German UPA | Beitrag vom 21.11.2024
Barrierefreiheit als Treiber für Innovation: Insights und Strategien aus dem Panel zur digitalen Accessibility

Bei unserer letzten Paneldiskussion stand ein besonders zukunftsweisendes Thema im Mittelpunkt: digitale Barrierefreiheit. Vier Expertinnen – Laura Marwede, Leiterin UX bei Team 23, Simone Welter, UX- und UI-Designerin bei Consultier, Doro Starmer, UX-Consultant bei den Netzstrategen, und Beatrice González-Mellides, Head of Accessibility and Digital Inclusion bei Atos – teilten ihr Wissen, ihre Erfahrungen und ihre Visionen. Gemeinsam gaben sie Einblicke in die aktuellen Herausforderungen, gesetzlichen Rahmenbedingungen und inspirierende Best Practices, die Accessibility zu einem Motor für Innovation machen.

Bild zum Thema Barrierefreiheit

Auf einen Blick

Barrierefreiheit in der digitalen Welt ist nicht nur gesetzlich vorgeschrieben, sondern bietet sowohl Nutzern als auch Unternehmen immense Vorteile in Usability, Akzeptanz und Wettbewerbsfähigkeit.

  • Barrierefreiheit als Mehrwert: Sie verbessert die Nutzererfahrung für alle, nicht nur für Menschen mit Behinderungen, und steigert die Produktivität sowie Akzeptanz.
  • Betroffene aktiv einbinden: Workshops und Tests mit Menschen mit Behinderungen sind essenziell, um reale Zugänglichkeit zu gewährleisten und praxisnahe Lösungen zu entwickeln.
  • Praktische Herausforderungen lösen: Hürden wie fehlende Testpersonen oder technische Kompatibilität können durch Kooperationen und kleine Anpassungen, z. B. klare Struktur oder Farbwahl, überwunden werden.
  • Geschäftliche Vorteile: Barrierefreie Designs sichern langfristig Wettbewerbsfähigkeit, minimieren rechtliche Risiken und stärken eine moderne Unternehmenskultur.
  • Schrittweiser Ansatz: Der Weg zur Barrierefreiheit ist ein kontinuierlicher Prozess, unterstützt durch Schulungen, Best Practices und Tools zur Überprüfung der Zugänglichkeit.

Barrierefreiheit: Für alle ein Gewinn

Digitale Barrierefreiheit ist weit mehr als eine gesetzliche Vorgabe. Sie verbessert die Nutzbarkeit für alle – vom Smartphone-Nutzer, der bei hellem Sonnenlicht kaum etwas auf dem Display erkennt, bis zur Person, die auf assistive Technologien angewiesen ist. Technologien, die barrierefrei gestaltet sind, profitieren von einer größeren Akzeptanz, erhöhen die Produktivität und verringern die Abhängigkeit von spezifischen Umständen oder Geräten.

"Da gibt es noch eine Menge zu tun"

Doro Sthamer

Betroffene einbeziehen, statt nur theoretisch zu arbeiten

Ein zentraler Aspekt ist die Einbindung von Menschen mit Behinderungen in den Entwicklungsprozess. Diese Perspektive hilft, Produkte und Dienstleistungen so zu gestalten, dass sie tatsächlich inklusiv sind. Workshops und Tests mit direkt Betroffenen sind entscheidend, um Barrierefreiheit nicht nur zu simulieren, sondern real erlebbar zu machen.

Herausforderungen in der Praxis

Die Umsetzung von Barrierefreiheit steht oft vor praktischen Hürden. Ein häufig genanntes Problem ist die Suche nach Testpersonen. Hier kann die Zusammenarbeit mit Organisationen, Netzwerken oder spezialisierten Agenturen helfen. Auch technische Herausforderungen, wie die Kompatibilität mit Screenreadern oder andere assistive Technologien, werden von vielen Unternehmen unterschätzt. Dennoch: Schon kleine Anpassungen – etwa eine klare Struktur und Farbwahl – können die Zugänglichkeit deutlich verbessern.

"Wenn wir jetzt anfangen, unsere Software, unsere Websites barrierefrei zu gestalten, dann hilft das erstmal allen"

Laura Marwede

Argumente für Unternehmen

Auch wenn die gesetzlichen Verpflichtungen noch nicht alle Bereiche abdecken, erkennen immer mehr Unternehmen die Vorteile barrierefreier Designs. Für viele Organisationen, gerade im B2B-Bereich, ist es sinnvoll, frühzeitig in barrierefreie Technologien zu investieren. Diese verbessern nicht nur die Usability, sondern sichern auch langfristig die Wettbewerbsfähigkeit und senken potenzielle rechtliche Risiken.

Besonders wertvoll ist die strategische Einbindung der richtigen internen Abteilungen. Abteilungen wie Marketing oder HR können entscheidende Hebel sein, um das Thema auf Geschäftsleitungsebene voranzutreiben. Barrierefreiheit sollte dabei als integraler Bestandteil einer modernen Unternehmenskultur betrachtet werden.

Schritt für Schritt zur Barrierefreiheit

Der Weg zur digitalen Barrierefreiheit ist oft kein Sprint, sondern ein Prozess. Der Austausch von Best Practices, die Sensibilisierung interner Stakeholder und eine kontinuierliche Verbesserung der Produkte sind entscheidende Faktoren. Tools zur Überprüfung von Barrierefreiheit, Schulungen und erste einfache Maßnahmen – wie etwa die Optimierung von Schriftgrößen und Farbkontrasten – helfen, die ersten Schritte zu machen.


Zur Aufzeichnung des Events:

Fazit: Barrierefreiheit als Wegbereiter für Inklusion und Innovation

Digitale Barrierefreiheit ist mehr als eine gesetzliche Verpflichtung – sie ist ein Schlüsselfaktor für eine gerechte, inklusive und zukunftsfähige Gesellschaft. Unternehmen, die barrierefreie Lösungen umsetzen, setzen nicht nur ein Zeichen für Teilhabe, sondern profitieren auch in vielerlei Hinsicht. Barrierefreiheit verbessert die Nutzerfreundlichkeit für alle, erhöht die Reichweite digitaler Angebote und kann sogar zu mehr Produktivität und Innovation führen. Sie stärkt das Vertrauen in Marken, reduziert rechtliche Risiken und sorgt für Wettbewerbsvorteile.

Dabei gilt: Barrierefreiheit muss nicht perfekt sein, um den ersten Schritt zu machen. Jede kleine Anpassung, sei es die Optimierung von Farbkontrasten, die Vereinfachung von Sprache oder die Implementierung barrierefreier Technologien, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Wichtig ist, mit Offenheit und dem Willen zur Verbesserung an das Thema heranzugehen. Der Austausch mit betroffenen Personen, Schulungen für Mitarbeitende und die schrittweise Anpassung bestehender Prozesse und Produkte machen den Weg zur Barrierefreiheit planbar und umsetzbar.

Die digitale Zukunft ist inklusiv. Sie entsteht, wenn Barrierefreiheit als Chance verstanden wird, neue Perspektiven einzunehmen, Innovation zu fördern und Technologien für alle zugänglich zu machen. Es liegt an uns allen, diese Zukunft aktiv zu gestalten.