German UPA | Beitrag vom 28.07.2025
UX-Fortbildung im Realitätscheck: Was wirklich zählt – und was nicht

Wer bietet was, für wen – und warum ist das alles so unübersichtlich? 

UX-Professionals, die sich beruflich weiterentwickeln wollen, stehen vor einem zunehmend komplexen Weiterbildungsmarkt. Die Bandbreite reicht von Crashkursen über Zertifikatsprogramme bis hin zu berufsbegleitenden Studienformaten. Doch was ist wirklich hilfreich? Was hat Substanz – und was ist eher Etikettenschwindel? Im der Arbeitskreis Qualitätsstandards der German UPA hat dieses Thema systematisch aufgerollt – mit konkreten Zahlen, ehrlichen Erfahrungen und einem klaren Ziel: Orientierung schaffen.

Frau sitzt vor Wand voller Urkunden, wirkt nachdenklich.

Auf einen Blick

UX-Fortbildungen gibt es viele, doch nur wenige liefern wirklich Substanz – der Arbeitskreis der German UPA zeigt, worauf es ankommt, wie man Qualität erkennt und wie UX-Professionals in der Weiterbildungsflut Orientierung finden können.

  • Zertifikate sind kein Qualitätsnachweis: Formate wie CPUX oder Google UX Certificate bieten Einstiege, ersetzen aber keine tiefgehende Kompetenzentwicklung.
  • Praxisnähe ist entscheidend: UX-Fortbildungen müssen reale Anwendungen, reflektiertes Lernen und erfahrene Lehrende bieten – sonst bleibt das Wissen theoretisch.
  • Selbstreflexion verstärkt den Lerneffekt: Fortbildungen bringen am meisten, wenn Teilnehmer*innen eigene Fragen und Praxisbeispiele einbringen können.
  • Orientierung fehlt – und wird aktiv aufgebaut: Die German UPA arbeitet mit der Community an einem neutralen Metaverzeichnis mit Qualitätskriterien, Erfahrungsberichten und Vergleichsmöglichkeiten.
  • Checkliste für UX-Profis: Relevante Kriterien wie Praxisbezug, Aufwand, Zielgruppenpassung und Feedbackformate helfen bei der Auswahl wirklich lohnender Fortbildungen.

Qualität oder Quantität? Der UX-Fortbildungsmarkt im Überblick

Berufsbegleitende UX-Fortbildungen boomen. Kein Wunder – mit den steigenden Anforderungen an UX-Professionals in Unternehmen wächst auch der Wunsch, sich gezielt weiterzubilden. Doch wie findet man in diesem Dschungel das passende Format? Guido Tesch (UX-Architekt und CUX-Trainer) und Jasmin Kuhn (Principal UX-Designerin bei adesso) haben im Rahmen des Arbeitskreises „Qualitätsstandards“ der German UPA gemeinsam mit der Community einen Deep Dive gestartet.

In einer Live-Umfrage während des UX-Chats gaben 28 Formate einen ersten Eindruck: Von CPUX-Zertifizierungen über Google UX-Kurse, Interaction Design Foundation bis hin zu Hochschulangeboten der HdM und TH Deggendorf war einiges vertreten. Doch dabei blieb es nicht: In einem zweiten Poll lieferten die Teilnehmenden eine Vielzahl weiterer Formate nach – von „UX meets Scrum“ über „Jobs-to-be-Done“-Workshops bis hin zu hauseigenen Fortbildungen in Agenturen und Großunternehmen.

Zertifikat drauf – aber was steckt drin?

Ein zentrales Thema: Was bedeutet ein Zertifikat eigentlich – und wie viel ist es wert?

Die Community war sich einig: Zertifikate wie CPUX-F oder Google UX Certificate bieten einen Einstieg – aber keinen Kompetenznachweis im engeren Sinne. Viel entscheidender sei, wie tief die Lerninhalte gehen, wie praxisnah sie vermittelt werden und ob reflektierte Anwendung im Alltag überhaupt vorgesehen ist.

Kurzformate wie einwöchige Bootcamps oder rein theoretische Webinare schneiden bei vielen Praktiker*innen eher schlecht ab – auch, weil sie oft nur „Buzzword-Bingo“ statt Substanz liefern.

Kompetenz statt Content: Was wirklich zählt

Die UX-Community fordert einen Paradigmenwechsel: Weg vom reinen Wissens-Vermitteln – hin zum Kompetenz-Aufbau. Besonders überzeugend fanden viele die langfristig angelegten Programme wie bei artop (Humboldt-Uni) oder der PARK Academy (Niederlande). 

