Podcast | 29. April 2025
UX in diesem Monat - April '25

In dieser Episode analysieren Matthias und Frede die aktuellen strukturellen Veränderungen der UX-Branche anhand führender Artikel und Reports.

Sie besprechen Dan Maccarones Analyse zur Abkehr der UX von strategischer Einflussnahme, Greg Nudelmans Warnung vor der irrelevanten Fokussierung auf Figma und UI in Zeiten von KI und Geoffrey Huntleys Beobachtungen über die Auswirkungen von KI auf Arbeitsmärkte. Dann wird noch in den "Design in Tech Report" von John Maeda reingeschaut, inklusive des neuen Paradigmas "Agent Experience (AX)".

Außerdem diskutieren die Hosts die Rückkehr der UX-Generalist*innen laut Nielsen Norman Group, die Priorisierung neuer Kompetenzen im "Future of Jobs Report 2025" sowie Dominique Winters Modell zur Gestaltung langfristiger Mensch-Produkt-Beziehungen.

Zum Abschluss liefern Jeff Sauro und Jim Lewis ein neues Framework für die Auswahl der passenden UX-Metriken.

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Themen dieser Episode auf einen Blick

  • [00:00:00] Einstieg: Wie viel Veränderung steht der UX bevor?
  • [00:01:49] Dan Maccarone: UX zwischen Strategie und Dekoration
  • [00:12:09] Greg Nudelman: KI verändert UX-Design radikal
  • [00:19:38] Geoffrey Huntley: Neue Marktmechanismen im KI-Zeitalter 
  • [00:27:12] John Maeda: AX - Agent Experience als neue Disziplin
  • [00:34:27] Nielsen Norman Group: Das Comeback der UX-Generalist*innen
  • [00:37:56] Future of Jobs Report 2025: Zukunftskompetenzen für UX
  • [00:43:14] Dominique Winter: Produktbeziehungen bewusst gestalten
  • [00:49:30] Jeff Sauro & Jim Lewis: Framework für die Auswahl von UX-Metriken

Erwähnte Ressourcen & Links


Transkript

[00:00:00] Matthias: Hallo liebe UX-Community und hallo Frede.

[00:00:18] Frede: Hallo Matthias. Na, wie geht's dir so?

[00:00:21] Matthias: Mir geht's ganz gut, insbesondere nach der letzten Folge, die war ja ziemlich düster. Ja, was denkst du? Meinst du, das wird diesmal besser?

[00:00:29] Frede: Na ja, wir haben ja in den letzten Tagen beide ein bisschen was gelesen und was soll ich sagen, mal wieder ist das dominierende Thema die Krise in der UX-Branche was ja jetzt erstmal nicht so prickelnd klingt und das ganze Post-UX-Gerede bis hin zu neuen Analysen wie KI nun ganz konkret alles in unserer Branche über den Haufen werfen wird.

Und dann war ja auch noch die Frage, sollten wir bald alle zu Generalisten werden oder brauchen wir doch wieder tiefere Skills laut ExpertInnen? Also richtig viele spannende Perspektiven was da so publiziert wird. Aber ob das jetzt heller oder düsterer wird, das schauen wir mal, würde ich sagen.

[00:01:09] Matthias: Okay, also auf jeden Fall höre ich, wir haben heute wieder einen ganz schönen thematischen Ritt vor uns.

Denn ja, wie du auch schon gesagt hast, es brodelt an allen Ecken und Enden Und die Fragen reichen ja von, haben wir unseren Platz am Tisch verloren, bis hin zu, ist unser Job nächstes Jahr überhaupt noch derselbe wenn man den Prognosen glauben darf. Also dann schauen wir mal rein und lasst uns unbedingt mal auseinandernehmen, was da jetzt gerade so in der UX-Branche geschrieben wird.

[00:01:35] Frede: Das klingt nach einem Plan. Also liebe UX-Community, Kopfhörer auf, Kaffee nachfüllen. Wir tauchen jetzt direkt tief in die aktuellen Debatten ein und schauen, was für uns wirklich dahinter steckt laut den jeweiligen Autoren.

[00:01:49] Matthias: Ja, also fangen wir doch gleich mal an, wo es laut manchen Autoren gerade so richtig brennt und zwar beim Allgemeinzustand der Branche oder wie Dan Maccarone es nennt Der UX-Krise.

[00:02:00] Frede: Ja, der Artikel von Dan McGroney sagt ja, wir haben UX gebaut, wir haben UX kaputt gemacht und jetzt müssen wir es reparieren. Und er beschreibt damit ein Problem, das wir hier auch schon mal so ähnlich gehört haben, aber er packt halt laut seiner Analyse ohne Samthandschuhe an und das ist mir gar nicht mal so unsympathisch muss ich sagen.

[00:02:21] Matthias: Absolut. Also, Dan argumentiert ja, es ist nicht nur, dass wir Unseren Tisch am Platz einfach verloren haben, dieses Gefühl. Es fühlt sich aus seiner Sicht eher so an, als wären wir freiwillig aufgestanden und hätten unseren kleinen Platz einfach angeboten. Und jetzt wundern wir uns darüber, dass halt nur noch kalte Reste auf dem Teller liegen für uns.

[00:02:43] Frede: Auf jeden Fall ein sehr deutliches und auch gutes Bild, was er da zeichnet. Und Dan ist auch absolut knallhart in seiner Wortwahl. Er schreibt ja quasi, UX hat nicht nur Einfluss verloren, UX hat ihn willentlich abgegeben Und dann dröselt er das brutal ehrlich, muss man ja sagen, auf. Er meint Strategie haben wir gegen Prozess getauscht Klarheit gegen Glanz und Vertrauen gegen Bequemlichkeit.

Ziemlich harte Worte ja.

[00:03:08] Matthias: Alright, dann lass uns da mal ein bisschen genauer reinschauen, was er denn genau damit meint. Der Kern von Dens Argumentation ist doch... Wir hatten gerade so eine Zeit erreicht, wo, seiner These nach, UX wirklich die Produktrichtung und die Strategie mitbestimmt hat, zumindest. Und heute ist halt die Frage, wie sieht es da aus?

Also aus seiner Sicht wird jetzt erst UX gerufen, wenn es um Farbe von Buttons zum Beispiel geht. Also mehr sind wir wieder bei diesem visuellen Stil Wirklich nur das UI angekommen. Und aus seiner Sicht ist das eine schleichende Entwicklung, aber halt eine sehr tiefsitzende gerade.

[00:03:45] Frede: Ja, genau das beschreibt er und er führt das unter anderem auf diese Fantasie vom idealen Nutzenden zurück, die Pavel Samsonov beschreibt, also der UX-Lead bei Amazon Web Services, den Dan ja zitiert.

Statt durch Forschung herauszufinden, wer die Leute wirklich sind, bauen Firmen laut Samsonov lieber für ein Wunschbild von Kundinnen, an die sie verkaufen wollen. Das stelle nutzerzentriertes Design ja komplett auf den Kopf, so die Argumentation.

[00:04:15] Matthias: Mhm. Und dieser Gedanke zieht sich ja dann laut Dan auch durch den gesamten Prozess, also vor allem durch die von ihm beschriebene kaputte Feedback-Schleife.

Eigentlich sollte es ja so laufen. Man hat Forschung, dann kommt Design, dann kommt Test, dann kommt Erkenntnisse und die Iteration. Aber laut seiner Beobachtung fühlt es sich momentan eher so an. Man hat eine Entscheidung, dann kommt das Design Dann kommt der Test, der die Entscheidung bestätigt und man hat einen super toll funktioniert und dann kommt der Launch.

[00:04:46] Frede: Und das sind, was Pavel den denn wieder zitiert, P-Hacked-Visibility-Test nennt. Und da ich bestimmt nicht die Einzige bin, die mit dem Begriff noch nicht so richtig was anfangen konnte, habe ich das direkt mal nachgeschaut. P-Hacking ist ein Begriff aus der Statistik und bezeichnet die Praxis durch verschiedene Tricks oder bewusstes Herumprobieren, Ergebnisse künstlich signifikant erscheinen zu lassen.

Um halt dann sagen zu können, das Ergebnis ist statistisch signifikant. Jedenfalls UX-Teams nutzen laut seiner Sicht gerade viel zu oft dieses P-Hacking, sodass sie bloß nichts Unerwartetes rausfinden, sondern nur das bestätigen was eh schon feststeht. Und das seien dann keine Usability-Tests mehr, sondern Bestätigungs-Bias mit Budget.

Und das erinnert mich so ein bisschen an das Thema Filterblasen und Echokammern und was auf gesellschaftlicher Ebene ein bisschen schwierig werden kann, ist es bei UX und Usability vermutlich genauso.

