German UPA | Beitrag vom 11.04.2025 –
UX auf Staatsniveau: Warum der neue Koalitionsvertrag ein Wendepunkt für UX-Professionals sein könnte
Thomas fasst dir das Wichtigste zusammen
Ein Koalitionsvertrag ist meist eine bürokratische Mammutlektüre – nicht so für UX-Professionals. Denn was CDU und SPD für die kommenden Jahre in Deutschland planen, könnte die Arbeit von UX-Expert*innen auf eine neue Stufe heben. Im Zentrum: Ein geplantes Digitalministerium, nutzerzentrierte Gesetzgebung und konkrete Projekte in digitaler Verwaltung, Künstlicher Intelligenz und Open Source. Die German UPA – vertreten durch Präsident Thomas Jackstädt – hat die wichtigsten Punkte eingeordnet. Und die haben es in sich.
Ein eigenes Digitalministerium – endlich ein offizieller UX-Kanal zur Politik
UX-Arbeit hatte bislang keinen strukturellen Platz in der politischen Landschaft. Mit dem Digitalministerium ändert sich das. Jetzt könnten UX-Themen direkt in Gesetzesvorhaben und Verwaltungsprozesse integriert werden – nicht erst nachträglich als Reaktion auf Nutzerbeschwerden.
Diese institutionelle Anbindung ist kein symbolischer Akt, sondern ein echtes Power-Up für UX in Deutschland: verbindliche Ansprechpartner*innen, strukturierte Beteiligungsformate und strategische Sichtbarkeit.
Digitaltaugliche Gesetze und nutzerzentrierte Verwaltung
Ein weiteres Novum: Gesetze sollen künftig „digitaltauglich“ geschrieben werden. Was trocken klingt, hat enorme Auswirkungen. Denn damit sollen staatliche Leistungen möglichst antragsfrei bereitgestellt werden – Bürgerinnen und Bürger müssen also nicht mehr Anträge ausfüllen, sondern bekommen Leistungen automatisiert.
Thomas bringt es auf den Punkt: „Das zu gestalten wird eine Aufgabe für UX Professionals werden.“ Denn hier geht es um konkrete User Flows, Datenmodelle, Accessibility – kurz: um das Design der Verwaltung von morgen. Und das ist mehr als Interface-Arbeit, das ist Strukturdesign auf Staatsniveau.
Open Source und Datenschutz neu gedacht
Die Bundesregierung will bestehende Open-Source-Projekte wie das EUDI-Wallet ausbauen. Für UX heißt das: Arbeiten auf öffentlich zugänglichen Plattformen mit langfristigem Impact. Gleichzeitig soll die Datenschutzaufsicht vereinfacht werden – speziell für KMU und Vereine. Das schafft Spielräume für pragmatische, menschenzentrierte Lösungen, ohne dabei rechtliche Klarheit zu opfern.
Kritikpunkt „Digital Only“ – UX muss für alle gestalten
So positiv der Fokus auf Digitalisierung ist – ein Thema macht Sorgen: Der Begriff „Digital Only“ bei staatlichen Dienstleistungen. Thomas warnt: „Bei ungefähr 3 Millionen Menschen in Deutschland, die keinen Zugang zu digitalen Medien haben, würden wir hier ein Problem haben.“ Inklusion und Barrierefreiheit dürfen keine Fußnoten sein. UX-Teams stehen hier in der Verantwortung, hybride Lösungen zu gestalten – analog und digital, intuitiv und zugänglich.
KI und Quanten – neue UX-Felder entstehen
Besonders zukunftsweisend: Die Themen KI und Quantencomputing. Die Regierung denkt groß – mit Rechenzentren, Förderprogrammen und Fachkräfteeinwanderung. Doch für UX wird’s konkret bei den Anwendungen: „Wir gestalten auch hier die Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine“, sagt Thomas. Die Herausforderung: KI-Systeme erklärbar, transparent und kontrollierbar zu machen – ohne die Komplexität zu verschleiern.
Fachkräfte gewinnen, Karrieren ermöglichen
Mit dem „1000-Köpfe-Programm“ sollen internationale Spitzenkräfte ins Land geholt werden – und bestehende Forschungskarrieren durch bessere Projektbedingungen gestärkt werden. Für UX bedeutet das neue Kollaborationsmodelle, internationale Teams und Forschungstransfer – sofern die Finanzierung klar geregelt wird. Und genau hier hapert es noch: „Wie das konkret aussehen soll und wie das finanziert werden soll, ist nicht klar“, mahnt Thomas.
Die Koalition meint es ernst – UX ist kein Nebenschauplatz mehr
Begriffe wie Nutzerfreundlichkeit, Nutzerzentrierung und Barrierefreiheit finden sich direkt im Koalitionsvertrag – nicht im Kleingedruckten, sondern prominent. Das unterstreicht: UX ist kein Nice-to-have mehr, sondern wird als strategischer Hebel verstanden, um staatliche Digitalisierung erfolgreich zu gestalten.
Fazit
UX bekommt mit diesem Koalitionsvertrag nicht nur eine politische Heimat, sondern eine klare, strategische Rolle. Die kommenden Jahre werden entscheidend sein: für nutzerfreundliche Verwaltung, barrierefreie digitale Dienste und KI-Anwendungen, die Menschen wirklich helfen. UX-Professionals sollten jetzt nicht zögern – sondern mitgestalten.
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