Und: Die besten Formate erkennen Teilnehmende selbst. Fast durchgehend wurde betont, dass man mehr aus einer Fortbildung herausholt, wenn man bereits eigene Fragen, Projekte oder Erfahrungen mitbringt, auf die man das Gelernte anwenden kann.

Der wahre Aufwand: Orientierung schaffen im Chaos

Das Ziel des Arbeitskreises: eine neutrale, ständig aktualisierte, nutzungsorientierte Übersicht über Fortbildungsangebote im Bereich UX und HCD. Klingt einfach – ist aber eine Mammutaufgabe. Guido beschreibt das Dilemma offen:

Deshalb setzt das Projekt auf Community-Unterstützung: Wer selbst Anbieter*in ist oder gute Erfahrungen gemacht hat, soll Formate melden können. Geplant ist eine Art Metaverzeichnis, das Anbieter-Infos (Dauer, Inhalte, Zielgruppen, Prüfungsformate, Kosten) enthält – aber auch Erfahrungsberichte und qualitative Einschätzungen. Die zentrale Herausforderung: eine belastbare, faire und vergleichbare Bewertung der Qualität.

Woran UX Professionals Fortbildungen heute messen

Im Chat und in den Umfragen kristallisierten sich besonders folgende Qualitätskriterien heraus, die aus Sicht der UX-Community entscheidend sind:

Was eine gute UX-Fortbildung leisten muss:

  1. Praxisnähe: Inhalte müssen realitätsnah und umsetzbar sein – nicht nur ISO-konform.
  2. Erfahrene Lehrende: Anbieter*innen sollten aus der Praxis kommen und eigene UX-Projekte vorweisen können.
  3. Reflexion & Anwendung: Idealerweise mit praktischen Übungen, Feedback und Transfer in den Berufsalltag.
  4. Individuelle Begleitung: Coaching-Elemente, Peer-Feedback oder Mentoring helfen, Gelerntes zu verankern.
  5. Transparenz & Erwartungsmanagement: Welche Vorkenntnisse braucht man? Was kann ich nach der Fortbildung wirklich?

Checkliste für die Auswahl einer UX-Fortbildung

Zum Abschluss eine hochkonkrete, praxisnahe Liste, die UX Professionals bei ihrer Entscheidungsfindung helfen kann:

Vor der Anmeldung klären:

  • ✅ Hat der oder die Dozent*in nachweisbare UX-Praxis?
  • ✅ Ist die Fortbildung auf meinen konkreten Arbeitskontext zugeschnitten?
  • ✅ Gibt es praktische Übungen oder reale Anwendungsbeispiele?
  • ✅ Gibt es Austauschformate (z.B. Peer Groups, Mentoring)?
  • ✅ Wie hoch ist der Zeitaufwand? Lässt sich das mit meinem Berufsalltag vereinbaren?
  • ✅ Welche Zertifikate erhalte ich – und sind diese überhaupt irgendwo anerkannt?
  • ✅ Was sagen ehemalige Teilnehmende? Gibt es echte Erfahrungsberich

Ausblick: UX-Fortbildungen der Zukunft – wie geht es weiter?

Die Arbeit des Arbeitskreises steckt noch in den Anfängen – aber der Bedarf ist offensichtlich. Die Zielrichtung ist klar: UX-Professionals sollen besser einschätzen können, welche Fortbildungen für sie sinnvoll sind, wie hoch der Aufwand ist und ob sich die Investition am Ende lohnt. Dabei wird nicht nur gesammelt, sondern auch gefiltert, verglichen und kontextualisiert.

Orientierung statt Überforderung: Die UX-Weiterbildungsübersicht der German UPA

Wenn ihr euch fragt, welches Weiterbildungsformat wirklich Sinn macht – sei es berufsbegleitend, modulweise oder als Online-Angebot – lohnt sich ein Blick auf die strukturierte Übersicht der German UPA: Aus- & Weiterbildung

Dort findet ihr praxisnahe Empfehlungen zu Studiengängen, Zertifikatskursen (z. B. CPUX-Foundation, CPUX‑DS, CPUX‑UR & CPUX‑UT), Online-Programmen und spezialisierten Workshops zu Design, Testing, UX‑Writing und UX-Management. Die Angebote stammen von renommierten Anbietern wie Hochschulen, Instituten und erfahrenen UX-Trainer:innen aus dem deutschsprachigen Raum.

Ein Bonus: German UPA-Mitglieder profitieren von exklusiven Rabatten – ein weiterer guter Grund, sich dort umzusehen, bevor ihr euch für den nächsten Schritt entscheidet.

Zur Übersicht: germanupa.de/wissen/aus-weiterbildung

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Was sollte deiner Meinung nach jede*r in der Branche kennen – und worauf sollte man verzichten?

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