[00:05:44] Matthias: Mhm. Und dann betont er auch, dass er das aktuell nicht nur in kleinen Unternehmen sieht, sondern halt auch in großen etablierten Produktteams in größeren Unternehmen.

Und gerade da, wo halt UX seiner Meinung nach zu einem Ritual verkommen ist, zu einem Häkchen halt auf einer Checkliste Und hier verweist er dann auf Jared Spool, der schon 2017 genau davor gewarnt hatte, indem er sagte, wenn Teams nur noch Prozesse abarbeiten, statt Visionen zu verfolgen, vergessen sie, warum sie das Ganze machen.

Und das findet Dan echt gruselig.

[00:06:17] Frede: Naja, seine Analyse ist da auf jeden Fall eindeutig, denn selbst wenn die ganzen schicken UX-Artefakte produziert werden, Personas Prototypen, pixelperfekte Mockups, sei es halt leider oft nur Show. So eine Art UX-Theater eben, um längst gefällte Entscheidungen hübsch zu verpacken, ohne echten Impact, wie er schreibt.

Und obwohl ich Theater liebe, klingt das alles andere als gut, Matthias.

[00:06:42] Matthias: Ja, denn sieht das nirgendwo krasser gerade als bei KI. Und da sagt er, UX war bei der Entwicklung von KI-Interfaces einfach kaum dabei. Und aus meiner Sicht macht er da einen guten Punkt. Seine Kritik ist halt hier, Technologien werden gebaut, die für Menschen denken sollen und die Leute, die sich mit Menschen auskennen, sitzen noch nicht mal im Raum.

[00:07:04] Frede: Absolut und das führt er zudem folgendermaßen aus wir vertrauen auto vervollständigung aber keiner ki diagnose gesichtserkennung fürs handy entsperren ja aber nicht bei kreditentscheidungen dieses gespaltene vertrauen kommen laut ihm daher dass wir als ux leute es nicht geschafft hätten dieses vertrauen aufzubauen weil wir eben nicht da waren wo es definiert wurde und

[00:07:30] Matthias: Das deckt auch mit dem, was Sid Harrell, sie ist Chief Digital Service Officer vom San Francisco, gerade bei staatlichen Technologien betont.

Denn geht er ebenfalls auf sie ein und sagt, wenn UX bei Systemen fehlt, die über Zugang zu Gesundheit oder Sozialleistungen entscheiden, dann versagen wir laut ihrer Sicht nicht nur gegenüber den Nutzern sondern auch gesellschaftlich.

[00:07:54] Frede: Und dann führt Dan ja noch die ganzen Dark Patterns an, Confirmed Shaming, Roach Motels, also manipulative Kündigen-Tricks, das seien ja keine Design-Unfälle, das sind ja bewusste Entscheidungen in einem System, das kurzfristig KPIs über langfristige Kundenbindung stellt, so zumindest seine Argumentation.

[00:08:13] Matthias: Ja. Und er betont, dass die amerikanische Federal Trade Commission 2022 ja in ihrem Staff Report »Bringing Dark Patterns to Light« Eingegriffen hat und vor Interfaces waren, musste die Nutzer austricksen oder in die Falle locken. Und das verdeutlicht ja auch, wie sehr UX inzwischen manchmal nur noch als Dekoration gilt oder auch aus der strategischen Planung einfach herausgefallen ist.

[00:08:38] Frede: Genau das. Er zitiert auch Sarah Doody, CEO vom Career Strategy Lab, mit dem Satz wenn Menschen am Prozess beteiligt sind, glauben sie auch eher an die Ergebnisse. Das sei Vertrauen. Und Vertrauen werde eben verdient nicht designed, schließt aus.

[00:08:55] Matthias: Okay, aber die Frage bleibt ja, wie kommen wir da wieder raus?

Also was sagt denn dazu?

[00:09:00] Frede: Ja, und zum Glück lässt uns Denner nicht im Regen stehen. Er sagt ja, UX kann seine Stimme zurückholen aber nur, wenn UX-Professionals aufhören, Deko-Abteilung zu spielen und sich wieder auf strategische Partner verstehen. Das ist ganz, ganz deutlich seine Forderung.

[00:09:16] Matthias: Ja, dem kann ich nur zustimmen.

Also genau so. Und seine Linie ist ja auch ganz klar. Also UX muss aufhören sich als UI-Gestalter zu verstehen und wieder anfangen wirklich ein strategischer Berater zu sein. Er zitiert ja auch Cameron Moll, Chief Design Officer bei D-Squared, was Design von Kunst unterscheidet, ist, dass Design funktional sein soll.

Und wenn wir nicht schon genug Nebendropping hätten, bietet er hier auch noch John Jablonskis, Senior Product Designer bei Mixpanel ins Spiel mit dem Tipp. Zeigt den Leuten, was passiert, wenn man UX ignoriert. Quasi die Schocktherapie mit echten Konsequenzen als Überzeugungsmittel.

[00:09:55] Frede: Und abschließend erinnert er noch an den Großmeister des Designs Dieter Rahms, mit dem Zitat, nichts dafür kürlich oder dem Zufall überlassen sein.

Und genau das würde passieren, wenn UX zu spät kommen würde. Eine kaputte Strategie rettet man eben nicht mit dem perfekten UI-Kit. So schließt denn das.

[00:10:14] Matthias: Absolut, das ist auch letztendlich seine Message. Also sei früh dabei, sprich Klartext, kämpfe für die Nutzerperspektive und hier schreibt er auch wörtlich der Weg nach vorn sind nicht mehr Templates, sondern Überzeugung Neugier und Gespräche.

[00:10:29] Frede: Ja, also ich weiß nicht, wie du das siehst Matthias aber ich finde, das sind durchaus Perspektiven, die man sich im Team dringend zu Herzen nehmen sollte.

[00:10:37] Matthias: Ja, das ist ein schöner Reminder und wir können das ja nochmal zusammenfassen, was der Artikel so wirklich als konkrete Handlungsempfehlung uns da mitgibt.

Erstens wir sollen aufhören nur zu validieren, also Tests zu machen, um was zu lernen und nicht nur um ein Häkchen zu setzen. 2. Also wir sollen früh mitmischen, also schon bei der Roadmap-Planung dabei sein, nicht erst beim Feinschliff und das ist etwas, wo wir als UX-Professionals drum kämpfen müssen. 3.

Nicht nur für uns kämpfen, sondern auch für die Nutzerinnen kämpfen, gerade für die, an die sonst halt keiner denkt, also Stichwort Barrierefreiheit zum Beispiel. 4. Die Kosten schlechter UX aufzeigen, also diesen Tipp, den er da gebracht hat, was passiert, wenn man es ignoriert, also wirklich da zeigen, wie wirkt sich das aus.

Und fünftens Vertrauen aufbauen, keine Tricks, keine Dark Patterns wirklich langfristige Beziehungen aufbauen und die sind halt einfach so viel mehr wert als sozusagen schneller Umsatz.

[00:11:35] Frede: Und vielleicht sein wichtigster Appell, nicht mit hübsch zufrieden geben und Schluss mit P-Hacked Usability Tests, sondern her mit besseren Fragen und das bringt uns eigentlich schon zum nächsten Thema, wo ja auch von einem fundamentalen Shift gesprochen wird.

Und zwar würde ich jetzt gerne auf Greg Nudelmanns Artikel zu sprechen kommen. KI stellt UX komplett auf den Kopf. Und so viel kann ich schon mal vorwegnehmen. Der Titel ist auf jeden Fall Programm. Und vielleicht ein kleiner Spoiler. Er vergleicht Figma mit der D Titanic. Also wirklich wahr.

[00:12:09] Matthias: Ja, der Artikel schlägt auch so ein bisschen ein.

Ein Schiff auf dem Eisberg, so jedenfalls wie Greg da argumentiert. Sein Punkt ist ja, KI schreibt halt gerade die Spiele hier neu. Und für viele UXler, die halt aktuell noch voll auf Figma schwören, merken seiner Meinung vielleicht gerade gar nicht, wie schnell das Wasser schon steigt. Also schauen wir da mal ein bisschen genauer rein und lassen uns das mal auseinandernehmen.

[00:12:31] Frede: Ja, auf jeden Fall. Das Bild von ihm mit dem umgedrehten Eisberg, das er in seinem Artikel zeigt, ist tatsächlich sehr, sehr einprägsam finde ich. Vor KI, so seine Beschreibung war die UI das Erlebnis. Screens, Flows, Buttons das Schöne was oben schwamm. Aber jetzt steht das Ding auf dem Kopf und UI sei nur noch die winzige Spitze.

