German UPA | Beitrag vom 15.11.2018 –
Am 8.11.2018 fand der World Usability Day zum ersten Mal auch in Karlsruhe statt.
Ins Leben gerufen wurde der WUD in Karlsruhe durch das junge Karlsruher Unternehmen Usertimes mit dem Ziel, der UX Branche in Karlsruhe eine Plattform zur Vernetzung sowie einen gemeinsamen Termin zum Treffen und Austausch zu bieten. Usertimes entwickelt Softwarelösungen, die Produktentwicklungs-Teams auf ihrem Weg zum User zentrierten Produkt unterstützen sollen – insbesondere eine Plattform die bei der Auswertung von Kundendaten und Usability Test Ergebnissen unterstützt und repetitive Prozesse automatisiert. Unterstützt wurde das Event außerdem von den Sponsoren Chrono24, Deutschlands größtem Marktplatz für Luxusuhren, EXXETA, einem Consulting und IT Solutions Anbieter, sowie dem IISM des KIT.
Bereits vor dem eigentlichen Beginn des WUD wurde durch das IISM der diesjährige DX-Award des Digital Experience Networks verliehen. Ausgezeichnet wurden die besten, von studentischen Teams entwickelten, innovativen Prototypen an der Schnittstelle zwischen Informatik, Wirtschaft und Design. Hier konnte ein Prototyp für ein sprachgesteuertes, soziales Netzwerk für ältere User den ersten Platz belegen, eine App zum besseren erreichen persönlicher Ziele durch Social Accountability den zweiten und eine Plattform für lokalen Energiehandel den dritten.
Nach einem kurzen Grußwort mit Hintergrund zur Motivation, den ersten WUD in Karlsruhe auszurichten, einer Vorstellung der German UPA als Dachorganisation und einem Dank an die Sponsoren durch Jonas Fuchs (CEO der Usertimes GmbH) begann der WUD Karlsruhe mit einem Talk von Daniel Höche (Head of Digital Experience, 1&1 Telecom GmbH).
Unter der Überschrift "Design Sprint Teams: Kontinuierliche UX- & Shop-Optimierung in Zeiten voller Roadmaps” waren Thema des Talks die Herausforderungen einer systematischen, kontinuierlichen UX-Optimierung durch iterative (Test-)Prozesse. Daniel Höche betonte hierbei besonders die sich wandelnden Anforderungen durch eine immer schnellebiger werdende und Anpassungsfähigkeit fordernde Welt. Als Beispiel für den Umgang mit diesen, sich ständig wandelnden, Rahmenbedingungen erläuterte er den iterativen Ablauf datengetriebener Optimierung des 1&1 Online-Shops und ging auf die Zusammensetzung erfolgreicher Design-Teams ein. Als positiven Abschluss des Vortrags regte Daniel Höche außerdem den Gedankengang an, “schlechte” Ergebnisse von Usability Tests nicht immer negativ zu bewerten. Stattdessen sei jedes Ergebnis als Gewinn anzusehen, gewonnene Erkenntnisse einzuarbeiten und mit der nächsten, besseren Version eines Produktes weiterzuarbeiten.
Ganz unter dem Thema des WUD 2018 hielt Kira Tschierschke (Freelance UX Researcher, Brand Strategist) ihren Talk mit der Überschrift “Good UX, Evil Consequences”. Unter der Fragestellung, wie Software so gestaltet werden kann, dass sie sowohl die Ziele der Unternehmen erfüllt, als auch den Nutzer in den Mittelpunkt stellt, kritisierte sie das Ausnutzen von “Dark UX” Patterns. Als besonders problematisch sah sie hierbei das Auffassen der Aufmerksamkeit der User als Währung moderner Unternehmen und den daraus folgenden Versuch, die User um jeden Preis an die eigene Software zu binden. Kritisch seien hierbei insbesondere UX Patterns, die zu gesundheitsschädlichem Verhalten führen (z.B. die Minderung der Schlafdauer durch die Autoplay Funktion von Netflix und YouTube) und solche, die den User dazu bringen, ungewollte Entscheidungen zu treffen oder ungewollte Verhaltensweisen zu zeigen (z.B. automatisches Opt-In). Ziel der Unternehmen und UX-Schaffenden sollte Kira Tschierschke zufolge immer sein, die Interessen des Nutzers und die Interessen der Unternehmen auf eine faire, verantwortungsvolle Art zu vereinen. Die Impulse des Talks regten in der anschließenden Pause zu vielen konstruktiven Gesprächen an.
Als dritter Vortragender beleuchtete Dirk Anders (Geschäftsführer CAS UXD, CAS Software AG) mit seinem Talk “Design Meets Development” die Schnittstelle zwischen Design und Entwicklung mit allen ihren Hürden. Um mit dem stetigen Spannungsfeld zwischen Entwicklung und Design umgehen zu können sieht er eine klare Rollenverteilung und klare Prozesse in der Entwicklung als besonders relevant an. Gerade um das Problem zu lösen, dass in Design Prozessen häufig viele, mehr oder weniger qualifizierte, Meinungen angebracht werden, sei es wichtig, eine klare Rollen- und Aufgabenverteilung innerhalb der Teams zu haben. Auch sollte man sich der Tatsache bewusst sein, dass Designer und Entwickler durchaus eine sehr unterschiedliche Sicht auf dasselbe Mockup o.ä. haben können. Insgesamt betonte Dirk Anders mit dem Zitat “If Content is King, Design is the Castle” aber auch die direkte Abhängigkeit zwischen Content und Design, welche eine gute, reibungslose Zusammenarbeit natürlich umso wertvoller macht.
Einen gelungenen Abschluss der Runde lieferten Nancy Bullmann und Bernd Bullacher (Senior UX-Consultants, EXXETA AG) mit ihrem Talk zum Thema “Alles können, aber nichts richtig – Wie UX-Designer mit Detailwissen aus anderen Bereichen glänzen können”. Sie legten den Fokus weniger auf die Sicht des Endkunden. Stattdessen befassten sie sich mit der Frage, wie UX Designer innerhalb interdisziplinärer Teams vermitteln können und als Schnittstelle dienen. Auch hier warf Bernd Bullacher die Problematik der Kommunikation zwischen Designer und Entwickler auf. Nancy Bullmann regte eine positivere Sicht auf den Umgang mit Schwierigkeiten im Designprozess an: insbesondere lege das Team von EXXETA Wert darauf, mit Konfrontationen konstruktiv umzugehen, Rückschläge hinzunehmen und zu akzeptieren, dass die Produktentwicklung in der Regel nicht reibungsfrei abläuft, sondern ein Prozess mit Ups und Downs ist.
Beendet wurde der offizielle Teil des WUD Karlsruhe gegen 21 Uhr mit dem Hinweis auf passende UX Meetups in Karlsruhe und das Usability Testessen durch Jonas Fuchs. Möglichkeit zum freien Networking und dem Austausch wurde bereits in den Pausen zwischen den Talks genutzt. Da viele angeregte Gespräche zustande gekommen waren, wurde allerdings auch das Angebot zum freien Networking mit Open End ab 21 Uhr von den Teilnehmern gerne angenommen. So fand der – unserer Meinung nach sehr gelungene – erste World Usability Day in Karlsruhe ein gemütliches Ende. Wir bedanken uns nochmals bei unseren Sponsoren, den großartigen Rednern und natürlich allen Gästen und freuen uns auf nächstes Jahr!
Alle Interessenten am World Usability Karlsruhe in 2019 können sich schon jetzt auf unserer Mailing-Liste eintragen. Wir verschicken entsprechende Informationen, sobald wir mit der Planung beginnen!