Podcast | 15. Mai 2025
Barrierefreiheit als UX-Auftrag: Das BFSG und die Rolle der UX-Professionals mit Ediz Kiratli

Anlässlich des Global Accessibility Awareness Day sprechen wir mit Ediz Kiratli, UX-Experte und Leiter des Arbeitskreises Barrierefreiheit bei der German UPA, über die Auswirkungen des Barrierefreiheitsstärkungsgesetzes (BFSG), das ab dem 28. Juni 2025 in Kraft tritt. Im Zentrum steht, welche Verantwortung UX-Professionals bei der Umsetzung digitaler Barrierefreiheit tragen – konzeptionell, strategisch und operativ. Es geht um häufige Missverständnisse, rechtliche Anforderungen, branchenspezifische Implikationen und konkrete Handlungsempfehlungen für UX-Teams. Ergänzt wird das Gespräch durch einen Ausblick auf KI-gestützte Unterstützung, Tipps für inklusive Usability-Tests sowie persönliche Erfahrungen aus der Praxis. Ein unverzichtbarer Deep Dive für alle, die Barrierefreiheit nicht nur als Pflicht, sondern als UX-Kernkompetenz verstehen.

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Ediz Kiratli

Ediz Kiratli ist seit über 15 Jahren in der UX-Branche tätig und aktuell als Referent für Usability bei der VBG aktiv. Zudem leitet er seit zwei Jahren den Arbeitskreis Barrierefreiheit der German UPA. Er steht für praxisnahe Aufklärung, strategische UX-Integration und die Weiterentwicklung barrierefreier Standards.


Takeaways

  • Das BFSG tritt am 28. Juni 2025 in Kraft und verpflichtet Unternehmen, digitale Produkte und Dienstleistungen barrierefrei anzubieten – von E-Books bis Selbstbedienungsterminals.
  • Barrierefreiheit ist kein Projektabschluss, sondern ein kontinuierlicher Prozess. Updates und neue Features müssen dauerhaft überprüft werden.
  • UX-Professionals spielen eine Schlüsselrolle: Sie können schon in der Konzeptionsphase Barrieren vermeiden – statt sie am Ende teuer zu reparieren.
  • Typische Missverständnisse:
    • „Einmal barrierefrei – immer barrierefrei“ funktioniert nicht.
    • „Das macht der Entwickler am Ende schon“ ist riskant und teuer.
    • Barrierefreiheit betrifft nicht nur stark eingeschränkte Nutzer:innen – auch Alter oder temporäre Einschränkungen spielen eine Rolle.
  • Gesetz klingt technisch – ist aber Verbraucherschutz:
    • Ziel ist digitale Teilhabe für alle.
    • Kleine Unternehmen werden durch Übergangsfristen entlastet, aber die Verantwortung bleibt.
  • UX-Testing mit betroffenen Nutzer:innen bringt echte Aha-Momente. Der Zugang zu passenden Testpersonen muss jedoch noch besser werden.
  • Tools & Einstieg:
    • Auch ohne Code-Kenntnisse können UXler viel prüfen – z. B. mit dem Color Contrast Analyzer.
    • Einstieg über Farbkontraste oder Designsysteme lohnt sich.
  • Designsysteme und Komponentenbibliotheken sind entscheidend: Sie sollten Barrierefreiheit „by default“ mitbringen.
  • Wirtschaftliche Relevanz:
    • Barrierefreiheit ist kein „Nice-to-have“, sondern ein Marktvorteil – besonders bei älteren Zielgruppen.
    • Wer früh dran ist, spart langfristig und gewinnt Vertrauen.
  • Wunsch an die UX-Community:
    • Dranbleiben! Barrierefreiheit nicht als Einmalaufgabe sehen.
    • Austausch fördern, Wissen teilen, Best Practices etablieren.

Transkript

**Frede (Moderatorin):** [00:00:00] UX im Fokus Hallo und herzlich willkommen Edith, schön, dass du heute bei uns bist. Wir wollen uns ja anlässlich des Global Accessibility Awareness Days ein bisschen über das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz austauschen was ja ab dem 28. Juni in Kraft tritt und bevor wir direkt thematisch einsteigen, wäre es super, wenn du dich unserer UX-Community vielleicht nochmal ganz kurz vorstellen könntest.

**Ediz Kiratli:** Hallo Frede hallo in die Community. Mein Name ist Edis Kiratli. Ich arbeite seit über 15 Jahren in der UX-Branche bei verschiedenen UX-Dienstleistern. Seit sieben Jahren bin ich bei der VBG tätig als Referent für Usability, der die Themen auch der Barrierefreiheit abdeckt. Und parallel dazu bin ich seit knapp vier Jahren im AK Barrierefreiheit aktiv, seit zwei [00:01:00] Jahren als Leitungsfunktion und freue mich, das Thema Barrierefreiheit in der UX-Community zu bearbeiten und Wissen zu vermitteln.

**Frede (Moderatorin):** Ja, da freuen wir uns auch. Vielen Dank auf jeden Fall für dein Engagement Nun haben wir uns ja heute anlässlich des Global Accessibility Awareness Day getroffen und mich würde natürlich zuallererst interessieren was bedeutet dieser Tag für dich persönlich und warum sollte er für alle UX-Professionals relevant sein?

**Ediz Kiratli:** Ja das war so mein Einstieg so ein bisschen mehr in dieses Thema. Also ich schreibe ja seit knapp drei Jahren Artikel für diese Global Awareness Day mit unserer Frontally Artikel-Serie, die wir im AK gestartet haben. Und freue mich jedes Jahr ein bisschen Wissen reinzuschreiben und so gesehen ist dieser Tag auch ganz hilfreich, weil er das Thema Barrierefreiheit doch wieder auf die Agenda setzt, weil es ist kein Selbstläufer.

Und ich finde dadurch, dass man durch den GAAD auch persönlich Sachen [00:02:00] mitteilen kann, eine Möglichkeit Wissen zu teilen Und der UX-Community zur Verfügung zu stellen.

**Frede (Moderatorin):** Ja, absolut. Und eben weil du dich ja schon eine ganze Weile mit diesem Thema Barrierefreiheit beschäftigst, wie blickst du denn auf die letzten Jahre zurück?

Wie hast du die Entwicklung des Themas digitaler Barrierefreiheit in den letzten Jahren persönlich so erlebt?

**Ediz Kiratli:** Also jahrelang hatte ich damit überhaupt keine Berührungspunkte weil sozusagen die Privatwirtschaft davon nicht betroffen war. Dann bin ich sozusagen in den öffentlichen Dienst gewechselt Dort ist das Thema Barrierefreiheit durch Gesetze ja schon länger geregelt.

Dort versucht man, Barrierefreiheit umzusetzen, es gibt so einige Experten, die sich da gegründet haben, es gibt Firmen und Experten, aber es war, sage ich mal, ein kleiner Kreis der unter sich sehr bekannt ist und kleine Projekte tätig gemacht hat. Und dadurch, dass die EU durch diesen European Accessibility Act ein bisschen mehr Harmonisierung in der europäischen union fordert merkt man dass [00:03:00] auch die gesetzgebung aufgewacht ist dass die firmen aufgewacht sind und seit zwei drei jahren merken wir auch im arbeitskreis die anfragen die gestiegen sind also immer mehr personen wollen sich zu diesem thema barrierefreiheit informieren mitwirken ja mit dem datum im sommer ist ja sozusagen der staatsschutzgesetz dass barrierefreiheit auch gesetzlich gefordert wird Viele Firmen sind aufgewacht und merken, dass jetzt was zu tun ist, deshalb merkt man sehr viel Es gibt diverse Workshops viele Unternehmen bewerben auch ihre Produkte und deshalb bin ich mal gespannt, wie viel sich davon noch umsetzen lässt bis zu diesem Stichtag und vor allem natürlich für uns Experten spannend, wie sich danach das Thema weiterentwickelt.

**Frede (Moderatorin):** Ja, da sind wir auf jeden Fall auch schon sehr gespannt Was es da noch für Entwicklungen gibt. Jetzt bedeutet viel Aktivität aber vielleicht auch das ein oder andere Missverständnis Was würdest du denn sagen, was sind aus deiner Sicht häufige [00:04:00] Missverständnisse, die auftauchen wenn es um digitale Barrierefreiheit geht?

