German UPA | Beitrag vom 22.08.2024 –
Internationaler User Research: Herausforderungen und Lösungen im globalen Kontext
Und darum geht's
Internationale User Research erfordert besondere Sensibilität gegenüber kulturellen, sprachlichen und organisatorischen Unterschieden, um valide und nützliche Ergebnisse zu erzielen.
- Kulturelle Unterschiede beeinflussen stark die Kommunikation und Interpretation von Feedback; spezifische Anpassungen in der Methodik sind oft notwendig.
- Sprachbarrieren können durch den Einsatz von Übersetzern oder angepasste Fragen überwunden werden, wobei der Kontext der Begriffe oft eine Rolle spielt.
- Zeitzonen stellen eine erhebliche Herausforderung dar; flexible Terminierungen und internationale Teamarbeit sind unerlässlich.
- Unterschiedliche Arbeitsweisen in internationalen Teams erfordern zusätzliche Struktur und klare Anweisungen, um Missverständnisse zu vermeiden.
- Sensible Interpretation der Daten ist essenziell, da subtile Feedbacks in verschiedenen Kulturen unterschiedlich ausgedrückt werden und möglicherweise falsch interpretiert werden könnten.
Die Herausforderung der Diversität: Kulturen, Sprachen und Zeitzonen
"Keep calm and embrace the difference", sagt Wiebke Naber und trifft damit den Kern der Herausforderung. Die Arbeit in internationalen Projekten erfordert nicht nur fachliches Know-how, sondern auch eine hohe interkulturelle Kompetenz und Flexibilität. Während ihrer Zeit bei SAP hat Wiebke viele Hürden gemeistert, die in globalen Teams auftreten können. Dazu gehören kulturelle Unterschiede, Sprachbarrieren und die oft komplizierte Koordination über mehrere Zeitzonen hinweg.
Sprachbarrieren und kulturelle Nuancen
Ein zentrales Thema, das Wiebke immer wieder beschäftigt, ist die Sprache. In ihrer Arbeit hat sie erlebt, wie wichtig es ist, die Englischkenntnisse der Probanden nicht zu überschätzen. "Einige Endnutzer schätzen ihre Englischkenntnisse falsch ein, und dann wird es schwierig," sagt sie. Doch auch wenn Englisch als gemeinsame Sprache funktioniert, bleiben kulturelle Unterschiede in der Kommunikation bestehen. In manchen Kulturen, wie in Indien, wird zum Beispiel negatives Feedback oft vermieden. Wiebke empfiehlt daher, Fragen so zu formulieren, dass die Antwort auf indirekte Weise Rückschlüsse auf das tatsächliche Feedback zulässt, wie etwa: "Wer würde von dieser Idee profitieren?" anstatt "Wie bewerten Sie den Mehrwert?"
"Man muss nicht alles kontrollieren. Es ist halt mal chaotisch. Damit muss man ein bisschen leben können."
Zeitmanagement in globalen Teams
Neben der Sprache ist die Koordination von Terminen über verschiedene Zeitzonen hinweg eine weitere Herausforderung. Wiebke berichtet von Meetings, die sie früh morgens oder spät abends abhalten musste, weil die Teilnehmer aus Südostasien, Europa und den USA kamen. "Es ist fast unmöglich, eine Zeit zu finden, die für alle passt," erklärt sie. Hier hilft nur eine flexible Planung und, wo möglich, die Einbeziehung von Kollegen, die in der entsprechenden Zeitzone arbeiten.
Umgang mit kulturellen Eigenheiten
Wiebke hat auch gelernt, dass verschiedene Kulturen unterschiedliche Erwartungen an Meetings und Workshops haben. Während Schweizer Teilnehmer oft sehr strukturiert und gut vorbereitet sind, kann es in anderen Kulturen chaotischer zugehen. In Indien etwa, so berichtet sie, wurde ein Workshop spontan umgeplant, und plötzlich saßen zusätzlich drei Manager mit am Tisch. Diese Flexibilität ist für Wiebke essenziell: "Man kann nicht alles kontrollieren, es ist halt mal chaotisch. Damit muss man leben können."
Wertvolle Erkenntnisse für die lokale Arbeit
Was können wir also aus diesen internationalen Erfahrungen für den lokalen Kontext lernen? Wiebke betont die Bedeutung von Aufmerksamkeit und Sensibilität. Die Fähigkeit, kulturelle Unterschiede zu erkennen und darauf einzugehen, ist nicht nur in internationalen, sondern auch in nationalen Projekten wertvoll. "Selbst in Deutschland gibt es sehr unterschiedliche Kulturen, von Nord nach Süd", sagt sie. Diese Erfahrung lehrt uns, dass es nicht nur im internationalen Kontext wichtig ist, flexibel und pragmatisch zu bleiben, sondern auch im lokalen Bereich. Gerade in einer zunehmend globalisierten Welt ist das Verständnis für kulturelle Nuancen ein entscheidender Vorteil.
Fazit: Erfolg durch Flexibilität und interkulturelle Kompetenz
Die Arbeit im internationalen User Research ist zweifellos anspruchsvoll, bietet aber auch immense Möglichkeiten für Innovation und Wachstum. Wiebke Naber hat eindrucksvoll gezeigt, wie man diese Herausforderung meistern kann: durch interkulturelle Sensibilität, Flexibilität und eine gute Portion Pragmatismus. Egal ob auf globaler oder lokaler Ebene, die Fähigkeit, Unterschiede zu erkennen und positiv zu nutzen, ist der Schlüssel zum Erfolg.