German UPA | Beitrag vom 05.11.2025 –
UX-/Usability-Branchenreport 2025: Zwischen Begeisterung, Realität und Professionalisierung
Diversität der Wege
Nur ein Viertel der Befragten wusste schon zu Studienbeginn, dass sie im UX-/Usability-Bereich arbeiten wollen. Der häufigste Einstiegspunkt? Das Studium selbst (51 %), gefolgt von beruflichen Aufgaben (24 %) und Empfehlungen aus dem Umfeld (6 %).
Der meistgenannte Antrieb: persönliches Interesse und die Sinnhaftigkeit der Arbeit.
Trotz dieser intrinsischen Motivation sehen 12 % der Befragten Gründe gegen eine UX-Karriere. Genannt werden u.a. Unsicherheit durch KI und geringe Wertschätzung der UX-Rolle im Unternehmenskontext.
Gehälter
Das durchschnittliche Jahresgehalt in der UX-Branche liegt 2025 bei 66.445 € – und steigt signifikant mit Berufserfahrung:
| Erfahrung | Ø Jahresgehalt |
|---|---|
| 1–3 Jahre | 50.430 € |
| 4–7 Jahre | 63.981 € |
| 8–12 Jahre | 71.446 € |
| 12+ Jahre | 75.951 € |
Besonders interessant: UX-/Usability Professionals mit Personalverantwortung verdienen deutlich mehr, ebenso wie diejenigen im Süden Deutschlands.
Freelancer verdienen im Vergleich hochgerechnet wesentlich mehr (114.042 €), allerdings bei starker Varianz und einer durchschnittlichen Auslastung von nur 124 Tagen pro Jahr.
UX-Freelancer: Viel Erfahrung, wenig Sicherheit
Freelancer bilden nur 9,5 % der Befragten – aber ihre Antworten werfen ein Schlaglicht auf eine Branche, in der Relevanzvermittlung und Kundenzugang zentrale Probleme darstellen.
Die Top-Probleme für Selbstständige:
- Kontakt zu potenziellen Auftraggebern (63 %)
- Vermittlung der UX-Relevanz (47 %)
- Investitionsbereitschaft der Kunden (44 %)
Recruitingprobleme bestehen weiter: 38 % nennen fehlendes UX-Fachwissen, 25 % unpassende Gehaltsvorstellungen.
UX-Angestellte: Jobtitel und Realität klaffen auseinander
"User Experience Designer" bleibt der mit Abstand häufigste Jobtitel (28 %), gefolgt von "UX Consultant" (12 %) und "UX Researcher" (9 %). Doch 32 % der Befragten nutzen individuelle Titel, die nicht in vorgegebene Kategorien passen – ein Indikator für die noch immer mangelnde Standardisierung in der Branche.
Interdisziplinarität: Gut gemeint, meist auch gut gemacht
Teams in der UX-/Usability-Branche sind 2025 deutlich interdisziplinär aufgestellt – mit durchschnittlich hoher Zufriedenheit:
- Interdisziplinarität als Wert: 4,0 / 5
- Gelebte Interdisziplinarität: 3,9 / 5
- Anerkennung fachfremder Perspektiven: 3,9 / 5
Am häufigsten arbeiten UX-/Usability-Professionals mit Teams aus den Bereichen Informatik (72 %) und Design (64 %) zusammen. Weniger präsent sind Psychologie (26 %), BWL (31 %) oder Ingenieurwissenschaften (18 %).
Wohlbefinden: Zufrieden, aber mit blinden Flecken
62 % der UX-/Usability-Professionals sind zufrieden oder sehr zufrieden mit ihrem aktuellen Arbeitgeber – ein solider Wert, aber niedriger als 2023 (68 %).
Die Arbeitsatmosphäre wird durchweg positiv bewertet (m=4,1), ebenso das Teamklima (m=4,27). Auch das Gefühl, „man selbst sein zu können“, wird relativ hoch eingeschätzt (m=3,83).
Geschlechterperspektive:
- Frauen glauben stärker an Karrierechancen trotz Teilzeit (m=3,25) als Männer (m=2,96)
- Die tatsächliche Realität zeigt: Karriere in Teilzeit ist nach wie vor schwierig
Was UX-/Usability-Professionals begeistert – und was sie nervt
Top-Trends 2025:
- Generative KI & ChatGPT
- Accessibility & Inklusion
- Design Systems
- Nachhaltigkeit
- UX Research
Doch Vorsicht: Dieselben Themen tauchen auch in der Liste der „nervigsten Trends“ auf – v. a. Generative AI, Chatbots, das Metaverse und Design Systems.
Das unterschätzte Gold: Accessibility & UX Writing
Barrierefreiheit bleibt das am meisten genannte Feld mit ungenutztem Potenzial – wie schon in den letzten Jahren. Hinzu kommen u. a. UX Writing und User Research.
Praxisnahe Tipps für UX Professionals
- Nutze dein Netzwerk aktiv für Recruiting – LinkedIn & persönliche Kontakte funktionieren besser als Jobportale.
- Vermeide generische UX-Titel – spezifische Bezeichnungen wie „UX Researcher“ oder „Product Designer“ steigern die Klarheit intern wie extern.
- Sprich frühzeitig über Gehalt und Aufstiegsmöglichkeiten – diese zählen zu den häufigsten Wechselgründen.
- Bleib interdisziplinär lernfähig – 2025 gewinnt, wer Schnittstellen mit Tech, Design und Business aktiv bespielt.
- Investiere in Fortbildung zu Accessibility und AI – nicht nur wegen Trends, sondern wegen konkreter Nachfrage und gesellschaftlicher Relevanz.
- Reflektiere deine Positionierung als Freelancer – klare Abgrenzung zu Mitbewerbern zahlt sich aus.
- Verkürze deinen Bewerbungsprozess – je schneller du reagierst, desto besser besetzt du UX-Stellen.
Fazit
Die UX-/Usability-Branche in Deutschland ist 2025 so divers, leidenschaftlich und herausgefordert wie nie. Das persönliche Commitment der Professionals ist hoch – doch es fehlt weiterhin an Standardisierung, Anerkennung und klarer Positionierung.
Barrierefreiheit und User Research bieten echte Entwicklungspotenziale, während der Hype um KI und ChatGPT ambivalent erlebt wird.
Klar ist: UX und Usability dürfen kein Buzzword bleiben. Die Zukunft gehört jenen, die Gestaltungswillen mit strategischer Klarheit verbinden.