**Ediz Kiratli:** Also häufig die Unwissenheit, Das merke ich immer wieder. Also wenn von Barrierefreiheit die Rede ist, muss ich nach wie vor auch meinen Kollegen, auch anderen Subdienstleistern immer so viel erklären, was es denn eigentlich ist. Dass es da Regelungen gibt. Das ist so ein Aspekt, der mich nach wie vor überstaunt, wie viel man erklären muss.

Und ein großes Missverständnis ist, dass man so ein bisschen versucht, auf einen Schlag alles zu reparieren, dass man den Stift fallen lässt und sagt, jetzt sind wir ja durch, jetzt haben wir doch alles erreicht, jetzt ist ja eigentlich gut. Und wir alle kennen es ja, Webseiten Apps werden permanent geupdatet, aktualisiert, man hat Release-Zyklen.

Und dementsprechend ist ein häufiges Missverständnis zu sagen, fallen lassen, fertig, aber es ist halt ein dauerhafter Prozess. Also man muss immer gucken, gibt es ein Update, der gegebenenfalls ein paar Funktionalitäten die man barrierefrei gebaut hat, jetzt irgendwie wieder bricht weil [00:05:00] man irgendwas, ein Feature einführt wo man nicht dran gedacht hat, was es denn gegebenenfalls gegen die Barrierefreiheit verstößt Das ist so ein bisschen schwierig Was ich in letzter Zeit erlebe, dieses einmal gemacht, fertig, aber so ist es nicht.

Es ist ein dauerhafter Prozess und was wir auch merken immer, dass zu spät dran gedacht wird, Und dass man es schnell am Ende reparieren kann. Das ist, glaube ich auch so eine Vermutung Hoffnung die viele haben. Da setzen wir mal einen Experten dran, der guckt sich die Sachen zwei, drei Wochen an und dann schickt er uns drei Requests, die wir dann fixen Und je nachdem, was man gefunden hat, kann es sein, dass man ganz tief in sein System geht und feststellt, Farben passen gar nicht Da ist ein Konzept, das irgendwie nicht aufgeht und schon wird aus dem kleinen To-Do ein riesiges Fass, was man hätte vielleicht zu Beginn lösen können, aber nicht zwei, drei Wochen vorher, bevor es jetzt live geht oder versucht, diese ganzen Sachen umzusetzen.

**Frede (Moderatorin):** Ja, das kann ich mir auf jeden Fall gut vorstellen und natürlich hoffe ich, dass wir eben mit diesem Gespräch heute vielleicht mit dem ein oder anderen [00:06:00] Missverständnis ein bisschen aufräumen können. Wie ich am Anfang schon gesagt habe, wir wollen ja heute auch ein bisschen über das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz sprechen.

Nun haben es solche Gesetze nun leider oft an sich, dass die nicht ganz so einfach zu verstehen sind für jemanden der sich eben nicht besonders intensiv mit dem Thema bisher auseinandergesetzt hat. Deswegen meine Bitte, könntest du uns vielleicht in relativ einfachen Worten erklären, was regelt denn dieses Gesetz überhaupt und für wen gilt es konkret?

**Ediz Kiratli:** Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz, BFSG, sperriges Wort, setzt eine EU-Richtlinie um, die versucht in Europa einheitliche Standards für das Thema Barrierefreiheit zu regeln. Das war vorher überhaupt nicht geregelt, jedes Land hatte so seine eine Gesetzgebung und dementsprechend war der Wunsch durch das BFSG einheitliche Standards in Europa, an denen man sich orientieren kann.

Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz ist ein Verbraucherschutzgesetz. Das heißt, Verbraucher werden unterstützt wenn sie bestimmte [00:07:00] Produkte nicht nutzen konnten und haben jetzt die Möglichkeit, dadurch Fragen zu stellen, Anleitungen zu bekommen und die Firmen werden verpflichtet ihre Produkte, die sie haben, barrierefrei zu gestalten.

Und dann ist häufig immer so von Produkten, also Hardware klassisch die Rede und von digitalen Produkten. Und Hardware kann man sich klassisch vorstellen, das sind so digitale Produkte wie Laptops Apps, auch zum Beispiel Router, E-Books, die müssen barrierefrei gestaltet sein, dass die Verbraucher diese nutzen können.

Und häufig ist auch immer die Rede von einer Dienstleistung Digitale Produkte, also die Betriebssystemsoftware, die auf den Rechnern drauf ist. Und ein Punkt der sehr spannend ist, sind Selbstbedienungsterminals Also wenn ich als Verbraucher ein Ticket kaufen möchte, Müssen diese bedienungsterminals auch digital gestaltet sein so dass ich in der lage bin diese produkte zu nutzen und Auch [00:08:00] Online-Shops wenn ich ein Produkt kaufen möchte, werden darin begleitet.

Bankdienstleistungen gehören dazu, Telekooperationsdienstleistungen, Ticketing-Systeme. Also in allem Fall, wo ich digital Produkte kaufe, muss die Webseite oder die App, je nachdem wie man es zur Verfügung stellt, barrierefrei zugänglich sein. Sodass ich als Verbraucher jetzt nicht von der Nutzung abgeschlossen werde, weil es für mich nicht nutzbar ist.

**Frede (Moderatorin):** Ja, das war schon mal ziemlich eindrücklich und ich habe so ein Bauchgefühl dass es da wahrscheinlich an der einen oder anderen Stelle noch viel zu tun gibt. Und vielleicht deswegen spannend, welche Fristen und Pflichten müssen Unternehmen aus UX-Sicht denn jetzt auf dem Schirm haben?

**Ediz Kiratli:** Spannend ist natürlich der Stichtag, der 28.06.,

ab wann das sozusagen alles gültig ist und ab diesem Zeitpunkt müssen Produkte, die neu auf den Markt kommen, barrierefrei zugänglich sein. Da gibt es diverseste Regelungen, genau die ganzen [00:09:00] Bundesbehörden bieten auch erste Checklisten an, es gibt auch erste Sprechstunden Ich sehe auch, dass zum Beispiel auch die IHKs in den einzelnen Städten jetzt anfangen Broschüren rauszugeben Was ist denn wie betroffen?

Es gibt auch Checklisten wo man prüfen kann, ist denn mein Produkt betroffen? Und ab diesem Stichtag gilt es, dass die Produkte die auf den Markt kommen, barrierefrei zugänglich sind. Man hat Regelung, dass man auch das belegen kann. Verbraucher können jetzt auch nachfragen wie es um die Barrierefreiheit gesetzt ist.

Das heißt, die ganzen Projekte Hersteller, auch Händler müssen jetzt darauf gewappnet sein, dass die eine oder andere Frage kommt, warum man ein Produkt vielleicht nicht nutzen kann, wo denn die Barrierefreiheit geregelt ist und das wird auf jeden Fall jetzt gefordert Wie gesagt, es gibt auch ein paar Übergangsfristen, man schützt auch ein bisschen die Kleinstunternehmen, damit sie sozusagen mit der Aufgabe auch ein bisschen Zeit haben.

Also es ist ein Gesetz, was sich lohnt jetzt mal durchzulesen was konkretes gefordert ist. Ist mein Produkt eine Dienstleistung wird ein Vertrag abgeschlossen? [00:10:00] Da ist es jetzt hilfreich, in den Einzelfall zu gucken, ob ich von diesem Gesetz betroffen bin. Und was ich dann dementsprechend zu tun habe.

**Frede (Moderatorin):** Genau, vielen Dank. Wir hatten es ja, also Dienstleistungen klangen ja gerade schon so ein bisschen an, davor die Online-Shops. Deswegen stellt sich mir jetzt die Frage, gibt es Branchen die besonders stark von dem Barrierefreiheitsstärkungsgesetz betroffen sind? Und wenn ja, warum?

**Ediz Kiratli:** Also wenn man jetzt so Hardware betrachtet, sind es natürlich die klassischen Branchen die Elektronikprodukte auf den Markt werfen, Laptops, Smartphones, wie gesagt, man will die Verbraucher sozusagen motivieren diese Produkte zu nutzen und nicht davon abkapseln.

Da habe ich auch das Gefühl, dass ich glaube nicht jede Firma jetzt Angst haben muss, denn zum Beispiel das Apple iPhone ist ein sehr gutes Gerät, was ja für die Nutzung von Webseiten extrem viel gemacht hat. Wer so ein iPhone nutzt weiß, dass die extrem viele Features anbieten, die einfach die Nutzung von Inhalten deutlich vereinfacht.

