German UPA | Beitrag vom 15.05.2025
UX-Freelancing starten: Was dir keiner sagt, aber alle wissen sollten

Was braucht es wirklich, um als UX-Freelancer*in erfolgreich zu starten? 13 erfahrene UX-Profis aus dem Arbeitskreis der German UPA geben ungewöhnlich ehrliche Einblicke – und liefern praxisnahe Tipps, die weit über Plattitüden hinausgehen. Der Fokus: echtes Business-Wissen für die ersten Jahre in der Selbstständigkeit, basierend auf Erfahrung und Realität. Ganz ohne Hochglanzfilter.

Der Arbeitskreis UX Freiberufler & Selbstständige der German UPA ist eine Community von hauptberuflichen UX-Selbstständigen. Die Mitglieder treffen sich regelmäßig, um Erfahrungen auszutauschen, sich zu unterstützen und gemeinsam weiterzulernen. Daraus entstand diese Sammlung: 40 konkrete Tipps aus erster Hand, sortiert nach Themen wie Positionierung, Finanzen, Mindset, Tools und Networking.

PDF mit allen Tipps zum Download:

Vorschaubild AK 40 Tipps

Auf einen Blick

Der Artikel gibt praxisnahe, ehrliche Einblicke von 13 erfahrenen UX-Freelancer*innen und vermittelt, was man beim Start in die Selbstständigkeit wirklich wissen muss – jenseits von Hochglanzversprechen.

  • Start before you're ready: Entscheidend ist der erste Schritt, nicht die perfekte Vorbereitung – loslegen, Erfahrungen sammeln und sich im echten Austausch orientieren.
  • Selbstvermarktung durch Problemlösung: Erfolgreiche Positionierung heißt, den Nutzen der eigenen UX-Arbeit klar und verständlich zu kommunizieren – idealerweise über Storytelling.
  • Finanzen sind Chefsache: Ein solides Finanz-Setup, Rücklagenbildung, klare AGB und Kenntnisse über steuerrechtliche Grundlagen schützen vor bösen Überraschungen.
  • Toolflexibilität & KI-Kompetenz: Ständiges Lernen, digitale Selbstorganisation und Offenheit gegenüber neuen Technologien gehören zur Grundausstattung.
  • Work-Life-Grenzen bewusst setzen: Mental Health, Erholung und klare Strukturen sind essenziell, um langfristig kreativ, motiviert und gesund zu bleiben.

Der Einstieg: Vom Denken ins Machen

Caroline Groneberg bringt es auf den Punkt: „Starte, bevor du dich bereit fühlst.“ Der Einstieg in die Selbstständigkeit beginnt nicht mit der perfekten Website oder einem lückenlosen Businessplan – sondern mit der Entscheidung, loszugehen. Und das kann heißen: erste Projekte im Nebenerwerb (Rainer Kamp), ein unfertiges Portfolio mit Fokus auf konkrete Probleme (Veronika Schurr) oder einfach nur Gespräche mit anderen Selbstständigen führen (Olivia Nibbe).

Sichtbar werden: Dein Business ist überall

„Immer und überall über dein Business sprechen“, rät Caroline. Netzwerken funktioniert nicht nur auf Konferenzen, sondern auch im Freundeskreis oder auf dem Sportplatz. Lukas Musilek ergänzt: „Bei den eigenen Freunden hat man schon einen gewissen Vertrauensvorschuss.“ Und Christian Engelhardt sagt ganz pragmatisch: „Die Selbstständigkeit auch offline verbreiten.“

Karoline Mess formuliert es als Prinzip: „Give, give, take“ – hilf anderen, baue Beziehungen auf, bevor du etwas zurückverlangst. Besonders wichtig: der ehrliche Austausch über Ängste und Stolpersteine, wie Olivia betont.

Positionierung: UX verkaufen heißt, Probleme lösen

Ein zentrales Thema für alle: Positionierung und Selbstvermarktung. Karin Ziegner fasst es klar: „Kein Kunde kauft einfach nur ‚User Research‘. Sie kaufen eine Lösung.“ Lukas empfiehlt, sich regelmäßig darin zu üben, die eigenen Leistungen „usercentered“ aufzubereiten – ohne Buzzword-Bingo. Und Oliver Jahn betont die Bedeutung einer ethisch fundierten Identität, um die richtigen Projekte zu finden.

