Vortrag | 7. August 2025
UX Festival "UX Test Coffee" mit Nicole Filz und Thomas Pattoka

Das folgende Video ist eine Aufzeichnung vom UX Festival, in der Nicole Filz und Thomas Pattoka ein internes UX-Format vorstellen, das sie in ihrem Unternehmen erfolgreich etabliert haben: den UX-Test-Coffee.

Seit dem Aufbau eines UX-Teams im Sommer 2022 wurde deutlich, wie wichtig regelmäßiges, strukturiertes Feedback in der Produktentwicklung ist – auch und gerade in komplexen Inhouse-Softwareprojekten. Mit dem UX-Test-Coffee zeigen die Speaker ein leichtgewichtiges, hybrides Format, das UX-Arbeit sichtbar macht, die Zusammenarbeit mit Stakeholdern stärkt und frühes Feedback auf neue Features ermöglicht.

Im Talk teilen sie Learnings, Herausforderungen und Einblicke aus der Praxis – mit besonderem Fokus auf den Nutzen für andere UX Professionals, die ähnliche Formate in ihren Organisationen einführen möchten.



Was ist der UX-Test-Coffee?

Der UX-Test-Coffee ist ein internes, hybrides UX-Feedback-Format, das im Sommer 2022 in einem Unternehmen mit Inhouse-Entwicklung etabliert wurde. Es findet wöchentlich donnerstags um 15 Uhr statt – sowohl vor Ort in lockerer Atmosphäre als auch virtuell via Google Meet. Ziel ist es, frühzeitig und regelmäßig Feedback zu aktuellen Softwareentwicklungen zu sammeln, insbesondere von Product Ownern, internen Anwender:innen und anderen Stakeholdern.

Ablauf:

  • Themenfokus: Pro Session ein klar definiertes Thema (z. B. eine neue Funktion oder UI-Elemente).
  • Teilnehmende: Product Owner, Produktmanager:innen, interne Nutzer:innen – offen für alle Interessierten.
  • Ankündigung: Via Slack und Confluence, meist kurz vor der Session.
  • Durchführung:
    • Einführung ins Thema
    • Moderierte, offene Diskussion
    • Dokumentation per Confluence-Tabelle oder Whiteboard
  • Nachbereitung: Diskussion und Priorisierung des Feedbacks im UX-Team-Weekly.

Take-Aways für UX Professionals

Was funktioniert gut?

  • Schnelles & kontinuierliches Feedback:
    Das Format fördert kurzfristige Rückmeldungen direkt aus dem Entwicklungskontext – besonders wertvoll bei iterativen Entwicklungsprozessen.
  • Stärkung der UX-Präsenz im Unternehmen:
    Die regelmäßigen Sessions erhöhen die Sichtbarkeit von UX und fördern unternehmensweit das Verständnis für Designentscheidungen.
  • Niederschwellige Teilnahme:
    Durch das hybride, offene Setting kann spontanes Feedback eingeholt werden – ohne aufwändige Vorbereitung.
  • Wissenstransfer und Alignment:
    Das Format fördert den Austausch zwischen Teams und reduziert Kommunikationslücken zwischen UX, Produktmanagement und Entwicklung.

⚠️ Was sind Herausforderungen?

  • Unklare Abgrenzung zum echten Usability-Test:
    Das Format ist kein formaler UX-Test mit echten Endnutzenden. Feedback stammt oft von internen Stakeholdern – das birgt Risiken (z. B. Überinterpretation oder politische Interessen).
  • Themenfokus entscheidend:
    Zu breit gewählte Themen (z. B. „Startbildschirm“) führen zu unstrukturierten Diskussionen. Ein klar abgegrenzter Scope pro Session ist essenziell.
  • Hybride Moderation ist anspruchsvoll:
    Remote-Teilnehmende laufen Gefahr, übersehen zu werden. Aktive Moderation ist notwendig, um alle Stimmen gleichwertig einzubinden.
  • Feedback-Management offen:
    Noch keine einheitliche Systematik zur Priorisierung und Umsetzung des Feedbacks – ein Punkt, an dem das Team aktiv arbeitet.

Empfehlungen & weiterführende Ideen

  • Erwartungsmanagement betreiben:
    UX-Professionals sollten klar kommunizieren, dass es sich um Feedback-Formate – keine Nutzertests – handelt. Der Begriff „UX-Test“ kann zu Missverständnissen führen.
  • Nicht jedes Feedback direkt umsetzen:
    Statt sofortiger Umsetzung: Interpretation des Feedbacks, Ursachenanalyse und ggf. nachgelagerte Validierung mit echten Nutzer:innen.
  • Einbindung echter User frühzeitig planen:
    Der UX-Test-Coffee kann gut als Zwischenschritt dienen – Ziel sollte aber immer die Validierung mit der echten Zielgruppe bleiben.
  • Format weiterentwickeln:
    • Einsatz von Figma-Prototypen in frühen Phasen
    • Review-Sessions als Ergänzung zur Konzeption
    • Langfristig: Verknüpfung mit quantitativen Methoden oder klassischen Usability-Tests

Fazit

Der UX-Test-Coffee ist ein gelungenes, leichtgewichtiges Format zur Förderung der UX-Kultur im Unternehmen. Besonders wertvoll ist es als Kommunikations- und Feedbackinstrument innerhalb crossfunktionaler Teams. Für UX Professionals bietet es eine Chance, Stakeholder einzubinden, Transparenz zu schaffen und frühzeitig potenzielle Probleme zu erkennen – mit der klaren Empfehlung, das Format als Ergänzung zu, nicht als Ersatz für, echte Nutzerforschung zu begreifen.