Sei es diese [00:11:00] Voice-Over-Funktion, die Texte Inhalte von Webseiten vorliest. Also ich glaube, viele Geräte erfüllen diese Bedingungen schon. Und wichtig ist, dass jetzt, sage ich mal, auch Personen, die Tickets buchen, Weil ja auch vieles digitaler wird. Viele Tickets sollen über diese Terminals gebucht werden, Online-Banking wird immer mehr gepusht, Mobile-Banking.

Und da möchte man natürlich nicht, dass die Verbraucher davon abgeschlossen sind, dass sie diese Produkte einfach nicht bedienen können. Und deshalb sind diese Branchen die digitale Produkte anbieten, davon betroffen, um einfach einen einheitlichen Standard für alle zu gewährleisten.

**Frede (Moderatorin):** Gut, jetzt würde ich gerne mal einen Blick werfen, also jetzt haben wir gesagt, was muss so passieren, was sind so die, ab wann geht es los und so und ich würde gerne einen Blick auf deine persönliche Perspektive aber auch auf die der ganzen UX-Professionals werfen, die ja diesen Podcast sicherlich hören werden, vielleicht erstmal ganz allgemein Welche Rolle spielen UX-Professionals bei der Umsetzung vom Barrierefreiheitsstärkungsgesetz [00:12:00] von digitalen Produkten?

**Ediz Kiratli:** Ich finde eine sehr große Rolle werden sie spielen, denn wir haben natürlich die technische Umsetzung. Das sind natürlich die ganzen Entwickler, die das dann technisch umsetzen, welches Content-Management-System wie umgesetzt wird und eingesetzt wird und wie die App gebaut wird. Da kann man natürlich schon Barrierefreiheit ansetzen.

Viele technischen Produkte Systeme bieten das schon von sich aus an. Also wenn man so die Content-Management-Systeme betrachtet, mit denen man Webseiten umsetzt, können die meisten eine barrierefreie Webseite umsetzen. So, und jetzt geht es natürlich um die Konzeptionsfrage. Wie geht denn das? Also wie soll das UX-Konzept aussehen meiner Webseite oder App, dass auch die Anforderungen an Barrierefreiheit erfüllt werden?

Also es ist sehr viel konzeptionelle Arbeit notwendig um zu überlegen was an Barrierefreiheit gefordert wird und wie man sie sozusagen in den Designs frühzeitig einbindet. Und umsetzen kann. Und deshalb, was wir auch, sage ich mal, feststellen, wenn am Ende geprüft wird, kann es natürlich sein, dass viele Sachen auftreten, die man in [00:13:00] konzeptioneller Phase vielleicht ein halbes Jahr oder ein Jahr vorher schon mal konzeptuell gedacht hat, auf einmal so Lücken darstellt.

Und deshalb glaube ich dass UX-Professionals da einen großen Einfluss haben, weil sie frühzeitig prüfen können, ist das Design, sind die Abfolgen wie ich mein User-Szenario durchziehe, sind die barrierefrei zugänglich, was müssen wir tun? Und deshalb habe ich das Gefühl, dass das ein Feld ist, wo UX-Professionals zukünftig punkten können, weil sie sowas in frühzeitigen Konzeptionen halt mitdenken sollten und zukünftig ja auch müssen, was es bedeutet, hier Barrierefreiheit umzusetzen.

Und deshalb ist es so meine Hoffnung dass UX-Professionals da wirklich aufgrund ihrer Expertise viel unterstützen können, dieses Thema bei der Gestaltung von Produkten umzusetzen Es ist häufig auch ein technisches Thema natürlich, aber technisch wird vieles schon bereitgestellt. Es geht natürlich um die richtige Umsetzung, dass man die richtigen Entscheidungen an der einen oder anderen Stelle trifft [00:14:00] dass man am Ende nicht überrascht wird, wenn so ein Barrierefreiheitsaudit kommt.

Wo man auf einmal in Sachen reinrutscht, wo man ein bisschen überrascht ist.

**Frede (Moderatorin):** Das ist ja auf jeden Fall schon mal ein Lichtblick, nachdem wir viel über künstliche Intelligenz gesprochen haben, der Wandel des ganzen Berufsfeldes dann ist das ja super, dass UX-Professionals an der Stelle auf jeden Fall noch schön unterstützen können.

Und wenn wir jetzt mal auf deinen persönlichen Arbeitsalltag schauen oder auf deine persönliche Sichtweise, was bedeutet es denn für dich konkret, ein Interface barrierefrei zu gestalten?

**Ediz Kiratli:** Also ich merke persönlich immer wieder, dass man so von seiner klassischen Denkweise wie so ein User Interface aussieht so ein bisschen weggehen muss, weil betroffene Personen die sich sag ich mal, durch Tab-Navigation, durch Interfaces navigieren oder sich Sachen auch vorlesen lassen, auf einmal ein ganz anderes Verständnis entsteht wie Software genutzt wird.

Und das möchte ich mal mit dem einen Beispiel, also für uns normale Nutzer ist es ja so einfach mit der Maus die zwei Zentimeter von rechts nach [00:15:00] links zu gehen oder von oben nach unten, weil der Button ja eigentlich direkt verständlich ist. Wenn man dann auch einmal feststellt dass da fast 40 Tabs notwendig sind sozusagen, um von links oben nach rechts unten zum Bestellprozess zu bekommen, stellt man fest...

Dass man Interfaces manchmal ganz anders nachdenken muss, wie sie gebaut sind, weil auf einmal diese Umwege kommen, die man, wenn man einfach mal nach klassischer Nutzung Maus betrachtet sehr umständlich werden. Und ich glaube, diesen Aha-Effekt den braucht man, um so ein bisschen zu verstehen, wie man vielleicht diese Abkürzung bauen kann, wie man gegebenenfalls Interfaces halt umbaut Dass diese Klickwege vielleicht reduzierter werden, weil nicht immer, was alles einfach aussieht auch für betroffene Personen so einfach nutzbar sind.

**Frede (Moderatorin):** Ja, auf jeden Fall ein guter Leitsatz, denke ich. Und vielleicht kommen wir da auch schon perfekt zur nächsten Frage über. Wo sind denn die häufigsten Fehler, trotz allerbester UX-Absichten?

**Ediz Kiratli:** Dass man häufig zu spät [00:16:00] ansetzt, dass man bei der Umsetzung quasi merkt, da haben wir jetzt einen Gedankenfehler, das lässt sich so nicht umsetzen.

Das stelle ich immer wieder fest, dass man auch frühzeitig auch bei Wireframes überlegt was bedeutet das, was sind die Farbgebung wo müssen wir highlighten dass viel diskutiert wird und wenn man keinen Plan besitzt, auf einmal, wenn man jetzt am Ende in diese Entscheidung kommt, Dieser ganzheitliche Ansatz fehlt und man dann am Ende, sage ich mal, ein bisschen in diese Problematik kommt, welche Möglichkeiten es gibt und man hat die Palette nicht, um es zu fixen weil auf einmal jetzt so eine Farbpalette doch zu geringe Farbwerte aufweist und man jetzt gar nicht so diesen Plan hat, wie man Da umsetzt.

Also möglichst breit anfangen, um zu gucken, wie man, wenn es konkret wird, zu unterstützen. Und man muss viel beraten, nach wie vor. Ich habe einen Entwickler, der etwas umsetzt, die teilweise gar nicht in dieser Thematik drinstecken und sich erst recht reinlesen müssen, dass man denen auch möglich mitgibt, was wie zu bedeuten hat.

Also es ist nach wie [00:17:00] vor sehr viel Transferleistung notwendig um die gefundenen Fehler auch den Entwicklern mitzugeben und Wie was funktioniert.

**Frede (Moderatorin):** Genau, jetzt hatten wir es ja gerade. Es wird vielleicht ein bisschen zu spät darüber nachgedacht Wie schaffen wir es denn in einem Team, Barrierefreiheit von Anfang an in einem Projekt mit einzuplanen?

**Ediz Kiratli:** Also ich merke es ja auch bei mir auf der Arbeit. Man muss sich versuchen, als derjenige der sich mit diesem Thema annimmt frühzeitig in die Planung reinzubuchen. Also der UXler sollte nicht erst dann ins Spiel kommen, wo viele Entscheidungen gleich schon getroffen worden sind. Das heißt, dass man auch als Professional frühzeitig eingebunden wird bei Kick-Off, um immer zu überlegen, was kann denn die eine oder andere Entscheidung, die vielleicht am Anfang getroffen wird, wo man gar nicht über die technische Umsetzung redet vielleicht sogar nur konzeptionell oder von der Idee her.