[00:12:55] Matthias: Absolut. Und er sagt auch hier, das beste Interface für die KI ist so gut wie gar kein Interface. Und das ist auch schon eine Provokation für alle, die halt gerade noch den ganzen Tag zum Beispiel Pixel schubsen. Er sagt ja auch eindeutig nicht, Interfaces werden verschwinden aber der Fokus... Habe sich laut ihm total verschoben.

Was früher im Zentrum war, ist heute gerade noch so ein bisschen oberflächig.

[00:13:16] Frede: Und das Spannende an seiner Argumentation, er hat ja noch nicht mal was gegen Figma an sich. Er sagt nur, Figma werde irrelevant für die Art von UX-Arbeit die bei KI-Systemen zählt. Wer seinen Tag mit Button-Farben verbringt, optimiert wahrscheinlich am falschen Ende so zumindest seine Warnung.

[00:13:33] Matthias: Mhm, exakt. Also Greg nennt das den tanzenden Roboter dekorieren. Schönes einprägensames Bild. Er meint, wen interessiert, ob der Roboter nun rot oder blau ist? Wichtig ist doch, dass er tanzt.

[00:13:46] Frede: Ja, das Zitat trifft den Kern seiner Aussage Die Oberfläche sei nicht mehr der Star, sondern die Einfahrt in ein viel komplexeres System.

Nämlich den Agent-First-System. Darüber haben wir auch schon mal in der letzten Episode so ein bisschen gesprochen.

[00:14:01] Matthias: Mhm, genau. Also Greg führt das in seinem Artikel nur noch ein bisschen weiter aus und sagt, wir designen nicht mehr nur Rechtecke, sondern Interaktion mit intelligenten Systemen Also das bedeutet in Kontext denken, in Absichten denken, Datenflüssen, Wertschöpfung und halt nicht nur in User Flows.

Und es geht nicht nur darum, anders zu designen, es geht darum, andere Arbeit zu machen. Er sagt, 95 Prozent von dem Wert, den wir als UX Professionals heute bringen, Komme von den Dingen wie passende KI-Anwendungsfälle finden, schnelle schlanke Write Sprints machen, also Rapid Iterative Testing and Evaluation, mit Data Scientists zusammenzuarbeiten und Datenflüsse wirklich zu verstehen und zu gestalten und eine Value Matrix bauen, also wirklich um Riesen und Chancen halt wirklich genau abzuwägen.

Dann bleiben halt noch 5 Prozent. Da ist laut seiner Meinung dann vielleicht UI dabei, aber wirklich auch nur vielleicht.

[00:15:00] Frede: Okay, verstanden Also wirklich nur vielleicht.

[00:15:04] Matthias: Und

[00:15:04] Frede: was Gregs Artikel so eindringlich macht in meinen Augen, ist eben sein Ton. Er nimmt wieder mal kein Blatt vor den Mund und formuliert es genauso, wenn du als jemand giltst der wegen Visual Design die Auslieferung verlangsamt Dann wird dein Job gestrichen Und das ist eine ziemlich harte Prognose finde ich.

[00:15:22] Matthias: Das passt ja auch gut zu unserem ersten Artikel. Es geht auch hier wieder mehr um Strategie als halt um UI. Er möchte auch mit dem Mythos aufrollen dass gute Figma-Skills automatisch ein Jobgarant sein können. Greg bringt hier auch ein Beispiel und sagt, das wäre so, als wenn du der beste Wasserspeier Steinmetz an einem Wolkenkratzer bist.

Sehr spezifisches Beispiel. Aber kurz gesagt, es ist halt etwas, das ist nett anzusehen aber trage nichts wirklich zur Statik des Gebäudes bei.

[00:15:51] Frede: Ja, ich fand auf jeden Fall den Spruch von ihm auch einen ziemlichen Kracher. Vergesst die Gargoyle, Wasserspeier. Genau. Großartig formuliert. Also Form folgt wieder Funktion, sei das Prinzip.

Und Figma sei zu oft zum ästhetischen Pflaster geworden. Fühlt sich produktiv an, aber bei KI-Systemen gehe es um ganz andere Dinge, die den Leuten wirklich wichtig sind, argumentierte er.

[00:16:13] Matthias: Und Greg fordert hier einfach Ehrlichkeit und sagt, wenn man nicht regelmäßig mit Data Scientists spricht und auch keinen Plan hat von den Algorithmen und den Language-Modellen zum Beispiel und auch ihre unterschiedlichen Schwächen nicht kennt.

Dann designe man nicht die Experience, dann dekoriere man sie nur, so jedenfalls seine These.

[00:16:30] Frede: Und da baut er ja nochmal direkt nach, er fragt direkt, wie oft redest du mit KundInnen, wie oft mit Data Scientists? Und wenn die Antwort ist, eher selten, tja, dann hast du wohl den Anschluss verloren und es wahrscheinlich noch nicht mal bemerkt so sagt er.

[00:16:46] Matthias: Ja, und er scheint auch echt keine Geduld mehr für Leute in der Pixel-Komfortzone zu haben, so wie er jedenfalls schreibt. Er zeigt da richtig eine Grenze auf. Auf der einen Seite haben wir halt UX-Professionals die intensiv mit KI arbeiten. Und auf der anderen Seite die, die immer noch Rechtecke malen.

Und Greg sagt, nur einer dieser beiden Gruppen werde diesen Wandel überleben. Das ist jedenfalls seine Einschätzung.

[00:17:10] Frede: Okay, dann lass uns das vielleicht mal nochmal praktisch runterbrechen. Was kann man laut Greg jetzt tun, um nicht von seinem beschriebenen KI-Eisberg unter Wasser gedrückt zu werden?

[00:17:19] Matthias: Ja, also ganz oben auf seiner Liste stehen Punkte wie Lernen KI-Use Cases zu bewerten.

Also Gregs Methode ist hier so Business Value versus Machbarkeit. Dann halt der Punkt, wirklich ganz eng mit Data-Teams zusammenarbeiten. Also es gibt sogenannte Digital Twins und da mal reinschauen was das ist. So einen Digital Twin Workshop vielleicht mal machen und dann auch wirklich die Datenflüsse innerhalb eines Systems verstehen.

Dann Prototyping im Kontext, also mit echten Modellen-Output, also nicht nur Figma, wirklich schauen, was kommt da raus. Wir haben über Write-Studien gesprochen, also wirklich die einsetzen und dann zur Entscheidungsqualität machen und nicht nur auf die UI-Optik schauen. Dann Content-Qualität, Struktur, Datengenauigkeit, wirklich über visuelle Hierarchie priorisieren.

Und UI wie ein Gerüst behandeln, also wirklich minimal sein, funktional und UI ist nicht der Star. Und letztendlich die Sprache der Modellperformance, also der Language-Modellperformance sprechen. Also wissen, welche Modelle für welche Aufgaben wirklich geeignet sind und welche nicht.

[00:18:27] Frede: Und sein vielleicht wichtigster Rat, die Denkweise ändern.

Wenn der eigene Output immer noch danach bewertet wird, wie gut er sich in Figma präsentieren lässt, dann ist es doch vielleicht echt mal an der Zeit mal zu überlegen, was UX im Jahr 2025 überhaupt noch bedeutet, mahnt er.

[00:18:44] Matthias: Ja also um das nochmal ganz klar zu sagen, Greg sagt ja nicht, hör auf zu designen sondern er sagt einfach, fang an, das zu designen was wirklich zählt Designe die Entscheidungslogik, designe die Feedbackschleife, designe das eigentliche Erlebnis und nicht nur den Rahmen drumherum.

Das ist seine zentrale Botschaft

[00:19:05] Frede: Und das fasst deine Argumentation ja auch ganz gut zusammen, finde ich. Es gehe nicht mehr darum, das Eisbergspitzchen hübsch zu machen. Man muss endlich damit anfangen das verdammte Schiff zu steuern um einfach mal in seinem Bild weiterzubleiben Und damit kommen wir auch direkt zum nächsten Thema, das auch nochmal direkt in diese Kerbe schlägt Nämlich einem Blogpost von Geoffrey Huntley.

Mit, sagen wir mal, sehr direkter Ansprache. Sein Titel, liebe Studierende, ja, die KI ist da und du bist am Arsch wenn du nichts unternimmst Das ist schon mal deutlich, würde ich sagen.

[00:19:38] Matthias: Ja, genau. Also das kann man direkt nennen wenn man möchte. Er ist ja Entwickler und beschreibt halt mit Beispielen wie KI gerade in seinem Umfeld gerade alles umflügt.

Und das, denke ich, ist wirklich so ein kleiner Vorgeschmack was auch in unserer UX-Branche so wahrscheinlich in Kürze zu sehen ist.

[00:19:55] Frede: Ja das ist echt eine spannende Frage und ich liebe es ja selber, die Realitätsbrille immer schön aufzubehalten und Geoffrey scheinbar ganz genauso, denn er startet in seinem Artikel mit einem echten Fall.

