German UPA | Beitrag vom 10.12.2015 –
Lebendige UX – Durch Rollenspiele den Nutzer darstellen und verstehen können
Rollenspiele kennt jeder. Schon im Kindesalter lernen wir in Rollenspielen wie sich beispielsweise Cowboys und Indianer verhalten. Auch das Spielen einer Familie kennen wahrscheinlich die meisten von uns aus ihrer Jugend. Dabei lernten wir in spielerischen Situationen andere Rollen anzunehmen, sich in diese hinein zu fühlen und erlangten so Fertigkeiten für den Einsatz im echten Leben. Eine wichtige Rolle in unserem Alltag als Usability Professionals sind die “Anwender”, in die wir uns so manches Mal hineinversetzen müssen. Wir versprechen uns dadurch schneller zu einfach zu bedienenden und begeisternden Produkten und Services zu gelangen.
Um dieses Hineinversetzen zu erleichtern habe ich einige Übungen aus den Bereichen Schauspielunterricht, Rollenspieltraining und Theaterpädagogik herangezogen und durch meine eigene praktische Erfahrung zusammengetragen. Diese habe ich in einem Tutorial für die Usability Professionals 2015 aufbereitet. Es galt gemeinsam mit den Teilnehmern zu erleben, welche Übungen die persönliche Bereitschaft und Befähigung zu Rollenspielen steigern und letztlich welche Rollenspielmethoden konkret angewandt werden können, um die UX von Produkten oder Services zu verbessern.
Rollenspiele funktionieren besonders dann gut, wenn alle Beteiligten an ihnen Spaß haben und Freude empfinden. Das war auch beim Tutorial der Fall. Wir hatten Spaß, sehr viel Spaß. Durch eine ausgefallene Parallelsession waren wir mehr Teilnehmer als vorgesehen aber die verschiedenen Aufwärmübungen sorgten für Entspannung und einiges an Gelächter. Meistens fange ich meine Unterrichtseinheiten mit einfachen Bewegungsübungen an, bei denen die Teilnehmer im Raum umher laufen und ein Gespür für die Bühne (hier der Raum des Tutorials), die Rollenspieler (die anderen Teilnehmer) und die Beziehung der Rollen untereinander (keiner ist gegen jemanden anderes gelaufen) bekommen.
Nach einigen weiteren Aufwärmübungen gingen wir über zu den ersten “richtigen” Rollenspielen. Die Teilnehmer sollten in kleinen Gruppen erklären wie ihre Anreise zur Konferenz war, wobei sie durchaus ein wenig übertreiben mussten (.z.B. “Ich bin heute Morgen ins falsche Flugzeug eingestiegen und erstmal in Budapest gelandet.”). Wir haben viel über uns selber gelacht und waren doch mit Eifer dabei. Es endete in der Übung “Gutes Produkt - schlechtes Produkt”, bei dem die Teilnehmer in die Rollen des Produktpromotors und des Kritikers (sowie des Moderators) einnahmen. Sie erarbeiteten in einem natürlichen Gespräch, welche Begeisterungs- und Rückweisungsmerkmale bei einer Produktidee wahrgenommen werden würden. Gleichzeitig wurden die Produktideen weiterausgearbeitet, so dass am Ende viele Aspekte für die konkrete Umsetzung bekannt waren - ein gutes Start für die nutzerzentrierte Produktkonzeption.
Am Ende war ich froh, dass alle Teilnehmer gut gelaunt aus dem Tutorial kamen und sich noch angeregt über das Erlebte unterhielten. Als ich am Ende der Konferenz den Best Session Award für mein Tutorial bekam, war ich aber trotzdem sehr überrascht. Viele andere Sessions waren meiner Meinung nach besser als meine. Dennoch bin ich dankbar und empfinde diese besondere Ehre als ein Zeichen, dass es den Teilnehmern sehr gefallen hat. Vielen lieben Dank!
Die PDF dazu gibts hier.
Über den Autor Dominique Winter
M.Sc. Dominique konnte mit seiner Session "Lebendige UX – Durch Rollenspiele den Nutzer darstellen und verstehen können" bei den Teilnehmer der Mensch und Computer Konferenz 2015 am meisten punkten und wurde mit dem Best Session Award ausgezeichnet. Er ist Product Owner und bereits seit 6 Jahren Mitglied bei der German UPA.