Wenn man mitgibt, was heißt das denn jetzt, barrierefreiheitstechnisch können wir Weg A einschlagen. Deshalb ist diese Begleitung von Anfang an, der sich mal mit Fragen mitnimmt, ganz hilfreich dass dieses Thema vielleicht nicht [00:18:00] ganz zu Beginn so intensiv ist, aber dass man immer begleitend ist. Den man auch eine Frage stellen kann, ob irgendeine Entscheidung, die wir jetzt treffen, am Ende, wenn die Designs gebaut werden oder das Produkt gebaut wird, ja in irgendeine Falle läuft, die man vielleicht nicht mitbetrachtet hat.

So gesehen ist immer, eine Person sollte diese Rolle haben, das Thema Barrierefreiheit so ein bisschen mitzudenken Um immer in diesen Sitzungen irgendwie auch den Finger zu heben und zu überlegen, das können wir vielleicht jetzt so nicht entscheiden, lass uns doch nochmal einen Blick drauf werfen. Und dementsprechend da das Gesetz ja auch jetzt Gültigkeit hat, ja, sollte man sich frühzeitig jetzt einplanen diese Rolle mitzuleben und von Anfang an in Projekten sich einzubinden.

Müde weiß, welche Entscheidungen werden getroffen und hat es Implikationen auf die Barrierefreiheit die wir am Ende dann nur noch sehr mühselig reparieren können oder wo wir dann vielleicht auch gestehen müssen, können wir aktuell nicht umsetzen, müssen wir ins nächste Release oder übernächste Release packen was natürlich schon für alle Betroffenen sehr ärgerlich ist.

Wenn so ein Prüfbericht Lücken identifiziert, [00:19:00] die man gar nicht haben wollte.

**Frede (Moderatorin):** Ja, das kann ich mir auf jeden Fall gut vorstellen und ein schöner Aufruf für alle UX-Professionals da draußen. Gibt es vielleicht auch Tools, Methoden oder Prozesse, welche UX-Teams dabei unterstützen kann, Barrierefreiheit zu testen

**Ediz Kiratli:** Also was hilfreich ist, dass sich auch UX-Professionals was diese Prüftools angeht, also wie kann ich zum Beispiel relativ einfach eigentlich so Farbwerte prüfen, um zu gucken, ob die Farbpalette, die ich jetzt anbiete funktioniert.

Es gibt ja so ein paar Prüfschritte, die diese ganzen Farbwerte durchtestet. Das heißt, UX-Professionals sollten sich so Schritt für Schritt mal an diese Tools heranwagen. Da gibt es zum Beispiel diesen Color Contrast Analyzer, eine Freeware, mit dem man relativ einfach eigentlich die ganzen Farbwerte durchprüfen kann.

Nicht so gesehen auch ein bisschen in die Technik reinfuchsen, also viele dieser Techniken Methodiken sind teilweise sehr technisch weil sie in den Quellcode reingehen. Ja, auch Quellcode wird sozusagen bei der Barrierefreiheit geprüft. Und ich finde da sollten UX-Professionals ruhig den Mut haben, da mal reinzugehen und auch dieses technische Verständnis zu haben.[00:20:00]

Wie wird denn so ein Button gebaut? Was ist dieser Alttext? Auch so Themen wie ARIA. Dass man so fitter wird und auch, sage ich mal, gegenüber den Entwicklern die Möglichkeit hat, das besser zu erklären, was denn jetzt gemeint ist. Und dementsprechend fitter in diesen Tools werden, Wie gesagt, das Gute ist, dass die ganzen Prüfschritte, diese BTV-Prüfschritte sehr transparent sind.

Man kann sie nachlesen wie man etwas abprüft und dementsprechend sich als UX-Professional frühzeitig mal mit diesen Prüfkriterien auseinandersetzen. Mal überlegen welche Tools brauche ich, wie teste ich das denn? Ja, und da jetzt fit zu werden, dass das jetzt nicht immer der Barrierefreiheitsexperte machen muss.

Und ich glaube, viele Prüfungen kann auch ein UX-Professional auch schnell durchführen, selber durchführen. Um frühzeitig mitzugeben was das angeht.

**Frede (Moderatorin):** Genau, vielen Dank. Wenn wir jetzt über Usability-Tests mit NutzerInnen mit Behinderungen sprechen, ist das sinnvoll oder wie kann man sie sinnvoll einbinden, ohne sie zu [00:21:00] instrumentalisieren?

**Ediz Kiratli:** Ich glaube, man muss erstmal keine Scheu haben, diese Person einfach um einzuladen Auch wenn man überlegt, wie testet man mit einem Blinden? Also ich finde diese Aha-Erlebnisse, wenn man Personen sieht, wie sie mit bestimmten Behinderungen Sachen nutzen, immens wichtig. Ich glaube, das kann man sich nämlich als Person, die diese Barriere nicht hat, nicht vorstellen, wie man sich Texte vorlesen lassen kann und da auch trotzdem eine Webseite bedient.

Im Endeffekt freuen sich diese Personengruppen wenn sie zu Usability-Tests eingeladen werden. Man muss ein bisschen Zeit mitbringen. Um vielleicht dieses Setting drumherum ein bisschen besser einzuplanen. Also die enge Taktung, die wir ja teilweise in UX-Tests kennen, viele Probanden an einem Tag, damit das, sage ich mal, auch wirtschaftlich ist, ist natürlich mit diesem Personenkreis manchmal etwas schwieriger umzusetzen.

Man kann sich vorstellen, mit der Anreise auch die technischen Tools müssen vorab geprüft werden, aber es ist heutzutage durch die guten Tools, sei es Zoom, sei es Webex oder Teams, gut möglich, auch diese Personengruppen gut [00:22:00] einzubinden. Was jetzt noch aktuell die Herausforderung ist, dass der Pool an Personen noch nicht so groß ist.

Also nicht jeder Dienstleister der Probanden bietet, hat auch Probanden die eine gewisse Behinderung haben. Das bildet sich gerade alles. Und dementsprechend wenn man dieses Projekt angeht muss man viele Wege finden, wie man an diesen Personenpool herankommt. Da muss man auch mal Verbände anfragen. Und dadurch, dass man, sage ich mal, diesen Personenkreis Lange nicht involviert hat, merkt man jetzt, dass es wenigstens einen Mangel gibt.

Ansonsten sind das Personen wie du und ich auch. Die haben natürlich ihre Einschränkungen in einer gewissen Art, weil sie vielleicht aufgrund von kognitiven Einschränkungen vielleicht Fragen nicht so schnell verstehen, wo man sich vielleicht auch erst mal machen lassen muss. Also man braucht viel Geduld.

Aber ansonsten ist ein Usability-Test mit diesen Personen auch gut durchführbar, mit vielen Aha-Effekten, die einem, sage ich mal, so nie eingefallen wären, wenn man denn einen Usability-Test mit normalen Personen durchführt.

**Frede (Moderatorin):** Ja, das kann ich nur nochmal [00:23:00] unterstreichen. Also vielen Dank für diesen Aufruf Also traut euch und testet mit den Menschen, die es dann am Ende auch betreffen soll.

Jetzt würde mich natürlich noch interessieren, welche Rolle spielen denn zum Beispiel Designsysteme oder Komponentenbibliotheken wenn es um barrierefreie Gestaltung geht?

**Ediz Kiratli:** Ja, das ist ein Punkt, der immer wichtiger wird. Barrierefreiheit ist nicht immer einfach umzusetzen. Das gebe ich auch zu. Wenn man nicht so die Ahnung hat, ist man häufig darauf angewiesen, welches Designsystem bringt denn was mit.

Denn nicht jedem Design kann man irgendwas customizen. Ich glaube, es ist auch sehr umständlich wenn man anfängt, sein System, was man hat, jetzt auf Barrierefreiheit zu testen Deshalb wird es, glaube ich, auch für... Kleine Betreiber von Online-Shops, die sowas besitzen, immer wichtiger, Systeme auszusuchen die im Vorfeld auf Barrierefreiheit schon mal geprüft worden sind, sodass man nicht, wenn man vielleicht die nicht so optimale Entscheidung getroffen hat und dann [00:24:00] elendig braucht, um diese Systeme anzupassen, dass es immer wichtiger wird, das System auszusuchen, was dieses Thema Barrierefreiheit auch mit sich gibt.