Ein Studi hat mit einer AI-Entwicklungsumgebung mühelos ein komplettes Software-Feature von einer Programmiersprache in eine andere übersetzt. Und alle, die sich damit ein bisschen auskennen, die werden wissen, das ist kein Anfängerkram, das war richtig harte Integrationsarbeit.

[00:20:21] Matthias: Genau, das Beispiel war wirklich eindrücklich und dazu kommt auch noch, wie Geoffrey hervorhebt, die Person, also der Studi sagt er selbst, Composer, also das Programm, was er genutzt hat, hat wahrscheinlich 99% vom Code geschrieben.

Ich habe kaum was gemacht und das ist an der Stelle jetzt wirklich mehr als ein bisschen autocomplete, das ist wirklich, hier geht es um komplette Architektur Fehlersuche, Sprachübertragung, die ganze Konfiguration Also der Mensch hat hier an der Stelle eigentlich nur noch die Regierer zu seiner Beschreibung.

[00:20:50] Frede: Geoffrey nennt das einen richtigen Erdrutsch in seinem Post. Er schreibt, klar, Unternehmen machen für Juniors die Tür zu. Das erinnert an den Dotcom-Crash, schreibt er. Zu viele erfahrene... Keiner will Nachwuchs einlernen. Nur dieses Mal sei es nicht der Markt. Dieses Mal sei es die KI, die für das Überangeburt sorgt.

Das ist zumindest seine Analyse.

[00:21:12] Matthias: Ja und Geoffrey vergleicht das auch mit einer kompletten Marktverschiebung, also vom Verkäufermarkt zum Käufermarkt. Also warum jetzt ein Junior einstellen, fragt provokativ, wenn ein Tool dir quasi eine 5-Jahres-Erfahrung für kleines Geld liefert.

[00:21:28] Frede: Und es treffen nicht nur Juniors.

Geoffrey bringt da auch ein interessantes Beispiel einer Kollegin, das eigentlich die Auswirkungen je nach Erfahrungslevel ganz gut aufdröselt. So kopieren Juniors laut dem Modell Blind-KI-Code, verstehen ihn aber nicht. Und die Skill-Entwicklung wird deswegen wahrscheinlich ein bisschen schwerer. Auf der Mitlevel-Ebene, die rasen durch die Aufgaben bis irgendwann was unklar wird und dann sind sie komplett verloren.

Und nur die Seniors haben dann die mentalen Modelle, das Systemdenken und das Kontextgespür Und da kommt die KI noch nicht ran. Und dann kommen darüber noch die Staff-Plus-Leute die echten Strategen. Und da wird es dann wieder spannend, heißt es bei Geoffrey. Er zitiert, hier können L&Ms wieder glänzen. Es sei fast wie eine Schleife.

Die ganzen Neuen würden von KI verdrängt werden, die Seniors bleiben stabil und die, die KI mit richtigem Fachwissen kombinieren, würden sprichwörtlich davonfliegen. Die Karrierepyramide werde quasi umgedreht so zumindest seine Interpretationen Also, das verändert doch mal total, wie wir über Skillentwicklung nachdenken müssen.

Es geht nicht mehr darum, besser zu coden sondern besser darin zu werden, Intelligenz zu steuern. Er beschreibt diese neue Generation von EntwicklerInnen als Ideenmenschen, die einfach Dinge tun können. Keine Codeschreib-RoboterInnen mehr, sondern kreative MacherInnen mit Superkräften wie er es selber nennt

[00:22:55] Matthias: Ja, aber ein Punkt, den er in seinem Artikel besonders alarmierend beschreibt ist der Bewerbungsprozess

Er auf, dass KI-Tools sogar inzwischen auf der Video-Ebene von macOS eingreifen könnten und das heißt, Bewerberinnen können einfach cheaten ohne selbst Zoom es merkt.

[00:23:17] Frede: Ja das ist echt eine seiner Hauptwarnungen. Geoffrey schreibt, alle Anreize, um zu schummeln, sind da. Und Unternehmen wissen gar nicht mehr, wie sie einstellen sollen.

Das Fundament sei gebrochen, aber alle täten so, als wäre es nur ein bisschen knarzender Boden.

[00:23:33] Matthias: Das hängt wiederum direkt mit dem nächsten Punkt zusammen, den er macht. Startups und Software as a Service. KI fresse nicht nur Code, sondern schlucke gerade komplette Geschäftsmodelle, so jedenfalls seine These Er schreibt, es ist jetzt total einfach, fast jede Software-as-a-Service-Firma zu kopieren wenn du weißt, wie man KI richtig einsetzt.

Also statt klassische Startups gäbe es jetzt diese kleinen, mega effizienten Mini-Teams so eine Art Anwaltskanzlei mit KI, die mit dem Code skalieren und nicht nur das Personal skalieren.

[00:24:06] Frede: Ja, das ist wirklich ein super einprägsames Bild von ihm. Und gerade fühlt sich das alles so ein bisschen an, als würden wir von klassischen Tech-Firmen zu kleinen Spezial-Teams wechseln die KI eben wie ein Exoskelett nutzen.

Er beschreibt den Wandel mit den Worten der Mensch ist nicht mehr der Motor. Sondern der Verstärker.

[00:24:24] Matthias: Und dein Überlebensplan, den er vorschlägt, der ist ganz klar, zumindest jedenfalls für Coders. Er sagt, man habe das jetzt vielleicht so ein Jahr, vielleicht auch sogar weniger. Und sein Rat ist, lerne wie man KI-Tools baut und meide Unternehmen, die KIs in der Anwendung verbieten.

Veröffentliche Open Source. Und ein für mich persönlich sehr spannender Punkt, manifestiere Glück, indem du deine Arbeit öffentlich machst, also wirklich dieses Open Source lebst.

[00:24:52] Frede: Manifestiere dein Glück klingt jetzt vielleicht erstmal ungewöhnlich und vielleicht nicht besonders handfest, aber er meint es absolut ernst.

Wer einfach nur zuschaut wie das hier alles passiert, sei im Prinzip schon raus. Und er sagt ganz klar, entweder man dreht jetzt voll rein oder man es bald überholt. Das ist eigentlich eine ziemlich deutliche Warnung.

[00:25:12] Matthias: Okay, also... Klingt schon wieder alles ein bisschen düster heute. Ein bisschen düster

[00:25:17] Frede: ja

[00:25:18] Matthias: Aber fassen wir nochmal Geoffreys ganz persönliche Survival-Liste aus seinem Artikel zusammen.

Also, er sagt ja, kein Job bei Firmen suchen, die halt KI verbieten. Also das ist einfach nicht mehr zukunftsfähig. Dann aktuell sagt er, Finger weg von jungen Startups. Also wenn man jedenfalls einen sicheren Job haben will. Die seien halt aktuell viel zu instabil und nicht so richtig auf diesen KI-Sturm vorbereitet, weil sie einfach ersetzt werden können.

Und dann halt Large-Language-Models lernen. Also das hatten wir ja auch schon im vorigen Artikel, wirklich zu verstehen, welche Modelle für wann und welche halt auch nicht. Dann wirklich sich mal ausprobieren und eigene KI-Tools bauen. Und das halt dann nicht nur für sich selbst, sondern einfach Open-Source arbeiten, Wissen teilen und sich zeigen.

Und wie er es sagt, aufhören sich auf Interviews vorzubereiten, sondern wirklich anfangen Produkte zu liefern und Produkte vorzustellen.

[00:26:13] Frede: Den letzten Punkt, den meint er tatsächlich sehr, sehr ernst. Geoffrey glaubt nicht daran, dass es nach 2026 noch eine Welt gibt, in der SoftwareentwicklerInnen handgefertigte Einzelcomments schreiben.

[00:26:24] Matthias: Ja, also sein Fazit, sowohl UX-Professionals als auch EntwicklerInnen müssen jetzt neu darüber nachdenken was wert ist. Überhaupt bedeutet. Haben wir auch gerade schon mal gehört. Und er verstärkt ja auch nochmal den letzten Artikel und sagt, wenn der Job nur daraus besteht, Pixel zu schubsen oder Code runterzutippen dann ist man schon auf der Abschlussliste so jedenfalls seine Warnung.

Aber wenn man Produkte gestaltet Visionen entwickelt und KI gezielt nutzt dann sei man echt nicht mehr ersetzbar.

[00:26:54] Frede: Und das scheint auch seine finale Schlussfolgerung zu sein. Es geht um eine Haltungsfrage nicht mehr darum, schneller zu lernen, sondern intelligenter zu bauen. KI als kreativen Partner zu sehen und nicht bloß als erweiterten Notizblock.

Und laut Geoffrey ist das ganz klar der Weg nach vorn.

