German UPA | Beitrag vom 26.11.2018 –
Ein voller Erfolg! - Das war der 14. World Usability Day in Stuttgart
Design hat einen großen Einfluss auf das menschliche Verhalten. Wo hört “Evil Design” auf und wo fängt “Good Design” an? Gestalter müssen sich - getreu dem diesjährigen Motto - prüfen, ob wir wirklich für das Gute gestalten und neue Wege finden, die Welt durch eine
positive User Experience zu verbessern.
Begrüßt wurden die Teilnehmer von Astrid Beck (German UPA) und Hjalmar Hiermann (Wirtschaftsförderung Region Stuttgart). Die beiden wiesen auf Angebote der German UPA hin und sprachen ihren Dank den Sponsoren aus, die diesen aufregenden Tag möglich gemacht haben.
Einen humorvollen Auftakt legte Steffen Kolb (Daimler TSS GmbH) hin, indem er anhand alltäglicher Beispiele in seinem ironisch gemeinten Vortrag einen Leitfaden für unethische Designer vorstellte. “Um ein guter Evil Designer zu werden, sollte man Spaß daran haben, durch Design Schaden zu verursachen.”, so Steffen Kolb. “Evil Design” sei im besten Fall verwirrend, egoistisch und hinterlistig. Selbstverständlich verdeutlichte er, dass ein gutes Produktdesign genau das Gegenteil ist und den Nutzer bei der Produktgestaltung mit einbezieht, um so für eine gute Usability und eine positive User Experience zu sorgen.
Prof. Dr. Michael Burmester (Mittelstand 4.0 - Kompetenzzentrum Usability) ging in seinem aufschlussreichen Vortrag “Evil. Not Evil. Good!” der Frage nach, ob User Experience in Zeiten der Digitalisierung „Good“ oder „Evil“ ist. Er erläuterte, dass die Digitalisierung viele Chancen, aber auch Herausforderungen birgt. “Es reicht nicht, Probleme zu erkennen, Ethik-Maßnahmen einzuführen und das Böse auszumerzen”, so Prof. Dr. Burmester. Für eine positive User Experience, müsse man weg vom problem-driven Design und hin zum positive-driven Design.
Einen Einblick in das Unternehmen Festo bekam man bei dem interessanten Vortrag “FreiRaum leben - als Raum und im Denken”, in dem René Brunner (Festo AG & Co. KG) berichtete, wie Festo Design Thinking und User Experience erfolgreich integriert und kreative Räume geschaffen hat, um so agil, interdisziplinär und iterativ zu arbeiten und kundenfokussierter und innovativer zu werden.
Großen Andrang gab es im Robert-Bosch-Saal, wo Mathias Zapke (Robert Bosch GmbH, Corporate IT) in seinem Vortrag “Digitalisierung braucht UX & UX braucht Digitalisierung” erläuterte, warum User Experience für die Digitalisierung bei der Bosch IT unverzichtbar ist. Anhand eines humorvollen Videos erfuhren die Zuschauer, was Design Thinking bedeutet. “Es ist wichtig, die komplette User Journey mit all seinen Touchpoints zu betrachten und sich immer wieder selbst herauszufordern.”, so Mathias Zapke.
Wie die Entwicklung eines Produkts mit unterschiedlichen Zielgruppen gelingen kann, stellte Anika Hellmann (Agentur Siegmund GmbH) in ihrem anschaulichen Vortrag “Vielfältige Nutzerbedürfnisse unter einen Hut bringen” anhand eines Fallbeispiels dar. In 5 Schritten erläuterte sie, dass es wichtig sei, zunächst die relevanten Zielgruppen und deren Bedürfnisse zu analysieren, danach die Erkenntnisse zu priorisieren, dann die Anforderungen der Zielgruppen in eine passende Informationsarchitektur zu übersetzen, anschließend einen Design-Prototyp zu entwickeln, der den Hauptanforderungen aller Zielgruppen gerecht wird und letztendlich den Design-Prototyp durch alle relevanten Zielgruppen zu evaluieren und ggf. zu optimieren.