Zum Beispiel in WordPress gibt es jetzt auch verschiedenste Möglichkeiten, Layouts, die schon auf Barrierefreiheit getestet werden können Das heißt, da hat man die Möglichkeit, schon mal Templates auszusuchen, wo man sich bezüglich Farben und so weiter was ausgesucht hat und auch, ob die Features, auch wenn die Content-Management-Systeme betrachtet werden, dass man überlegt, was bieten die für Features, wie kann man barrierefrei dort implementieren, gibt es vielleicht automatische Prüfungen, die das System schon mit mir bringt.

Ich glaube, das wird eine große Herausforderung Kernkompetenz sein, dass das Designsystem möglichst barrierefrei schon zugänglich ist, sodass man als derjenige der die Entscheidung trifft einem vielem abgenommen wird. Bevor man dann mühselig anfängt überall zu customisen, weil man feststellt da sind ja doch viele Lücken da.

Und ich weiß, dass auch viele Hersteller da auch anfangen, das mitzudenken.

**Frede (Moderatorin):** Was ja eine [00:25:00] echt schöne Sache ist. Und um so diesen Themenkomplex ein bisschen abzulegen Zu schließen. Ich weiß, dass es nicht immer ganz einfach ist, wenn man sich aus der Community mal so ein bisschen Feedback einholt, dass man gerade die Developer ein bisschen ins Boot holt Und wie schaffen wir es denn, dass wir wirklich das ganze Team für Accessibility begeistern können?

Besonders halt Developer vielleicht.

**Ediz Kiratli:** Ich glaube, es hilft, regelmäßig intern auf dieses Thema hinzuwirken, vielleicht auch mal Betroffene einzuladen die einfach mal so ein bisschen berichten Ob ein Developer oder auch generell andere Personen, das sind ja nicht nur Developer, aber auch andere Personen die, sage ich mal, nicht so viel Berührungspunkte haben, die sich gar nicht vorstellen kann, wie denn eine Webseite bedient wird.

Dass man einfach mal Usability-Tests öffentliche Tests macht und einfach mal zeigt, welche Barrieren passieren, wenn jemand etwas versucht zu benutzen. Das ist, glaube ich so das klassische UX-Expertise, die wir haben. Du sitzt hinterm Spiegel, guckst dir deinen Nutzertest an und [00:26:00] wenn du als Entwickler feststellst, dass das Konzept deiner App oder deiner Webseite doch nicht so gut ankommt vor Ort, das ist diese Aha-Erlebnis als immer nur zu hören, ja, da haben wir Probleme mit Stufe X, weil Kriterium A nicht erfüllt ist.

Ich glaube, diese Aha-Erlebnis, dass die Betroffenen mal berichten, dass man auch zeigt, wie Betroffene das nutzen und was für Probleme es gibt, ist, glaube ich dieser Aha-Erlebnis und auch dieser Öffner. Und ich glaube, da müssen auch Professionals oder Barrierefallsexperten auch so ein bisschen in Vorleistung treten einfach mal jährlich auf dieses Thema aufmerksam zu machen, dass man wirklich sieht, was heißt das denn, wenn wir Personen ausschließen, die eine gewisse Barriere haben, weil sie unser System auf einmal nicht nutzen können.

Und ich glaube auch mitgeben, dass es gar nicht so schwer ist, so was umzusetzen. Ich glaube, die Scheu von vielen Developern ist, dass da jetzt immens viel Aufwand kommt, dass man seine Tickets nicht abarbeiten kann, weil jetzt da wieder was umgesetzt wird. Dass man auch mit gutem Beispiel vorangeht wie es denn gut geht.

Ich glaube, da gibt es auch viele gute Best Practices, [00:27:00] dass man auch immer versucht, dem Entwickler mitzugeben es ist jetzt nicht so kompliziert, ich helfe dir auch. Du bist jetzt nicht alleine gelassen, dass ich jetzt einfach nur schreibe, geht nicht, bitte fixen. Dass man auch als UX Professional auch mitgibt wie es zu fixen ist und auch viel unterstützende Arbeit leistet.

Und ich glaube, dann kann es gelingen Dass man auch Developer, die dem Thema jetzt vielleicht nicht ganz so offen stehen, mitgenommen werden.

**Frede (Moderatorin):** Ja vielen Dank auf jeden Fall für den Tipp. Vielleicht kann man das ja demnächst mal ausprobieren da draußen. Jetzt würde ich mal ein bisschen in den Deep Dive reingehen Und zwar sind das meistens ein bisschen kritischere Fragen.

Wie stehst du denn dazu, wenn wir jetzt auf die Übergangsfristen schauen, auf die wir ja vorher schon mal ein bisschen einen Blick geworfen haben, die von Anfang an irgendwie festgesetzt sind? Untergraben die vielleicht so ein bisschen die... Den Grundgedanken von der inklusiven Gesellschaft, also zum Beispiel wenn wir sagen, okay, wir haben eigentlich den [00:28:00] 25.

Juni als Stichtag, aber gerade bei der Nutzung von älteren Selbstbedienungsterminals kann man Barrierefreiheit bis maximal zum 28. Juni 2040 umsetzen. Also das ist ja dann schon eine ziemlich lange Spanne. Wie stehst du dazu?

**Ediz Kiratli:** Ja, das ist ein sehr heißes Eisen. Wenn man mit den Betroffenen redet denen geht es nicht schnell genug.

Man hört immer die Verbände, die über das Tempo der Umsetzung natürlich unzufrieden sind. Auch die Fristen beim Behindertengleichstellungsgesetz, dem BGG, beim öffentlichen Dienst waren sehr langsam. Es geht denen alles zu langsam. Man kann natürlich auf der anderen Seite verstehen, dass gewisse Systeme natürlich pflegeintensiv sind, auch nicht so schnell umgesetzt werden können.

So, und jetzt sind wir in diesem Balanceakt. Den einen geht es nicht schnell genug, die anderen wollen erstmal mit Vorsicht genießen, weil nicht immer ganz klar ist, welche Implikationen etwas haben kann. Also ich bin nach wie vor überrascht wenn ich irgendwas lese, folgender Punkt geht nicht und ich dann tiefer reinbohre, was heißt denn das?

Dass man auf einmal feststellt, das ist ja [00:29:00] systemseitig gar nicht umsetzbar. Also das kann auch passieren, dass man merkt... Deshalb kann ich auch ein bisschen diesen Schutz verstehen, dass man diese Fristen hat, um wirklich allen Wirtschaftsakteuren die Zeit zu geben, das umzusetzen. Was mich, sage ich mal, positiv stimmt, ist, dass es Firmen gibt, die sage ich mal, auf diese Fristen gar nicht angewiesen sind und einfach schneller sind.

Also auch ich sehe zum Beispiel, dass gewisse Terminals schon umgesetzt sind. Ich weiß nicht, ob dem einen oder anderen das vielleicht begegnet ist, wenn man Geld abhebt. Und da zum Beispiel, wo man die Beträge eintippt Dass auf der einen oder anderen Seite schon eine Eins zu sehen ist. Also es gibt schon Terminals, die jetzt schon umgestellt sind.

Und ich glaube, es gibt immer Vorreiter in diversesten Branchen die das Thema intensiv sehen und einfach das umsetzen, ohne auf diese Frist zu warten. Was natürlich ein bisschen den Druck erhöht auf die Firmen die das, sage ich mal, auf die sehr lange Bank schieben, sagen, naja, da lassen wir uns noch Zeit, wir haben ja eine Frist Ich glaube, irgendwann wird diese Frage kommen, warum es denn jetzt immer noch nicht umgesetzt ist.

Denn es [00:30:00] gibt Positivbeispiele, wie es schneller umgesetzt wird. Und ich glaube, dieser Druck, dass einige Firmen schneller sind und das schon alles anbieten und natürlich auch die Möglichkeit dann zu wechseln So die Möglichkeit gibt es ja auch für Verbraucher, die feststellen, das Terminal das wird nicht umgesetzt, ich bekomme keine Antwort, gibt es ja auch die Möglichkeit zu wechseln also dass da auch der Druck steigen wird, dass die Firmen die es gut umsetzen, einfach eine gewisse Vorteile besitzen, die man in die Waagschale setzen kann.

Und ich glaube, das ist wie bei vielen Gesetzen, es gibt diejenigen, die das schnell umsetzen, weil sie da eine ganz gute Agenda haben, einige, die muss man sehr oft motivieren. Und ich glaube, in diesem Balanceakt werden wir uns irgendwie einpendeln.