[00:27:12] Matthias: Ich sehe noch ein bisschen Lichtblick. Also wenn wir uns anpassen, nicht so schlimm. Wir haben jetzt viel über AI gesprochen. Friede wollen wir noch ein AI-Thema machen?

[00:27:23] Frede: Na aber selbstverständlich das ist doch absolutes Lieblingsthema. Wir haben nämlich für euch noch eine richtig schöne Perle gefunden.

Nämlich den neuen Design in Tech Report von der Interaction-Design-Legende John Meder. Den hat er ja bei der... South by south west konferenz vorgestellt und das ist nicht nur so ein trendreport das ist laut ihm eher ein bauplan für design in einer welt in der ki nicht nur werkzeug ist sondern ja man könnte fast schon sagen eine kollegin oder ein kollege oder manchmal eben auch der boss wie er andeutet

[00:27:56] Matthias: absolut und dann redet ja halt auch davon dass wir jetzt mehr und mehr für diese agenten design müssen und halt nicht mehr nur für menschen

[00:28:05] Frede: Ja er bringt es absolut auf den Punkt.

Wir sollen aufhören, UIs wie Hindernis-Parcours zu designen Er sagt, statt UserInnen Schritt für Schritt durch ein Interface zu lotsen, übernehmen die Agenten ganz einfach, teleportieren uns genau an die richtige Stelle und das ganz ohne Button.

[00:28:21] Matthias: Und genau damit sind wir halt auch schon wieder mittendrin in seinem neuen Konzept und zwar AX, also Agent Experience.

Und da wird es richtig spannend in seiner Darstellung, wenn man nicht mehr nur für Menschen designe. Ja, was genau designt man denn eigentlich?

[00:28:37] Frede: Exakt. Und jetzt geht es nämlich darum, maschinenlesbare Systeme zu bauen, erklärt Meda. Systeme in denen Agenten logisch denken, miteinander kommunizieren. Und sich quasi selbstständig durch die Welt bewegen können.

Und das ist halt eine ganz andere Nummer als alles, was Design bisher war. Es geht nicht mehr um Mobile First oder Responsive sondern um Machine First.

[00:28:59] Matthias: Ja, und John hat auch super gute Beispiele für neue Patterns gebracht, wie zum Beispiel Semantic Zoom, das er Harley Terran zuschreibt. Also man zoomt in Inhalte quasi wie bei Google Maps, Das ist ein bisschen schwer zu beschreiben Jetzt hier, wer sie möchte, schaut mal in die Shownotes.

Wir haben da einen Link. Also man zoomt wirklich in den Text und es wird mehr Text. Also der Text wird nicht größer sondern es wird mehr Text. Also wirklich spannende Konzepte an die man da denken sollte.

[00:29:25] Frede: Ja, schaut auf jeden Fall mal vorbei. Generell teilt John das Design für Agents in vier große Räume ein.

Chat, Dokumente, Tabellen und unendliche Leinwände. Vielleicht gehen wir das einfach mal kurz durch, was er zu den einzelnen Punkten sagt. Also, beginnen wir mit dem Thema Chat. Werde quasi das neue Terminal so seine These. Also ein bisschen retro, aber halt mit natürlicher Sprache. Dann schauen wir uns die Dokumente an.

Die sind halt nicht mehr statisch sondern echt smarte interaktive Textsysteme Weiterhin bei den Tabellen, die verhalten sich wie Netzwerke von Agenten John sagt hier, jede Zelle kann sich verändern, je nach Inhalt, und sie gibt semantische Infos weiter. Also, das ist dann keine Tabelle mehr, das ist eher so ein Wissensorganismus, wie er es selber nennt.

Und zu guter Letzt die unendlichen Leinwände Es gibt Konzepte wie zum Beispiel das von Teardraw, die übertragen quasi das Denken der KI direkt auf visuelle Flächen. Das ist nicht mehr bloß eine Zeichenfläche, das ist eher ein Denkprozess zum Anfassen.

[00:30:31] Matthias: Das klingt doch mal nach einem echt brauchbaren Framework.

Und dann kommt ja noch etwas zu sprechen, das für uns UX-Professionals vermutlich besonders interessant sein dürfte. Johns AI Autopilot-Vergleich. Also er sagt, ohne Tools sei KI quasi müde. Mit Tools mächtig und riskant. Jetzt ist natürlich die Frage, was meint er damit? Also, wenn man jetzt zum Beispiel Chat-GPT sich anschaut dann hat der Chat-GPT Tools wie aktuell Websearch oder diese Bildererstellung Wenn man jetzt aber ein bisschen weiter denkt, und das gibt es halt auch schon, wenn man halt eine universelle Schnittstelle schafft dass Chat-GPT oder jedes andere AI-System quasi mit anderen beliebigen Tools interagieren kann, dann bucht halt dieses System Flüge, löscht Dateien, schreibt Code.

Alles von alleine. Und das ist halt Autopilot Autonomie Stufe 4 im Design, so seine Einordnung, also in Anlehnung an Level 4 bei selbstfahrenden Autos. Also das Ding fährt einfach mal von alleine. In dem Zusammenhang sollte wirklich jeder schon mal von MCPs, also Model Context Protokoll gehört haben.

Genau dieses ermöglicht nämlich... Dass sich AI-Agents mit einer klar definierten Schnittstelle untereinander unterhalten können und dann halt Daten über diese definierte Schnittstelle austauschen können.

[00:31:49] Frede: Allerdings bringt das halt auch echte Risiken mit sich warnt John. Man müsste dann quasi von Anfang an ganz genau mitdenken wie viel Kontrolle man abgeben kann oder möchte.

Und das geht halt weit über klassische User-Flows hinaus.

[00:32:04] Matthias: Ja, absolut. Okay, also zusammengefasst kann man sagen, wir Ex-Professionals müssen auch hier wieder mehr für Agenten-Design, also nicht mehr nur für Menschen, also wirklich maschinenlesbar denken und nicht nur visuell denken. Dann geht es halt wirklich darum, Kontext zu orchestrieren, also wirklich Fokus weg von festen Interfaces und hin wirklich zu absolut dynamischen Abläufen und Repräsentationen von Daten.

Dann diese Agent Experience bzw. AX Patterns nutzen. Also wir haben ja heute darüber kurz gesprochen, also Patterns nutzen wie dieses Semantic Zoom, da gibt es halt noch etliche mehr, also Reasoning Traces oder Short Long Toggle, also da wirklich mal in dieses Thema einsteigen. Und dann letztendlich natürlich, wie angedeutet, Macht und Risiko abwägen.

Also wenn wir Tools für AI-Agents einsetzen und MCP dann einsetzen, dann müssen wir wirklich diese Kontrollzone wirklich genau mitbedenken und wo wollen wir Kontrolle abgeben. Und das geht dann wieder über zu dem letzten Punkt Wir müssen halt dieses Vertrauen in das System auch irgendwie messen. Also beobachten wie KI auch dann letztendlich die Markenwahrnehmung beeinflusst Traue ich wirklich meinen Agenten?

[00:33:23] Frede: Ja, und seine abschließende Botschaft an alle, einfach wach bleiben. Da bewegt sich gerade einfach unglaublich viel.

[00:33:30] Matthias: Ja das fasst deine Kernursache eigentlich super zusammen. Und ich möchte noch dazu ermutigen, probiert es doch einfach mal aus. Code doch einfach mal selbst und spinnt ruhig mal etwas rum.

Also es gibt jetzt so viele tolle KI-Tools, wo man wirklich einfach mal anfangen kann und einfach mal ein Gefühl dafür bekommen kann. Einfach mal ein Tool zu erstellen. Also es fällt ja gerade ständig dieses Buzzword Vibe-Coding, aber genau darum geht es ja, wirklich mal dieses Gefühl zu bekommen. Und wer es halt noch nicht gemacht hat, ja, probiert es einfach mal aus.

[00:34:03] Frede: Absolut, dem kann ich mich nur anschließen. Und wo wir gerade von Rollen und Skills im Wandel sprechen, da passt ja unser nächstes Thema perfekt rein. Mensch, diese smoothen Überleitungen heute wieder, das ist ja der Wahnsinn. Wir sollen nämlich auf jeden Fall noch über den Artikel von Sarah Gibson und Evan Sandwell von der Nielsen Norman Group sprechen, denn laut denen sind die UX-GeneralistInnen zurück.

[00:34:27] Matthias: Ja genau, jahrelang ging es ja immer nur so um Spezialisierung und jetzt argumentieren sie, dass sich das gerade wieder ändern könnte.

[00:34:34] Frede: Absolut genau so. Ihr Punkt ist auch, KI verändert gerade die Spielregeln in der Branche und das gibt gerade allen, die KI aktiv verwenden, einen absoluten Boost. Also selbst wenn man nicht die Super-Researcherin oder der Hardcore-Stratege sei, könne man mit Generative AI plötzlich so tun, als ob.