Die Zusammenarbeit von UX Designer, Entwickler und Kunde stand in Felix Traiers (AKKA) Vortrag im Vordergrund. Mit seiner Präsentation “UX Designer vs. Entwickler vs. Kunde” deckte Felix Traier viele Missverständnisse in der Kommunikation dieser Interessengruppen auf und bot, mit einem humoristischen Unterton, Lösungen an und schaffte Verständnis für die Situationen der jeweiligen Parteien. Er berichtete von typischen Kunden und Entwicklern, die sich selbst als Programmierer und Designer in Einem sehen, denen er während seiner Arbeit begegnet und erläuterte,dass man, auch bei Unverständnis, stets eine besonnene Attitüde an den Tag legen sollte, um ein positives Ergebnis erzielen zu können. Einheitliches Tooling und vor allem eine Sprache, die alle Parteien verstehen, ist der Schlüssel zu einem guten und produktiven Miteinander.
Catharina Eichert vom UID räumt, in ihrem Vortrag “UX für KI”, mit der Angst vor künstlichen Intelligenzen auf und stellt grundlegende Prinzipien für das UX Design von KIs vor. Es sind schwache KIs von starken KIs zu unterscheiden. Während schwache KIs die menschliche Fähigkeiten und Problemlösung zwar übertreffen können, sind sie dennoch nicht in der Lage eigenständig zu denken. Starke KIs, welche zu eigenständigem Denken per Definition hierzu fähig sind, bleiben noch für lange Zeit Science-Fiction. Wie wird für etwas so abstraktes wie eine KI designed? Das erste von zwei Prinzipien für das UX Design von künstlichen Intelligenzen ist das richtige Maß zu finden. Hier sollte man sich folgende Fragen stellen: Wie eigenständig soll die KI handeln? Was ist das richtige Maß an Überwachung des Nutzers und was geschieht mit den gesammelten Daten? Wie transparent kann man als Entwickler sein? Wie viel Persönlichkeit und Emotionalität sollte die KI zeigen?
Das zweite Prinzip ist das Design zu optimieren. Ganz im Sinne des Human Centered Design Prozesses geht man auch hier iterativ vor. Der Nutzer sollte der KI vertrauen können und stets selbst in der Lage sein die Kontrolle zu übernehmen. Fehlertoleranz ist wichtig, um den Nutzer den Lernprozess zu erleichtern. Zu guter Letzt setzt man auch beim Designen einer KI auf positive UX!
Für volle Vortragssäle und anregende Diskussionen sorgten die Referenten auch mit Themen wie Sicherheit im Luftverkehr, immersive Arbeitsumgebungen oder Künstliche Intelligenz.
Mit dem Leitgedanken „In Zeiten der Digitalisierung stehen ethische Ansprüche finanziellem Druck gegenüber – gibt es einen Weg, der alle glücklich macht?“ wurde das Thema “Good or Evil – User Experience in Zeiten der Digitalisierung" unter Berücksichtigung ethischer, finanzieller und gestalterischer Aspekte von Prof. Dr. Michael Burmester, Nora Fronemann (Fraunhofer IAO), Dr. Jan Steinhilber (Industrielle Steuerungstechnik GmbH) und Patrick Müller (SolidWhite) in einer Podiumsdiskussion beleuchtet.
In vielseitigen Workshops konnten die Teilnehmer aktiv eine Methodik zur Integration von iterativen UX-Tests im agilen Entwicklungsprozess kennenlernen und die Methodik “Customer Journey Mapping” ausprobieren. Wer Feedback zur Usability und User Experience seines Produkts einholen wollte, konnte dies in Form eines UUX Speed Datings tun.
Der Tag war ein voller Erfolg! Wir bedanken uns bei allen Sponsoren, Partnern und Teilnehmern, die den World Usability Day 2018 in Stuttgart möglich gemacht haben!
Autoren:
Susann Komrovski (Studentin Informationsdesign, Hochschule der Medien)
Marc Hofmann (Student Informationsdesign, Hochschule der Medien)
Aufzeichnung des WUD