**Frede (Moderatorin):** Ja, ich bin auf jeden Fall sehr gespannt, was uns da alles noch erwartet und wie sich das Ganze noch entwickelt.

Ich hoffe natürlich möglichst schnell und positiv. Als nächstes möchte ich gerne auf die finanziellen und die technischen Hürden zu sprechen kommen. Also wir lassen sich eben diese mit dem [00:31:00] Anspruch auf gleichberechtigte Teilhabe vereinbaren. Wenn wir jetzt über eine erste Accessibility-ist-Analyse sprechen, welche bereits Zwischen 600 und 1200 Euro kostet und bei einer kompletten Überarbeitung von zum Beispiel einem Online-Shop wir ziemlich schnell in den fünfstelligen Bereich rutschen.

Was kannst du dazu sagen?

**Ediz Kiratli:** Genau, das höre ich auch im Umfeld. Also nicht jede Behörde hat die Möglichkeit, Barrierefreiheit umzusetzen. Das Team ist klein, ich habe ja nur ein, zwei Personen, hat man vielleicht nur einen Entwickler, der das macht. Ich glaube, da wird es immer wichtiger, dass es Verbundslösungen einfach gibt.

Ja. Dass man die Möglichkeit besitzt, sich mit mehreren Verbänden Behörden zusammenzutun und an Lösungen zu arbeiten. Die gleiche Möglichkeit kann es ja auch in der freien Wirtschaft geben, wo nicht jeder vielleicht seine eigene Webseite in Eigenregie betreut sondern auf Systeme setzt. Ich kann diesen Punkt verstehen, deshalb auch mein Vorschlag, generell mit diesem Thema anzufangen und sich auch Partner zu suchen, wie man dieses Thema vielleicht gegebenenfalls gemeinsam [00:32:00] angehen kann.

Und auch, sage ich mal, zu überlegen, welche Möglichkeiten vielleicht Industrieverbände ermöglichen wie man an das Thema rangeht. Ich glaube, das ist, glaube ich eine ganz gute Frage Angehensweise, wenn man sich auch mal die Frage stellt, müssen wir das in einem Eigenregime machen, können wir auch mit Partnern vielleicht da zusammenarbeiten, gibt es Industrieverbände die uns vielleicht Lösungen vorschlagen können und so gesehen kann ich natürlich verstehen für die ganzen Kleinstunternehmen, davon gibt es ja wirklich extremst viele, die natürlich so ein bisschen Angst haben, dass man überlegen kann, wie man vielleicht im Verbund Lösungen daran arbeiten kann, dass uns gewisse Lösungen angeboten werden, die das Themengebiet mit abdecken.

Und deshalb glaube ich, dass das auch ein gutes Wirtschaftsfeld ist für Unternehmen, Systemanbieter die sowas jetzt mitdenken weil sie feststellen, wir haben hier Millionen von Kleinstunternehmen, die natürlich jetzt in diese Problematik kommen, dass man denen auch irgendwas anbietet. Nach wie vor ist es sehr teuer das gebe ich zu.

Also nach wie vor ist diese [00:33:00] Expertise, aber das war so ein bisschen wie mit der Usability-Forschung Ich glaube, die Usability-Tests vor 10, 15 Jahren waren auch sehr kostspielig Ich sage mal durch die Etablierung Methodenverbesserung sind, sage ich mal, auch diese Tests günstiger geworden, erschwinglicher, dass vielleicht auch kleine Unternehmen, sage ich mal, Usability-Tests durchführen können.

Ich könnte mir auch gut vorstellen, dass jetzt im Zuge dieser Professionalisierung, es gibt ja immer mehr Barrierefreiheitsexperten, dass da auch die Preise sich ein bisschen angleichen werden. Ja, und ich glaube, mit Verbundlösung ist man da auf einer ganz guten Welle die Aufwände so ein bisschen zu... Und

**Frede (Moderatorin):** wenn du jetzt mit jemandem konfrontiert wirst, der, wo EntscheiderInnen sagen, nee, also Barrierefreiheit, das ist uns jetzt hier irgendwie wirtschaftlich nicht relevant oder viel zu teuer.

Ich denke, das ist leider eine Aussage die einigen in unserer Community bestimmt über den Weg läuft. Hast du da vielleicht eine Antwort parat wo du sagst, ey, [00:34:00] wenn euch das jemand sagt, das könnt ihr da raushauen und dann wird da vielleicht ein bisschen was wachgerüttelt?

**Ediz Kiratli:** Ja, ich glaube, es wird immer verwechselt dass durch dieses Barrierefallstärkungsgesetz jetzt nur die Leute betroffen sind, die jetzt eine Barriere haben, die wirklich sehr offensichtlich ist.

Dieses Argument kenne ich auch. Herr Kiratli, wie viele Personen betrifft es denn? So viele Gehörlose gibt es doch bestimmt nicht. Da kann man natürlich diese Zahlen nachlesen. So, jetzt natürlich so, Behinderungen kommen durch das Alter ab Das ist halt so eine Thematik nicht auf einen Schlag. Nicht jeder wird von heute auf morgen schwer behindert.

Das ist bei vielen Personen halt ein langwieriger Prozess. Das heißt, wir wissen gar nicht, wem wir, sage ich mal, auch mit kleinsten Barrieren bereits jetzt schon abhängen weil er gewisse Sachen einfach nicht nutzen kann, weil die Farbwerte überhaupt nicht stimmen. Und dieser Teil, wenn man sich auch die Demografie in Deutschland anguckt, dass wir auch eine immer ältere Gesellschaft werden, Und argumentiere ich immer, naja, also wenn du schaffst große Barrieren auf deiner System abzuschaffen, wirst du auch diese Personengruppen erreichen, [00:35:00] die du wahrscheinlich jetzt schon abgehängt hattest, weil sie deine Webseite nicht bedienen können, die durch das Alter immer abgehängter werden.

Und diesen Personenkreis kannst du zukünftig auch bedienen, weil du jetzt Sachen anbietest, die vorher vielleicht nicht möglich waren, weil sie auf einmal jetzt besser bedienbar sind. Und wir haben ja einige Staaten die eine sehr ältere Demografie haben. Und wir wollen ja auch, dass Personen, die ein gewisses Alter erreicht haben, auch digital Natives werden und digital fitter.

Und ich glaube, dann ist es wichtiger, dass barrierefreie Features existieren. Weil wir auch mit diesen Features Sachen abdecken, die vielleicht auch eine Person, die sich jetzt selber nicht als schwerbehindert oder behindert einstuft, mitnimmt.

**Frede (Moderatorin):** Ja, auf jeden Fall ein guter Reminder und vielleicht kann das ja auch der ein oder andere mal ausprobieren sollte die Diskussion nochmal aufkommen.

**Ediz Kiratli:** Ja, das ist wirklich, auch ich merke es ich bin ja in den 40ern also auch meine Sehkraft lässt langsam nach und ich stelle bei mir persönlich auch immer wieder fest, dass ich anfange auch in meinem Betriebssystem und auch Webseiten immer das [00:36:00] Plus zu drücken, um so ein bisschen auf 125, 150 Prozent zu gehen.

Und ich würde mich jetzt auch nicht als behindert einschätzen, aber ich merke, ich brauche ein bisschen eine größere Darstellung. Ich kann nicht mehr so ganz klein lesen wie vor 20 Jahren in der Schule. Und ich bin immens froh wenn die Webseiten, die ich bediene, in der Lage sind, auch bei 150 Prozent noch gut funktionieren zu können.

**Frede (Moderatorin):** Ja, wie gesagt, ein absolut wichtiger Reminder, dass uns das alle irgendwann früher oder später vermutlich betreffen wird. Jetzt würde ich gerne mal einen Blick mit dir in meine Glaskugel werfen. Wenn du jetzt an die Zukunft denkst denkst du, dass das barrierefreie Stärkungsgesetz echte digitale Teilhabe ermöglicht?

Oder ob es vielleicht eher in der Zukunft so als Mindestanforderung verstanden wird?

**Ediz Kiratli:** Ich meine, diese Gesetzgebung hat ja ein bisschen gedauert, wie viele Gesetzgebungen, viele Parteien kommen auf den Tisch, es werden die für und wieder diskutiert. Ich glaube, Gesetze können [00:37:00] immer nur einen Mindeststandard ermöglichen Da muss man viele Kompromisse eingehen.

