mit Behinderung, moderne (Kommunikations-)Technik zu nutzen und am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Grund genug, das Thema "Inklusion durch User Experience" in den Mittelpunkt des diesjährigen WUD Stuttgart zu rücken.
Einen bemerkenswerten Beitrag zum Thema lieferte Marcus Lemke, der selbst von Geburt an körperlich behindert ist und barrierefreie Software entwickelt. In seinem Vortrag "Inklusion von Barrierefreiheit in die Benutzerfreundlichkeit" erinnerte er daran, dass Inklusion nicht bloß ein nettes Feature, sondern ein weltweites Menschenrecht ist. Wie sich mangelnde Barrierefreiheit anfühlt, verdeutlichte er dem Publikum anhand alltäglicher Herausforderungen, vor denen Menschen mit Behinderung im Umgang mit interaktiven Produkten täglich stehen: Wie würdet ihr eine Computer-Maus mit geschlossenen Augen bedienen? Was tut ihr, wenn Farben euch leiten sollen, ihr sie als sehbehinderter Mensch aber nicht erkennt? Marcus Lemkes Vortrag war ein leidenschaftliches Plädoyer dafür, UI-Konzepte auch aus der Perspektive von Menschen zu denken, deren Sehvermögen, Körperfunktionen oder geistige Fähigkeiten von der Norm abweichen.
Aber auch mit Themen wie autonomes Fahren, Augmented Reality oder disruptive Innovationen sorgten die Referenten aus Wissenschaft und Praxis für restlos belegte Vortragssäle und viele Aha-Momente.
Buchstäblich Schlange standen die Teilnehmer, um zu erfahren, wie man beim autonomen Parken für bestmögliche Nutzungserlebnisse sorgt: Manfred Dorn von der User Interface Design GmbH (UID) präsentierte in seinem Vortrag "User Interface für assistiertes Parken" einen autonomen Parkassistenten, der den Weg zur heimischen Garage lernt und dann eigenständig einparkt. Aus erster Hand erfuhren die Zuhörer, wie das UID-Team ein User Interface entwickelte, dass sowohl die technische Reife des Assistenzsystems optimal in Szene setzt als auch bestmögliche Nutzungserlebnisse schafft.
Über Nutzungserlebnisse ganz neuer Art sprachen Christoph und Tobias Kehrein von Gigatronik in ihrem Vortrag "VR/AR User Experience Design". Die beiden warfen die Frage auf, wie sich gebräuchliche Bedienmetaphern interaktiver Produkte – beispielsweise Swipe, Tap, Double-Tap oder Pinch – mit dem Aufkommen disruptiver VR- und AR-Technologien verändern könnten. Mögliche Antworten präsentierten sie am Beispiel einer selbst entwickelten AR-App fürs Smartphone. Mit dem Prototyp werden virtuelle Elemente ganz einfach über das Bewegen des Smartphones zum Körper hin oder vom Körper weg vergrößert bzw. verkleinert. Im Anschluss diskutierten die beiden Referenten mögliche Anwendungsbeispiele im Industriekontext.
Disruptive Innovationen behandelte auch Dr. Lorenz Hagenmeyer von Bosch in seinem gleichnamigen Vortrag. Der UX-Experte stellte ein Vorgehen vor, dass sich bei Bosch zum Auffinden disruptiver Innovationen bewährt hat – die "Disruption Teams". Das sind Gruppen von Bosch-Mitarbeitern, die aus verschiedenen Bereichen und Ländern kommen, um mithilfe von Design Thinking bestehende Geschäftsmodelle des Konzerns zu hinterfragen und nach neuen Trends und Business-Strategien zu suchen.
Wer mehr über Design Thinking und andere kreative UX-Methoden erfahren wollte, hatte im Methoden-Parcours reichlich Gelegenheit dazu. Verschiedene Methodentische informierten unter anderem über Cultural Probes, Erlebniskarten oder Thinking Hats und luden zum Ausprobieren und Mitmachen ein.
Alles in allem war der WUD in Stuttgart auch 2017 ein voller Erfolg. Vielen Dank an das engagierte Organisations-Team, die motivierten Referenten und das interessierte Publikum, die zu dem gelungenen Event beigetragen haben!
Autorin:
Ana-Marija Grebenar - Corporate Communications
User Interface Design GmbH | Ludwigsburg