Tutorial | 15. Juli 2025
UX-Tutorial – Wie sich digitale Barrieren wirklich anfühlen

In diesem umfassenden Tutorial des AK Barrierefreiheit der German UPA erhalten UX-Professionals und Webentwickler:innen einen praxisnahen Einblick in die Welt der digitalen Barrieren – aus Sicht blinder Nutzer:innen. Das Besondere: Die Demonstrationen basieren auf realen Nutzertests und werden von Expert:innen mit eigener Betroffenheit ergänzt.


Sandra Schuster

Seit über 15 Jahren unterstütze ich Unternehmen weltweit mit Nutzerforschung, UX Training und Beratung dabei, erfolgreiche digitale Produkte zu entwickeln. Mit der Gründung von smartUX im Jahr 2020 habe ich meinen Schwerpunkt auf Accessibility (A11Y) Research gelegt.

Durch Interviews, Online-Umfragen und Usability-Tests mit betroffenen Nutzer*innen finde ich heraus, was Menschen mit Beeinträchtigungen wirklich brauchen und erwarten – und stelle sicher, dass diese Erkenntnisse in die Produktentwicklung einfließen. So wird Barrierefreiheit nicht nur zu einem Häkchen auf der To-do-Liste, sondern bringt oft auch Produktinnovationen zutage, die allen Nutzer*innen zugutekommen.

Sandra Schuster

Oliver Vaupel

Ich setze mich für ein barrierefreies Internet ein. Von Haus aus Kommunikationsdesigner mit Schwerpunkt UX habe ich mich auf barrierefreie Websites nach EU-Norm 301 549 spezialisiert. Mit meinem ovau design studio, mit dem ich seit 2011 selbstständig bin, auditiere ich bestehende Websites und baue auch selbst Websites. Meine Kunden kommen vor allem aus dem Kultur- und NGO-Bereich. Mittelständische Unternehmen berate ich bei der Umsetzung und Steuerung von digitaler Barrierefreiheit auf ihren Websites und Portalen. Wichtig sind mir auch Schulungen von Mitarbeitenden, damit Inhalte barrierefrei bleiben. Neben der Mitgliedschaft in der German UPA bin ich auch Mitglied in der IAAP – der International Association of Accessibility Professionals. Über die IAAP bin ich seit 2021 als Web-Accessibility-Specialist zertifiziert.

Oliver Vaupel

Ilber Lama

ist als Experte für Digitale Barrierefreiheit bei der Pfennigparade Business. Inklusiv. in München beschäftigt. 

Pfennigparade Business. Inklusiv. ist ein Team aus über 300 qualifizierten Menschen mit und ohne Körperbehinderung, die täglich inklusiv und unkompliziert zusammenarbeiten und sich gegenseitig inspirieren.

Ilber Lama ist von Geburt an blind. 2019 startete er nach seiner Fachinformatik-Ausbildung und verschiedenen IT-Weiterbildungen die Arbeit im Team "Digitale Barrierefreiheit". Als Experte für Digitale Teilhabe und Barrierefreiheit führt er Website-Evaluationen gemäß BITV 2.0, EN 301549 und WCAC 2.1 und Evaluationen mobiler Applikationen nach EN 301 549 durch. Er berät Kunden in Sachen Barrierefreiheit und ist Spezialist für Programmierung screenreader-gerechter Anwendungen.

Ilber Lama

Das erwartet euch im Video:

  • Einführung durch Oliver Vaupel in die Zielsetzung des Tutorials und Vorstellung des Teams aus Barrierefreiheits-Expert:innen.
  • Sandra Schuster zeigt in drei aufgezeichneten Szenarien reale Userflows: eine Reisebuchung auf Agoda, der Onlinekauf von Weingläsern und die Navigation durch eine Versicherungsseite. Dabei wird eindrucksvoll deutlich, wo Screenreader-Nutzer:innen auf massive Barrieren stoßen – z. B. durch unzugängliche Kalender, unverständliche Bildbeschreibungen oder fehlerhafte Formularstrukturen.
  • Ilber Lama demonstriert live mit dem Screenreader NVDA die Barrierefreiheit (oder auch fehlende) der German UPA-Website. Dabei erklärt er Schritt für Schritt, wie er mit Tastaturkürzeln navigiert, welche Elemente zugänglich sind – und wo dringender Handlungsbedarf besteht.
  • Dieter Blonkiewicz ergänzt mit zwei weiteren Praxisbeispielen u. a. aus einem Online-Shop und zeigt, wie wichtig korrekte Alternativtexte, Fokussteuerung und funktionierende Links für barrierefreies Shopping sind.

Wichtige Take-Aways:

  • Barrierefreiheit betrifft nicht nur Technik, sondern auch Design und Informationsarchitektur.
  • Viele Probleme entstehen bereits in der Konzeption – z. B. durch unstrukturierte Überschriften oder visuell optimierte, aber technisch unzugängliche Bedienelemente.
  • UX-Design kann einen großen Beitrag leisten, indem bereits in frühen Phasen auf klare Strukturen, sinnvolle Kontraste und semantische Klarheit geachtet wird.
  • Testen mit echten Nutzer:innen ist unerlässlich – ebenso wie das Arbeiten mit Tastatur und Screenreader im eigenen Alltag.
  • Für inklusives Design braucht es interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Design, Entwicklung und betroffenen Nutzer:innen.

Das Tutorial sensibilisiert eindrucksvoll für digitale Barrieren und motiviert dazu, barrierefreies Design von Anfang an mitzudenken.