Ich glaube, dass auch das BFSG jetzt nicht jede Barriere die es gibt, jetzt behebt. Also wir werden auch durch dieses Gesetz wahrscheinlich Lücken haben, die einfach nicht von den Betroffenen genutzt werden können. Aber ein erster Schritt ist getan. Das ist, glaube ich, generell immer ganz wichtig. Wir hatten ja überhaupt keine richtige Regelung und deshalb hat man jetzt einen gewissen EU-Standard.

Wenn man sich mit dieser Thematik auseinandersetzt ist es ja wirklich auch ein weltweiter Standard, weil auch das BFSG, sage ich mal, auf weltweiten Standards beruft. Also Gesetze können, glaube ich immer nur das Mindeststandard ermöglichen Und jetzt ist immer die Frage, was die betroffenen Akteure sage ich mal, aus dieser Regelung Grundlage machen.

Ich glaube, um erfolgreich weltweit agieren zu können, wird es immer wichtiger, dass dieses Themengebiet Barrierefreiheit nicht links liegen gelassen wird. Also es gibt Länder, da wird das intensiver gefordert. Also in den USA gibt es nach wie vor viel strengere Regelungen. Ich [00:38:00] glaube, ein Akteur, der in Amerika aktiv werden will, kann dieses Thema nicht links liegen lassen.

Der muss da was tun, der muss Regelungen haben, der

So gesehen, um weltweit erfolgreich zu sein, ist das jetzt nicht ein Nice-to-have, sondern das ist ein Feature, was man haben muss, um in gewissen Märkten aktiv zu sein. Das wird so seine Zeit dauern aber ich glaube, für Unternehmen, die, sagen wir mal, expandieren wollen, in verschiedenen Märkten aktiv sind, wird das ein oder andere Mann-Kacke-Ultra-Rhetorik sein, wo man einfach dann auch verliert wenn man merkt die anderen Anbieter die bieten das irgendwie mit und gewinnen dadurch.

Und deshalb würde ich sagen, so ein Gesetz kann es, glaube ich nicht ermöglichen Jetzt geht es so ein bisschen darum, dass die Wirtschaftsakteure auch die Beratung stellen, jetzt die richtigen Schlüsse ziehen und es jetzt Firmen gibt, die mehr draus machen und dadurch einen gewissen Standard setzen und sagen, wir bieten mehr an und dass sich Unternehmen angucken und mitgehen.

Dass dann automatisch viele Produkte [00:39:00] besser werden. Und ich würde mal sagen, ich hatte ja geredet am Anfang Produkte also Laptops, Smartphones müssen barrierefrei zugänglich sein. Ich würde mal behaupten ein Großteil der Smartphones, die jetzt auf dem Markt erhältlich sind, erfüllen das schon. Weil sie schon im Vorfeld wussten, da kommt was auf uns zu, wir haben auch Kriterien, strenge Regelungen.

Also ich glaube nicht, dass jetzt die großen Hersteller von Smartphones jetzt total überrascht sind, dass dieses Gesetz kommt und ich glaube, dass die da sehr entspannt zugucken können, was darin gefordert ist und dass ein oder andere noch schnell nachjustieren können. Deshalb, ich glaube, derjenige, der gut vorbereitet ist, der sieht dem entspannt entgegen und kann daraus einen gewissen Vorteil ziehen, weil er, sage ich mal, gewappnet ist, wenn diese Frage immer wieder gestellt wird.

Und wirtschaftlich Erfolg hat, weil er das schon irgendwie mitdenkt und gut gewappnet ist.

**Frede (Moderatorin):** Ja, wie gesagt, wir sind da sehr gespannt, was uns da noch erwartet. Aber wie du schon sagst wahrscheinlich gibt es schon Leute, die darauf sehr gut vorbereitet sind und die diesem Gesetz überhaupt nicht mit Angst entgegenschauen.

Da kommen wir [00:40:00] später aber noch mal kurz drauf zurück. Jetzt gucken wir mal in die nächste Zukunft. Und zwar ein Jahr, das geht so schnell um, jeder weiß Bescheid. Wir treffen uns heute anlässlich des Global Accessibility Awareness Days. Was wünschst du dir denn für das nächste Jahr, insbesondere von der deutschen UX-Community?

**Ediz Kiratli:** Ich würde mir freuen, dass es jetzt nicht nur dieses Jahr an Aktivität und sehr viel Diskussion gibt, sondern dass wir auch nächstes Jahr über das Thema reden und dass wir das eigentlich so in einem fortlaufenden Format durchführen, dass wir nicht sagen, super, check, alles erledigt, jetzt ruhen wir uns wieder aus.

Weil es kommt das nächsten Themengebiet sondern dass wir da dauerhaft dranbleiben. Wie gesagt, wir verändern unsere Features, es kommen neue Features hinzu, auch die Normen werden, sage ich mal, angepasst. Und dementsprechend würde ich mich freuen, wenn mehr UX-Professionals dieses Themengebiet mitnehmen, Interesse daran haben und dass man laufend entweder Artikel schreibt sein Wissen mitteilt, dass man möglichst viele mitnimmt dass dieses Themengebiet [00:41:00] einfach sich breiter durchsetzt.

Und nicht wie eine Checklist jetzt gemacht, alles erfolgt und jetzt mache ich halt das nächste Themengebiet an. Da würde ich mich freuen, wenn wir da dauerhaft dranbleiben.

**Frede (Moderatorin):** Das würde mich auf jeden Fall auch sehr freuen. Und wenn wir jetzt auf unser eigentliches Lieblingsthema im Berufsverband zur Zeit zu sprechen kommen, KI und Automatisierung.

Welche Chancen siehst du denn gerade beim Thema Barrierefreiheit bei KI?

**Ediz Kiratli:** Also die technische Barrierefreiheit ist ja eine Aufgabe, die Developer und UXler umsetzen müssen. So, jetzt geht es ja viel auch um Content. Also wird der Content regelmäßig barrierefrei umgesetzt. Das ist ja eine Expertise, wo jetzt wir UXler und auch Barrierefrei-Experten jetzt nicht mehr so tagtäglich drin sind.

Aber muss auch gemacht werden, dass es am Leben ist. Und ich glaube, dass diese Tools helfen können, ich sage mal so lästige Aufgaben, die man immer wieder hat, einfach besser umzusetzen. Beispiel Alternativtexte für Bilder. [00:42:00] Man muss ja zu jedem bild irgendwie seine 160 zeichen idealerweise ergänzen funktioniert manchmal manchmal vergisst man es wie es so ist in der eile des geschäftes aber wenn sage ich mal tools die gibt die in der lage sind da vorschläge zu machen oder ein system das ein erinnert achtung du hast jetzt beim erstellen dieses artikels das reich hochladen willst ein paar sachen vergessen ich glaube wenn es so diese kleinen gadgets gibt die einem immer wieder erinnern denkt dran hast du das und das gemacht guck nur mal nach das würde glaube ich extrem viel helfen Und es gibt ja auch sage ich mal, erste Modelle wie zum Beispiel leichte Sprachetexte über KI-Automation sozusagen erstellt wird.

Das wird immer besser. Und ich glaube, dass da viel helfen kann, dass Texte nicht immer durch Übersetzungsleistung erstellt werden. Denn ich glaube, durch die Masse die wir einfach haben, die tagtäglich an Content erstellt wird, brauchen wir diese kleinen KI-Tools oder Automatisierungstools, die sozusagen so einen Check machen können Bitte mitübersetzen oder bitte schnell noch mitliefern, weil ich glaube, das in der [00:43:00] Tat überfordert dann auch vielleicht so einen Redakteur, der dann auch zusätzlich noch dieses ganze Barrierefreiheitsthema mitdenken wird.

Hast du daran gedacht, leichte Sprache Hast du vielleicht noch daran gedacht, dass du die Alternativtexte habt? Und ich glaube, wenn man so kleine Aufgaben abgenommen bekommt, kann man generell bessere Barrierefreiheit machen, ohne dass das jetzt zu viel Aufwand ist, den es vielleicht aktuell noch bedeutet, weil man jetzt noch sehr viel manuell nachjustieren muss.

**Frede (Moderatorin):** Ja, auf jeden Fall klingt das nach einer guten Sache. Auch da bin ich mal gespannt, wohin die Reise noch geht. Und vielleicht könnten solche Tools ja auch schon ein bisschen dabei helfen, wenn es so einen kleinen Angstfaktor gibt, weil man vielleicht bisher wenig Erfahrung mit dem Thema hat. Was würdest du denn sagen, wie startet man denn, wenn es Teams gibt, wie gesagt, wo die Erfahrung mit Barrierefreiheit eben noch nicht so groß ist?