Sie schreiben KI erweitert den Handlungsspielraum von Einzelpersonen ganz unabhängig von ihren spezifischen Expertisen.

[00:35:02] Matthias: So jedenfalls Ihre Analyse. Und die beiden führen dann auch ein paar Beispiele auf. Also so könnte man zum Beispiel, wenn man in der Content-Strategie arbeitet, auch plötzlich mega fit in der Informationsarchitektur werden, weil man halt mit KI Seitenstrukturen auch bauen und analysieren könnte.

Oder man sei zum Beispiel Researcher und man könnte mit KI jetzt plötzlich auch visuelle Prototypen bauen und iterieren. Und genau dieses Bild des KI-unterstützten T-Shapes, das ist das zentrale Konzept in Ihren Artikeln.

[00:35:29] Frede: Exakt, ein richtig gutes Bild, was wir uns da liefern. Es ist halt nicht mehr das klassische Tee mit einer tiefen Spezialisierung in nur einem Bereich, sondern eher ein flaches breiteres Tee Nicht ganz so tief in jedem Bereich, aber viel flexibler wenn es darauf ankommt, so zumindest ihre Beschreibung.

Sarah sagt hier, diese interdisziplinäre Durchmischung von Ideen führt zu innovativen Lösungen, die über traditionelle Fachgrenzen hinausgehen. Es geht halt nicht mehr darum, fünf Sachen schlecht zu machen, sondern darum, Verbindungen zu sehen, die sonst niemand erkennt. So ihre These.

[00:36:04] Matthias: Ja, und sie prognostizieren hier auch, Dinge wie komplexe Probleme neu zu strukturieren, sich in komplizierte Organisationsstrukturen zu bewegen oder Menschen auch abzuholen und auf eine Linie zu bringen, das wird der eigentliche Game Changer in der nächsten UX-Phase sein.

Aber ergänzend sagen sie auch, dass Spezialistinnen jetzt auch nicht komplett aussterben werden. Insbesondere in diesen streng regulierten Bereichen, wie zum Beispiel Regierung oder Gesundheitswesen oder halt in richtig großen Konzernen mit ganz vielen Prozessen, da brauche man weiterhin Leute mit richtig tiefem Fachwissen, räumen sie auch selbst ein.

Die

[00:36:39] Frede: spannende Frage ist ja auch, Wissen generalistinnen wann sie spezialistinnen dazu holen müssen also so nach motto okay hier wird jetzt richtig spezifisch da holen jemanden rein der sich richtig damit auskennt das

[00:36:53] Matthias: könnte eine interpretation ihrer aussagen sein der neue generalist oder die neue generalistin sei er laut ihnen auch kein fabel wesen oder diese eier legende wollen mich so sondern eher eine art Design-Dirigenten die holen sich dann Research-Erkenntnisse, entwickeln Strategien, bauen Content-Flows oder machen vielleicht sogar KI-gestützte Usability-Tests und letztendlich arbeiten sie dann nach wie vor mit Experten zusammen.

Aber sie haben halt das Toolset, um das ganze Große zusammenzuhalten. So jedenfalls die Beschreibung. Es geht also nicht darum, alles für alle zu sein, sondern flexibel zu sein und strategisch zu denken. Haben wir auch heute schon das ein oder andere Mal gehört. Und KI helfe einem dabei, dieses Spielfeld zu erweitern, Aber ersetze natürlich nicht das eigene Gehirn, betonen Sie.

[00:37:43] Frede: Ja, dem gibt es absolut nichts hinzuzufügen. Aber wenn wir jetzt hier gerade über Skills und Rollen reden, dann sollten wir vielleicht auch über den Future of Jobs Report 2025 des World Economic Forums sprechen.

[00:37:56] Matthias: Ja, auf jeden Fall. Also der Report basiert ja auf Daten von über 1000 Unternehmen weltweit und mit zehntausenden Rückmeldungen.

Und die Botschaft daraus ist ziemlich klar. Die Skill-Landschaft verändert sich und zwar rasant. Besonders für uns im Jax-Bereich wie der Report da nahe liegt. Und natürlich sind auch hier wieder die großen Wörter KI und Big Data. Klar, also keine riesige Überraschung, aber wenn 90% der befragten Unternehmen angeben, Dass es bis 2030 eine Kernkompetenz sein wird, dann ist das schon mal ein ganz schöner Datenpunkt.

[00:38:30] Frede: Ja, und zwar nicht nur so oberflächlich, sondern es geht um echte Kompetenz wie der Report betont. Also wissen, wie man in KI-unterstützten Designprozessen arbeitet, wie Datenflüsse funktionieren und sich sogar ein bisschen mit Cybersecurity auskennen.

[00:38:46] Matthias: Ja, also im Report wird ganz klar geraten sich mit Prompt Engineering Daten, Visualisierung und sogar Sicherheitsprinzipien vertraut zu machen und alles in einem Atemzug.

[00:38:58] Frede: Und da sind wir schon wieder bei dem Punkt, dieses alte Klischee vom UX-Job mit ein bisschen Interface basteln und Post-its kleben hat einfach ein für alle Mal ausgedient. Wir brauchen jetzt einen komplett neuen UX-Werkzeugkasten.

[00:39:12] Matthias: Ja und jetzt kommt auch der Twist hier in dem Report, der vielleicht ein bisschen überrascht.

Ja, KI, Big Data, Cyber Security, alles wichtig, aber menschliche Skills wie Resilienz, Empathie, aktives Zuhören gehören laut Report ebenso zu den am schnellsten wachsenden und benötigsten Fähigkeiten

[00:39:30] Frede: Das ist eine absolut sehr wichtige und bemerkenswerte Feststellung im Report. Ebenso spannend im Report fand ich den Begriff Leadership Fluency, also quasi die Fähigkeit, wirklich Veränderungen anzustoßen nicht nur Vorschläge zu machen.

Es reicht also lange nicht mehr, einfach nur gut im Job zu sein, sondern man muss auch dafür sorgen, dass man wirklich etwas bewirkt.

[00:39:54] Matthias: Haben wir irgendwie doch schon mal gehört. Ja,

[00:39:57] Frede: absolut.

[00:39:59] Matthias: Und dann gibt es noch diesen kleinen stillen Star im Bericht und zwar Systemdenken. Der Report nennt das eine der Kernkompetenzen für 2030.

Das bedeutet also, man muss endlich aufhören einzelne Touchpoints wie kleine Inseln zu behandeln. Und vielmehr müssen wir verstehen, wie sich unsere Entscheidungen auf das große Ganze auswirken. So jedenfalls die Anforderungen aus dem Report.

[00:40:21] Frede: Was ja auch durchaus Sinn ergibt. Auf unsere Branche bezogen heißt das, man kann keine kaputte User Experience reparieren, wenn man nicht versteht wie das ganze System dahinter eigentlich funktioniert.

So ist das ja irgendwie meistens im Leben.

[00:40:34] Matthias: Okay, also du sagst auf unsere Branche bezogen, dann lass uns das mal ganz konkret machen. Als UX Professional, was sollte man laut dem Report jetzt wirklich ganz konkret tun?

[00:40:44] Frede: Schön, dass du fragst. Hierfür haben wir eine kleine To-Do-Liste im Petto, die wir basierend auf dem Bericht zusammengefasst haben.

Also Nummer 1. Fit werden in KI-Workflows. Fangt an mit Prompt Engineering und Datenvisualisierung. Punkt 2. Das Thema Sicherheit verstehen. Man muss kein Entwickler oder keine Entwicklerin sein. Aber man sollte schon die Basics drauf haben. Punkt 3. Systemverständnis aufbauen. Nutz Tools aus dem Service-Design, um komplexe Zusammenhänge zu erkennen.

Punkt 4. In fortgeschrittene Softskills investieren, wie Co-Creation, aktives Zuhören und überzeugendes Argumentieren. Und Punkt 5. Lernen und Entwicklung. Also echte langfristige Lernpfade aufbauen und nicht nur schnelle Häppchen in der Mittagspause. Es geht hier gar nicht darum, ein Alleskönner zu werden, sondern sich gezielt weiterzuentwickeln.

UX im Jahr 2030 heißt nicht nur Skills, es bedeutet Bandbreite so zumindest die Interpretation aus dem Report.

[00:41:47] Matthias: Ja, interessante Einschätzung, insbesondere im Vergleich zur vorigen Perspektive von der Nielsen-Norman-Group, wenn man darüber spricht, dass die Generalisten wieder auf dem Vormarsch sind. Jetzt aber die Frage, brauchen wir eine kurze Verschnaufpause oder wollen wir gleich zum nächsten Thema übergehen, das sich dann mit der emotionalen Seite von Produkten Beschäftigt.