Besonders hilfreich: Storytelling-Frameworks, wie sie Karin empfiehlt. Denn gutes UX ist nicht nur fachlich sauber – es muss verstanden und gefühlt werden.

"Deine Leistungen nutzerzentriert präsentieren und erklären“

Lukas Musilek

Finanzen: Das unsichtbare Rückgrat deiner Freiheit

Ein wiederkehrender Ratschlag: Finanzen nicht auf die leichte Schulter nehmen. Olivia warnt eindringlich: „Der erste Klopper vom Finanzamt kommt in der Regel zu Beginn des dritten Jahres.“ Sandra Schuster ergänzt: „Setze von Anfang an deine Finanzen und Buchhaltung vernünftig auf.“ Auch die Unterschiede zwischen Freiberuflichkeit und Gewerbetätigkeit sind essenziell zu kennen, wie Rainer Kamp erklärt.

Und: Klar strukturierte AGB und rechtssichere Rechnungen sind dein Sicherheitsnetz, so Karin.

Tools & Weiterentwicklung: Die Toolbox einer modernen UX-Selbstständigkeit

Shiraz Tumasyan bringt es auf den Punkt: „Setze dich nicht fest auf ein Tool oder ein Framework.“ Stattdessen: kontinuierlich lernen, KI-Kompetenzen aufbauen, Konferenzen besuchen und sich mit aktuellen Branchenentwicklungen auseinandersetzen. Auch Janina Peissig betont die Wichtigkeit digitaler Tools zur Organisation – von Zeiterfassung bis Remote-Workshops.

Ein konkreter Tipp von Sandra: Nutze kostenlose Buchhaltungssoftware und digitale Konten, um professionell zu starten.

Starte ohne Perfektionismus in die Selbstständigkeit.“

Veronika Schurr

Mental Health & Selbstorganisation: Erfolgreich UND gesund arbeiten

Oliver erinnert eindringlich: „Flexible Arbeitszeiten sind oft ein Grund für die Selbstständigkeit – aber sie brauchen klare Grenzen.“ Auch Veronika betont: „Plane unbedingt Freizeit und Ferien ein, um deinen kreativen Tank aufzufüllen.“ Ein strukturierter Arbeitsraum, Fokus-Modus und Coworking können helfen, konzentriert und gesund zu bleiben.

Till Wollong ergänzt: „Fokussiere dich auf das, was du beeinflussen kannst“ – und lerne, Absagen nicht persönlich zu nehmen. Ein klarer Kopf ist dein wichtigstes Kapital.

Konkrete Tipps für deinen Start

Hier kommt eine Liste mit besonders praxisnahen Empfehlungen aus dem PDF:

  1. Businessplan schreiben, auch ohne Coach – hilft beim Reflektieren (Olivia Nibbe).
  2. Finanzen aufteilen: ein Konto für Rücklagen, eines für Betriebsausgaben (Sandra Schuster).
  3. Kundenzufriedenheit dokumentieren: Frage nach jedem Projekt, was besonders gut lief (Till Wollong).
  4. Antrag bei der Künstlersozialkasse stellen – am besten direkt zu Beginn (Janina Peissig).
  5. KI-Kompetenzen aufbauen: nicht nur nutzen, sondern auch designen (Shiraz Tumasyan).
  6. Vermeide Perfektionismus: Starte lieber unperfekt als nie (Veronika Schurr).
  7. Vertragliche Grundlagen checken – AGB, DSGVO, Nutzungsrechte (Karin Ziegner).
  8. Use UX-Methoden für dein eigenes Business – Zielgruppenanalyse, Personas, Customer Journey (Karin Ziegner).

Fazit: Der UX-Weg ist kein Sprint – aber er gehört dir

Diese Sammlung aus 40 Tipps ist weit mehr als eine To-Do-Liste. Sie ist ein ehrliches Abbild der Realität als selbstständige UX-Designer*in: voller Chancen, voller Hürden – aber auch voller Gestaltungsspielraum. Wer den Mut aufbringt, loszugehen, wird schnell merken: Perfektion ist nicht der Schlüssel. Sondern Persönlichkeit, Klarheit und der Wille, sich weiterzuentwickeln.

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