**Ediz Kiratli:** Ich glaube einfach mal loslegen, dass man jemanden hat, der sagt, lies dich mal in die ganze Sache rein. Also ich finde, es gibt gerade sehr viel auch auf Bundesebene, dadurch, dass das Behindertengleichstellungsgesetz ja für öffentliche Träger schon [00:44:00] länger gültig ist. Da gibt es schon viele Portale, die eigentlich ganz gute Abkürzungen, Checklisten anbieten, wo immer kurz erklärt ist, okay, jetzt ist Barrierefreiheit was ist denn das eigentlich?

Da gibt es schon sehr viel zum Nachlesen die einen sehr kürzter Verkommen sagen. Was ist zu tun Worauf musst du achten? Was ist denn diese Norm? Was ist dieses BETV? Was ist dieses WCAG? Da gibt es schon extrem viel, wo man, sage ich mal, sich ganz kurz einlesen kann. Und dann würde ich sagen, sich ein paar dieser Sachen angucken und mal überlegen wie man leicht in diese Thematik einsteigt.

Und ich finde immer dieses Thema der Farben ein ganz guter Punkt. Der ist nämlich schnell zu prüfen. Also ich glaube, jeder von uns ist in der Lage, diese Tools runterzuladen und, sage ich mal, in zwei, drei Minuten mal die Farbwerte seiner Webseite seiner App mal durchzuprüfen, ob alle Farbwerte korrekt sind.

Das ist fünf Minuten Arbeit. Und das ist schon mal so ein erster einfacher Einstieg um mal zu gucken, okay, wie sieht es denn aus mit Farben? Denn das ist auch häufig, wenn man so Prüfberichte liest oder [00:45:00] Zusammenfassungen, häufig eines der am meisten missachteten Anforderungen, dass die Farbwerte nicht passen Wenn ich immer gegenseitig, es ist in fünf Minuten getestet ob alle Farben richtig sind.

Ist das zum Beispiel so ein Punkt, wo man eigentlich ganz gut einsteigen kann? Hast du das Thema Farben, sage ich mal so, hingehend berücksichtigt dass wir da safe sind? Und sich dann, sage ich mal, vielleicht in die schwierigen, komplexeren Themen wie User Interfaces heranzuwagen, wo man mal überlegt, wie klappt das denn?

**Frede (Moderatorin):** Ja, vielen Dank. Und um dieses sehr inspirierende Interview langsam aber sicher abzuschließen, hätte ich vielleicht noch eine etwas persönlichere Frage Und zwar, wenn du dir jetzt eine Veränderung sofort wünschen könntest, was müsste sich in Organisation und Prozessen ändern, damit Barrierefreiheit selbstverständlich wird?

**Ediz Kiratli:** Also ich glaube, große Firmen sollten auf jeden Fall einen Experten haben, den man fragen kann, was ist dieses Barrierefreiheit wo muss ich das umsetzen? Dass es immer jemanden gibt, der schnell helfen kann, ohne jetzt irgendwie nach extern zu gehen, einen Berater sich einzukaufen, der einem sagt, was zu tun ist.

Ich glaube, so ein bisschen diese [00:46:00] Expertise im Haus aufzubauen, was nämlich der große Vorteil ist, dass der natürlich auch die internen Prozesse kennt und natürlich weiß, wann, wo werden Entscheidungen im Unternehmen getroffen, die gegebenenfalls... Die Barrierefreiheit berücksichtigen, sodass man frühzeitig weiß, wann man wo wie interagieren muss, dass die richtigen Entscheidungen getroffen werden.

Ob das jetzt in der Rechtsabteilung, also ich glaube nach wie vor, dass der Barrierefreiheit-Experte gut in der IT-Abteilung arbeitet Drin ist, wenn natürlich idealerweise wenn man außerhalb ist, aber dort hat man natürlich die größte Möglichkeit, Entscheidungen mitzugestalten und ich glaube, dass UXler da eigentlich auch ganz gut aufgestellt sind, dieses Themengebiet irgendwie laufend mitzudenken.

Das wäre die Idealvorstellung, dass man das Unternehmen kennt, weiß, an welchen Stellschrauben man arbeiten kann und laufend berät und unterstützt So, dass es ein laufendes Thema wird, dass man mitarbeitet. Weniger von diesem Ad-Hoc-Gedanken. Wir machen das jetzt, Checkliste und können uns zwei Jahre zufrieden zurücklehnen, denn es [00:47:00] wird bestimmt irgendwas passieren, wo man dann wieder ran muss, weil man so schnell eine Entscheidung getroffen hat, dass da wieder was drin ist.

**Frede (Moderatorin):** Ja, vielleicht kann das ja der ein oder andere als Gedankenanstoß mitnehmen. Und damit möchte ich dieses Gespräch auch fürs Erste beenden Wie du es schon gesagt hast, vielleicht trifft man sich einfach demnächst nochmal wieder, um mal zu schauen, was ist denn passiert. Wir schauen mal zurück. Was sind denn so die Entwicklungen, die du beobachten konntest?

Das würde mich auf jeden Fall sehr freuen Jetzt möchte ich mich aber natürlich erstmal bedanken für die vielen Insights für das Aufklären von einigen Missverständnissen, für die vielen Tipps Ich hoffe, wir konnten heute ein bisschen die Angst, die vielleicht auch entsteht im Hinblick auf das Gesetz, aber vielleicht auch einfach ein paar Best Practices teilen.

Vielen Dank für dein Engagement auch im Arbeitskreis und ich bin mir sicher, wenn sich jemand bei euch meldet, dann freut ihr euch bestimmt über engagierte Mitglieder oder?

**Ediz Kiratli:** Natürlich. Also ich habe irgendwann gelernt, dass der Arbeitskreis Barrierefreiheit ja einer der älteren Arbeitskreise ist. Also es ist ein Thema, was viele [00:48:00] auch in der Jungs-Community immer bewegt hat.

Natürlich haben wir durch dieses Thema BFSG viel Zulauf bekommen. Aber ich finde, es ist ein gutes Thema, weil wir auch merken, dass ein Generationenwechsel stattgefunden hat. Ich sage mal so, die alten Herren und Damen, die das Thema vor fünf oder zehn, 15 Jahren bedient haben, gehen langsam in Rente. Und so gesehen haben wir jetzt im Arbeitskreis einen Schwung neuer Leute, die das Thema auch vielleicht ganz anders rangehen.

Vielleicht nicht so technisch, sich so regelbasiert, sondern mehr aus der UX-Brille Und das finde ich auch immer sehr, sage ich mal, fruchtbar, wenn man einen anderen Blickwinkel ransetzt, wie man dieses Themengebiet auch umsetzen kann oder mitdenken kann. Wenn man nicht zu sehr dieser Barrierefreiheitsexperte ist, der immer mit dem Gesetz kommt.

Denkt dran, BFSG Paragraf 4050, das ist halt eine andere Handelsweise. Aber so kommen neue Leute ins Spiel, die auch einen anderen Themengebiet reinbringen, wie man es auch vielleicht anders verkaufen kann, wie man das anders implementiert im Unternehmen. So gesehen freue ich mich gerade, dass im Arbeitskreis sage ich mal, wir eine gesunde Mischung haben aus [00:49:00] alten Hasen die das schon länger kennen und jetzt neuen Personen die reinkommen die auch Bock haben, dieses Themengebiet voranzubringen.

Und so gesehen, jeder ist eingeladen im Arbeitskreis mitzuwirken. Es ist viel zu tun Man kann viele Artikel schreiben. Ich glaube, Checklisten lässt sich erstellen. Also man kann viel tun, um der UX-Community mitzugeben, wie man das Thema im Gebiet weiter voranbringen kann.

**Frede (Moderatorin):** Ja, sehr schön. Dann also meldet euch sehr gerne bei Edis und beim Arbeitskreis.

Genau, jetzt wünsche ich dir noch einen wunderbaren restlichen Tag. Ich freue mich, wie gesagt, sehr, dass du heute bei uns warst und freue mich schon sehr aufs nächste Mal. Bis dahin.

**Ediz Kiratli:** Danke Frede Ciao.

**Frede (Moderatorin):** Ciao.