[00:42:05] Frede: Ja, also vielleicht nur ein kleiner Hinweis als kleine Zwischenpause. Wir haben ja jetzt sehr viel über den Tod des UX-Design gesprochen und viel Düseres gezeichnet. Also am Anfang der Folge hast du mich gefragt, kriegen wir es heute besser hin? Naja, ich weiß nicht so richtig. Aber genau das, Da setzt eine Website an, die heißt "Bring Out Your Design Dead" und das ist eine wachsende Sammlung von Artikeln Berichten und Hot Takes, die die vielen Todesfälle des Designs erklären.

Den Link packen wir euch natürlich in die Show Notes, also wer nicht genug von Artikeln über das Ende von UX und Design bekommen kann, dem sei diese Seite auf jeden Fall ganz herzlich empfohlen.

[00:42:47] Matthias: Aber man sagt ja, Totgesagte leben länger, also schauen wir mal.

[00:42:52] Frede: Absolut und es bleibt also wie immer spannend.

Aber wo wir gerade bei den ganzen menschlichen Aspekten und Veränderungen waren, da haben wir auch noch ein richtig schönes passendes Paper aus der ICOM von niemand anderen Anderem als Dominique Winter gefunden. Auch er betont, dass UX allein vielleicht nicht mehr reicht und es viel mehr um die Beziehung und die Emotionen zum Produkten

[00:43:14] Matthias: geht.

Du sagst es. Also nicht nur funktioniert das, sondern wie fühlt man sich langfristig damit? Seine These in dem Paper ist ja, wir müssen Mensch-Produkt-Beziehungen genauso bewusst gestalten wie User-Flows

[00:43:27] Frede: Ja, ein absolut spannender Shift von Prioritäten, den er da beschreibt. Dominique schreibt, Erinnerungen an viele Nutzungsmomente summieren sich und ermöglichen den Aufbau einer Beziehung zum Produkt.

Das ist ja schon mal ein richtig gutes Bild, was er da verwendet. Eine gute Interaktion reicht eben nicht. Wenn dich eine Smartwatch oder Notiz-App jahrelang begleitet, dann wird das halt irgendwie Teil deines Lebens, argumentiert er. Und ich denke, das kennen wir alle vielleicht ein bisschen, oder?

[00:43:54] Matthias: Dafür hat auch ein paar gute Beispiele, nämlich dann, wenn Produkte verschwinden.

Also vielleicht einige erinnern sich noch an Google Wave, wirklich sehr lange her, oder Sing Events. Das ist dann nicht nur lästig wenn diese verschwinden, sondern auch irgendwie ein bisschen emotional. Dominique vergleicht das dann in seinem Artikel sogar mit dem Verlust einer Beziehung. Die Leute reagieren so, wie sie auch von einem anderen Menschen enttäuscht werden.

Das heißt, wir nutzen Produkte nicht nur, wir bauen eine richtige Bindung zu denen auf, so jedenfalls seine Beobachtung.

[00:44:26] Frede: Und diese Bindung, das sei eigentlich der Knackpunkt, betonte er Produkte entwickeln sich gerade von reinen Tools zu echten Partnern. Er hat auch ein schönes Beispiel parat. Menschen führen Gespräche mit Chat-GBT und ähnlichen Systemen die sich anfühlen wie Kommunikation mit echten Menschen.

Und wenn die Leute anfangen, ihren Staubsauger-Roboter Namen zu geben und sauer zu sein wenn Alexa unhöflich ist, dann ist das eine ganz klare Beziehung Und ich muss ehrlich gestehen, dass ich mich jetzt schon ein bisschen ertappt fühle.

[00:44:57] Matthias: Genau, das kennt man ja so aus seinem Umfeld, also das ist bei mir auch nicht anders.

Also man merkt es ist keine Nischenerscheinung mehr. Und er sagt ganz klar, wir müssen dafür designen Und das geht halt über reines Interface-Fine-Tuning hinaus. Es geht hier wirklich um Persönlichkeitsdesign, also Werte, Ton und diese ganze soziale Ebene.

[00:45:17] Frede: Und da bewegen wir uns in einem super spannenden Bereich, wo man nicht mehr einfach UX-Profi ist.

Man ist vielleicht eher so ein Mix aus Sozialpsychologe, Drehbuchautor und Ethiker. So beschreibt zumindest Dominique die Anforderungen. Und er bringt zudem auch Storytelling, Charakterdesign und sogar soziale Robotik ins Spiel. Als Tools, die wir uns vielleicht mal ausleihen sollten. Zum Beispiel diese Product Pinocchio-Übung, die er da erwähnt hat.

[00:45:45] Matthias: Oh ja, die ist gut. Also die Idee dahinter, man soll sich vorstellen, das Produkt sei ein Mensch. Was hat das dann für eine Vorgeschichte soll man sich ja vorstellen. Also was treibt dieses Produkt an, wie spricht es und dann zwingt man halt dadurch Teams dazu, sich ein bisschen mehr Gedanken zu machen, als nur wie sieht der Button aus und wie sollen die Menüs funktionieren sondern.

Man denkt halt wirklich über das Verhalten und die emotionale Konsistenz nach und das erklärt halt den Zweck der Übung.

[00:46:12] Frede: Und wenn man das dann weiterdenkt und diese Produkt-Mensch-Beziehung wirklich aktiv definieren möchte, dann braucht man sowas wie eine Relationship-Designerin. Und das ist nicht einfach nur ein neuer UX-Titel, das könnte echt eine Ganz neue hybride Rolle werden.

Ein bisschen Brandstrategin, ein bisschen Customer Experience Profi ein bisschen Ethikerin so ist zumindest Dominiques Vorstellung davon. Und diese Person muss sich dann nicht mehr nur um die Frage kümmern, ist das benutzbar, sondern vertraue ich dem, mag ich das und vermisse ich das, wenn es weg ist?

[00:46:47] Matthias: Also man geht halt über von so reinem Interface-Design zu dem Design von emotionaler Bindung und das verändert dann auch einfach alles.

Also von Onboarding bis halt zu den Abschaltprozessen eines Produktes. Also man könnte nicht einfach den Stecker ziehen oder sowas wenn halt… Leute emotional am Produkt hängen, ja.

[00:47:09] Frede: Ja, genau das. Und zum Schluss bringt es zumindest auch nochmal richtig schön auf den Punkt und sagt, es muss anerkannt werden, dass es Produkte gibt, bei denen eine langfristige Beziehung sehr wichtig ist und andere, bei denen das eher nicht so relevant ist.

Also Teil des Jobs ist es dann auch zu erkennen, wann dieses Beziehungsthema wirklich zählt und wann eben nicht.

[00:47:29] Matthias: Okay, also... Lass uns auch hier mal wieder konkret werden. Also wenn man jetzt als UX-Professional sich fragt wie kann ich das jetzt auf meine Produkte und Services anwenden? Also was sollte ich tun?

[00:47:40] Frede: Also zum einen sich mit Charakter- und Persönlichkeitsmodellen beschäftigen. Tools aus dem Storytelling oder Game Design können helfen, Produktsprache emotional, Konsistenz und ansprechend zu gestalten. Dann vielleicht mal diese Product Pinocchio Übung im nächsten Workshop ausprobieren, das Team aufschreiben lassen, wie das Produkt als Mensch wäre, was es denkt, was es will und auch natürlich, was es für Macken hat, wie wir alle.

Außerdem sich mal das Thema Langzeiterinnerung und Erwartungsmanagement genauer anschauen und nicht nur auf einzelne Interaktionen schauen, sondern auf die Story Story, die das Produkt über längere Zeit erzählt. Und letztendlich wenn das Produkt mit natürlicher Sprache arbeitet, sich gut überlegen, welche Werte, welcher Ton und welches Sozialverhalten damit kommt.

Denn genau da entstehen echte Beziehungen, betont Dominique. Ja,

[00:48:32] Matthias: und dann sollte man auch nochmal auf Dominiques Kernaussage schauen, denn dieser Wandel ist halt nicht wirklich optional. Auch wenn die Beziehungsebene im Design ignoriert wird, dann passiert sie halt trotzdem. Dann halt einfach nur unkontrolliert und irgendwie komplett unscharf Also dann könnte man sie auch irgendwie auch gleichbewusst gestalten, liegt jedenfalls nahe.

[00:48:50] Frede: Genau, war auf jeden Fall ein super spannender Artikel und ich denke, ein Thema haben wir heute noch auf dem Zettel und das geht nochmal eine ganz andere Richtung, nämlich UX-Metriken oder vielmehr die Frage wie... Die viele von uns kennen. Welche soll ich jetzt für meine konkrete Problemstellung nutzen?

