German UPA | Beitrag vom 10.07.2020 –
User Experience thinks.
Steven Krug's Don´t make me think gilt nicht für unseren alltäglichen Arbeits- und Denkablauf. Denn wie Peter Parker schon feststellte, mit großer Macht kommt große Verantwortung. Im neuen Arbeitskreis EthiX soll es um die Frage gehen, wie wir - Usability und User Experience Professionals - unserer immer größer werdenden Verantwortung überhaupt gerecht werden können.
Mit unseren Ergebnissen wird Einfluss geübt. Einfluss über dessen Bedeutung, die Rolle, dessen Nutzung oder Wert, dessen Sinn und Wirksamkeit. Die Entscheidungen, welche wir als Usability und UX Professionals heute treffen, definieren unser Morgen.
Fairness, Transparenz, Nachhaltigkeit:
Das sind nur einige der Anforderungen, die an die Früchte unserer Arbeit gestellt werden und gestellt werden müssen.
Von der Konzeption bis zum Testen; Vom Analogen bis zum Digitalen:
Übergreifend über alle bereits bestehenden Themenbereiche der Usability und des User Experience, ergeben sich ethische Fragestellungen. Ob Beeinflussung der Kommunikation durch Persuasivität oder des Verhaltens durch Nudging. Produkte, Dienstleistungen, Umgebungen und Einrichtungen müssen mit moralisch durchdachter Usability und User Experience ausgestattet werden. Dies erfordert eine stetige Herausarbeitung und einen fortlaufenden Dialog über moralische Aspekte von bereits Bestehendem, sich Wandelndem oder auch erst noch auf uns zukommenden Technologien, Strategien und Methoden.
"Ohne High Touch, funktioniert High Tech nicht. Je einflussreicher die Technologie wird, desto wichtiger wird auch der menschliche Faktor, der sie kontrolliert." (Stephen Richards Covey)
Wir, als Usability und UX Professionals, gestalten die Anwendung dieser Technologien. Eine Reihe vielversprechender spezifizierter Verfahren wie Ethics by Design, Value Sensitive Design oder dessen gesetzlich vorgeschriebenes Data protection by Design, sind bereits zur Unterstützung für eine ethische Technikgestaltung vorhanden und werden auch sukzessive weiterentwickelt. Hinzukommen partizipative Ethik-Evaluationsverfahren, wie MEESTAR. Aber auch allgemeine Brainstorming- und Analyse-Werkzeuge wie das Ethics Canvas, stehen uns bereits zur Verfügung.
Als Leitplanken für die Entscheidungsfindung soll aber auch eine Berufsethik dienen. Sie soll nicht belehren, sondern Orientierung bieten. Sie soll mitwirken, durch verantwortungsbewusstes Handeln, Vertrauen in unsere Arbeitsergebnisse zu schaffen. Die unscharfe Linie zwischen Unterstützung und Bevormundung, zwischen Weg ebnen und Weg vorgeben, muss klar gezogen werden. Eine solche Professionsethik, liegt bisher noch nicht kodifiziert vor und ihre Voraussetzungen müssen überhaupt erst einmal geklärt werden. Ohne das Charakteristikum der Verbindlichkeit bleibt ein solches Unterfangen ohne Effekt und die Bemühungen eine intellektuelle Übung. Wenn bei der Entwicklung eines solchen professionsethischen Leitbildes jedoch eine Vielzahl von relevanten Akteuren eingebunden wird, hat dieser Prozess das Potenzial, ein verbindliches Ergebnis hervorzubringen.
Wie soll eine erfolgreiche Professionsethik für uns, Usability und User Experience Professionals, sein? Wie kreieren wir Verbindlichkeit für eine solche Professionsethik? Und wie lässt sich ihr Erfolg messbar machen? Was können wir von Pressekodex und Hippokratischem Eid lernen? Und wie können wir diese Ergebnisse auf unsere Arbeit übertragen? Mit diesen grundlegenden Fragen wollen wir uns im Rahmen eines gemeinsamen Arbeitskreises auseinandersetzen, gemeinsame Ideen entwickeln und auf kraftvolle Beine stellen.
Ein herzliches Willkommen an Alle, die am runden Tisch des Arbeitskreises EthiX um die Ecke denken wollen. Und ein herzliches Willkommen an Alle, die heute die gemeinsame Basis für ein wertvolles Morgen schaffen wollen: mb@germanupa.de.