German UPA | Beitrag vom 27.11.2019 –
Rückblick: World Usability Day in Würzburg 2019
Im Jahr 2019 dominierten zwei wichtige Themen unser gesellschaftliches Leben, nämlich Nachhaltigkeit und die Zukunft dieser Erde. Mit dem diesjährigen Motto ,,Designing for the Future we want" trifft der World Usability Day (WUD) den Nagel auf den Kopf. Denn was heute passiert und entsteht, kann uns in unserer Zukunft nachhaltig beeinflussen. Deshalb trafen sich viele interessierte Studierende, Wissenschaftler und Vertreter aus der Wirtschaft, um gemeinsam zu ergründen, wie man die Welt mit einer einflussreichen Entwicklung verbessern kann.
Weit über 200 Teilnehmer besuchten dieses Jahr den World Usability Day in Würzburg, welcher im Felix Fechenbach Haus im Stadtteil Grombühl stattfand. Neben vielen interessanten Vortragsthemen gab es dieses Jahr auch zwei Workshops. Ein Workshop wurde von jo'sbüro, dem Design-Sponsor des WUD 2019, gehalten und befasste sich mit dem User Centered Design Process. Von Mayflower, unserem Silbersponsor, wurde der zweite Workshop "Prototyping the Future" angeboten.
Eröffnet und moderiert wurde der WUD in Würzburg durch Frau Prof. Dr. Carolin Wienrich, Inhaberin des Lehrstuhls Mensch-Technik-Systeme am Institut für Mensch-Computer-Medien der Universität Würzburg. Nach einer kurzen Vorstellung des Goldsponsors Simplifier durch Tilmann Bock, startete der erste Beitrag über "Digital Companionship und Social User Experience". In diesem sprachen Frau Prof. Carolin Wienrich und Frau Dr. Astrid Carolus über die Interaktion zwischen Menschen und ihren technischen Geräten wie Smartphones oder Smartspeakern. Erörtert wurde, welche psychologischen Prozesse bei unserer Interaktion mit technischen Geräten ablaufen und wie diese unsere Beziehung zu ihnen beeinflussen. Ergänzend dazu wurden die daraus resultierenden Folgen für das Design von technischen Geräten aufgezeigt. Dadurch dass der Mensch eine soziale Bindung zu seinen Geräten aufbaut, muss dieser Aspekt nun auch in den bekannten Konzepten wie der User Experience berücksichtigt werden.
Der nächste Vortrag "Usability und Webtechnologie in der Industrie" wurde von Christian Rudolph von HMI Project gehalten. Er erklärte anhand eines praktischen Beispiels wie man die nutzerzentriere Gestaltungsweise im Sondermaschinenbau dafür nutzen kann, ein möglichst innovatives und abwandelbares User Interface zu gestalten. Denn auch dort müssen Nutzerbedingungen untersucht werden und in dem Design von Software-Lösungen beachtet werden. Denn mit den Labeln wie "Fettpresse" oder "Winkelwolf" für Knöpfe kann nicht jeder auf Anhieb etwas anfangen
Herr Prof. Dr. Nicholas Müller berichtete in seinem Vortrag "Taktiles Assistenzsystem für die diskrete, nonverbale und anwenderunabhängige Bestimmung von Gesichtsemotionen im Alltag" den Zuhörern über die Kommunikationssituation für Menschen mit einer Sehbehinderung. Während der Face-To-Face Kommunikation werden viele Informationen über Gestik und Mimik weitergegeben. Des Weiteren werden diese visuellen Kanäle dafür genutzt, dass das eigene Gesprochene mit den Gesichtsemotionen des Kommunikationspartners abzugleichen. Das Problem, was hierbei für visuell eingeschränkte Menschen entsteht, ist, dass der Abgleich mit dem eigenen Gesprochenen nicht stattfinden kann, da in diesen Situationen der Kommunikationspartner kein auditives Feedback gibt. Hieraus resultiert eine wissenschaftliche Frage, wie man diesen visuellen Feedbackkanal ersetzen kann. In einem prototypischen Versuch eines taktilen Assistenzsystems für die Gesichtsemotionserkennung wurde eine Handykamera über der Hemdtasche angebracht, die durch Facial Action Coding die einzelnen Emotionen codiert und an den User durch Vibrationselement an der nichtdominanten Hand weiterleitet. Damit wird der visuell-eingeschränkten Person ermöglicht, seinen Sprechteil mit einem emotionalen Rückkanal abzugleichen.
In der anschließenden Pause konnten sich die Besucher an dem Buffet mit Speisen und Getränken versorgen. Ebenfalls konnte man die Pause nutzen, um mit Referenten über die Vorträge zu diskutieren. An den Ständen der Sponsoren und Partner (Simplifier, ERT, ZDI, German UPA und weitere) wurde die Zeit zum Networken genutzt.
Im darauffolgenden Vortrag "Der Weg zu einem lebendigen UI/UX StyleGuide" demonstrierte Daniel Lenhart gemeinsam mit seinem Kollegen Axel Pfeuffer die Entwicklung eines einheitlichen StyleGuides für die webbasierten Produkte von eResearch Technology (ERT). Er ging darauf ein, ab wann ein vereinheitlichter StyleGuide für ein Unternehmen Sinn macht und was dessen Vor- und Nachteile sind. Mit einem StyleGuide möchte er abgestimmte Lösungen bieten sowie klare Empfehlungen und Richtlinien an die Hand geben. Denn ein StyleGuide kann dazu beitragen, dass man vor allem in der Zukunft viele Kosten sparen kann, da die notwenigen Anpassungen minimal ausfallen.
"Hours of boredom, minutes of thrill, moments of terror" so beschreibt Herr Dr.med. Oliver Happel seinen Arbeitsplatz im Simulationszentrums der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie am Universitätsklinikum Würzburg. In der Notfallmedizin hat die Patientensicherheit höchste Priorität, deshalb ist hier das Design von User Interfaces umso sicherheitsrelevanter. In seinem Vortrag "I didn’t know why I was suffering, before I met UX" möchte Herr Dr. Happel die Zuhörer darauf aufmerksam machen, dass es auch im klinischen Alltag häufig zu Missinterpretationen von Funktionen medizinischer Geräte kommt und dies sich stark auf die Arbeitssituation und die Sicherheit auswirken kann. Er möchte für die zukünftige Arbeit von Usability- und UX-Experten dazu animieren, in die tatsächliche Arbeitssituation von Mediziner einzutauchen: ,,Let us cooperate to design for the future we want!".
Der World Usability Day in Würzburg wurde mit einer Podiumsdiskussion, in welcher die Zuhörer noch offene Fragen an die Referenten stellen konnten, abgerundet. Durch die verschiedenen Vorträge aus Wissenschaft und der Wirtschaft wurde klar, dass Usability und UX eine stetig größer werdende Bedeutung in der Produktentwicklung einnimmt und uns auch in Zukunft zu besseren User Interfaces und Designs helfen kann. Organisiert wurde der World Usability Day in Würzburg von dem Lehrstuhl für Psychologische Ergonomie der Universität Würzburg, besonderen Dank geht hier an Stephan Huber.
Autorin: Nathalie Milke