Und unsere Lieblingsautoren, wenn es um UX-Metriken geht, Jeff Sorrow und Jim Lewis von Measuring You, haben da kürzlich etwas richtig Großes rausgehauen. Nämlich eine Übersicht von über 70 UX-Metriken. Und das ist nicht nur eine Liste, das ist ein richtig durchdachtes Framework, so wie sie es präsentieren.

[00:49:30] Matthias: Ja, das ist richtig super. Und in Ihrer Arbeit sagen Sie ganz klar, keine einzelne UX-Metrik reicht aus. Das ist halt echt der Knackpunkt, den Sie betonen. Man hofft ja immer, dass man diese eine perfekte Zahl hat, die dann halt alles erklärt aber Jeff und Jim sagen hier halt klipp und klar, hört auf damit.

Dieses Einhorn, das gibt es halt einfach nicht. Das ist Ihre zentrale Botschaft

[00:49:53] Frede: So ist es. Was sie da aufgebaut haben, ist eine richtig schöne visuelle Taxonomie. Man kann sich das so ungefähr vorstellen wie ein mega aufgeräumtes Gewürzregal. Wer auch immer das hat, aber so kann man es sich vorstellen.

Aber halt für UX-Metriken. Statt 70 plus wilde Puzzleteile hat man jetzt Kategorien, Anwendungsbeispiele und ganz praktische Abwägungen. Und das ist ja einfach mal Gold wert für alle, die nicht nur UX messen wollen, sondern die Zahlen dann auch noch gegenüber Stakeholdern rechtfertigen müssen.

[00:50:23] Matthias: Absolut.

Und was in ihrer Publikation auch wirklich hervorsticht sind fünf sehr praxisnahe Schritte, wie man aus dieser Taxonomie jetzt die richtige Metrik heraussucht. Also man sollte ja zum einen meinen, dass nach zig Jahren in der UX-Szene hätten wir das langsam drauf, aber die Realität sieht auch bei den größten Profis einfach oft ganz anders aus.

Und ihre fünf Schritte zwingen einen jetzt wirklich echt dazu, nochmal drüber nachzudenken Was ganz genau will ich denn jetzt messen und warum überhaupt?

[00:50:53] Frede: Genau das. Denn der erste Schritt ist, den Bedarf klären oder besser gesagt define the need. Und da machen Sie diesen feinen, aber echt wichtigen Unterschied.

Geht es um eine Haltung, Attitude oder um ein Verhalten, Behavior. Wenn man zum Beispiel sagt, wir wollen wissen, ob unser Produkt benutzerfreundlich ist, Tja dann reicht es halt nicht, argumentieren Sie. Man müsste das runterbrechen auf sowas wie Einfachheit oder Nützlichkeit. Wie Sie sagen, wenn es ums Messen geht, sei nicht geizig sondern ergänzend.

[00:51:23] Matthias: Ja, das ist ein richtig schönes Motto von Ihnen. Also nicht alles platt bügeln, sondern wirklich Tiefe reinbringen und dann in Schritt 2. Die passende Metrik finden und da sagen sie ganz klar, wenn es schon eine erprobte Metrik gibt, dann nimm sie. Und es muss halt nicht alles neu erfunden werden. Wenn man zum Beispiel Nützlichkeit messen will, dann gibt es den UX-Light oder die sechs Items aus dem TAM-Modell Die beide seien einfach gut getestet und funktionieren.

[00:51:51] Frede: Genau das. Und dann wird es in Schritt 3 noch praxisnäher, bevorzugt bekannte Metriken. Weil ganz ehrlich, manchmal nimmt man halt den System Usability Scale oder die Task Completion Rate nicht, weil die perfekt sind, sondern weil der Produktmanager sie schon mal gehört hat. Bekanntheit schafft Akzeptanz, stellen Sie fest.

[00:52:11] Matthias: Ja, das ist eine schöne pragmatische Sicht, dem kann ich einfach nur zustimmen. Und damit sind wir auch schon beim Schritt 4. Ja Wähle etwas, das sich einfach erheben lässt. Und hier wird es dann wirklich spannend in der Startung. Klar, jetzt könnte man theoretisch alles mit Eye-Tracking zum Beispiel machen, aber praktisch ist das nicht wirklich.

Die beiden sagen ganz offen, Eye-Tracking, ja, da braucht man Hardware, da braucht man Vor-Ort-Erhebungen. Heißt im Klartext, wenn man kein eigenes Labor hat und massig Zeit, dann nimm lieber was Einfacheres. Was sich wirklich auch besser erheben lässt.

[00:52:41] Frede: Ja, und da sind wir wieder beim Thema Realitätsbrille.

Und das führt uns direkt zu Schritt 5, bevorzuge Metriken mit Benchmarks. Das wird so unterschätzt betonen die beiden. Sie geben dazu auch ein paar Beispiele Ein SAS-Score von 68 ist Durchschnitt, aber mit 80 bist du in den Top 10 Prozent. Wenn man keine Vergleichswerte hat, ist die Zahl einfach nur eine Zahl im luftleeren Raum.

Mit Benchmark hat man Kontext, Vergleich und vor allen Dingen Glaubwürdigkeit. Und

[00:53:14] Matthias: nach diesen fünf Schritten kommt dann noch ein Aha-Moment aus Ihrer Arbeit. Sie waren ziemlich deutlich davor, auf diese sehr wissenschaftlichen Verhaltens und psychologischen Metriken zu setzen. Außer man muss es wirklich.

Die Dinger sind halt extrem teuer, kompliziert und einfach oft auch overkill, außer man hat jetzt wirklich richtig krasse Projekte.

[00:53:34] Frede: Also ich finde, das ist erstmal eine ziemlich hilfreiche Einschätzung. Nur weil man etwas messen kann, heißt das nicht, dass man es auch sollte. Und am Ende fassen sie das Ganze entgegen Echt schön zusammen, wie ich finde.

Es geht bei der Auswahl der Metriken nicht darum, sich zwischen Gefühl und Zahl zu entscheiden, sondern darum, die richtigen Messgrößen für die eigenen Beobachtungen zu finden. Und das ist ja erstmal ein richtiger wichtiger Perspektivwechsel, den Sie uns da anbieten.

[00:54:00] Matthias: Ja, also insgesamt wirklich ein super Entscheidungstool für jedes Projekt.

Kann man einfach in jedes Kick-Off-Meeting mitnehmen und dann fragen. Wie messen wir eigentlich den Erfolg dieses Projekts und dann darauf aufbauen, die richtige Metrik raussuchen. Also danke, Soro und Luis.

[00:54:15] Frede: Alrighty, den Link dazu gibt's natürlich wie immer, wo auch sonst in den Shownotes.

[00:54:21] Matthias: So, also mein Kopf der raucht jetzt auf eine gute Art.

Also wie angekündigt war das ja mal wieder ein ganz schöner Ritt durch wirklich sehr verschiedene Perspektiven heute, obwohl So verschieden an vielen Stellen waren sie dann doch ja nicht.

[00:54:33] Frede: Das stimmt. Ich finde aber es immer ganz schön, wenn wir die Argumente von verschiedenen AutorInnen mal nebeneinander legen und diskutieren, vielleicht auch mal schon ein bisschen vergleichen und naja, das halten wir auch immer wieder so fest, wenn vieles im Umbruch ist, langweilig wird es bei uns in der UX-Welt sicherlich nicht, zumindest wenn man diesen ExpertInnen glaubt oder?

[00:54:55] Matthias: Ja, genau. Also absolut das Gegenteil Aber auch genau das macht es ja gerade so spannend. Also wir bleiben hier für euch am Ball und wir alle müssen uns halt weiterbilden und dann auch wirklich der Appell, wir müssen wieder strategisch mitgestalten.

[00:55:10] Frede: Genau so. Also liebe UX-Community da draußen, wir hoffen ihr konntet ein bisschen was für euch mitnehmen.

[00:55:16] Matthias: Ja, lasst uns gerne wissen, welche Artikel oder Thesen euch gerade am meisten umtreiben oder was wir halt auch in diesem Podcast noch besser machen können. Also einfach in die Kommentare der jeweiligen Plattform schreiben oder uns eine DM schreiben oder einfach eine E-Mail schicken. Also wir freuen uns sehr auf euer Feedback und ja, aber für heute sagen wir erstmal, vielen Dank fürs Zuhören.

[00:55:36] Frede: Genau das sagen wir. Ich gehe jetzt mein Gewürzregal aufräumen, das war auf jeden Fall ein guter Gedankenanstoß. Bleibt bitte neugierig macht ein paar User happy da draußen und damit sagen wir Tschüssi Tschau bis zum nächsten Mal.

[00:55:49] Matthias: Tschau.