German UPA | Beitrag vom 09.10.2024
Jobrollen im UX: Wie definierst du deine Zukunft im Unternehmen?

Im UX-Bereich entwickelt sich eine faszinierende Debatte: Wie wichtig sind Jobrollen und wie sollten sie strukturiert werden? Beim jüngsten UX-Chat der German UPA tauschten sich führende UX-Expert*innen zu dieser Frage aus. Neben spannenden Einblicken in das Aufgabenspektrum von UX-Professionals stand die zentrale Frage im Raum: Wie hilft eine klar definierte Jobrolle nicht nur der eigenen Karriere, sondern auch der Weiterentwicklung eines Unternehmens?


Auf einen Blick

Die UX-Berufswelt entwickelt sich stetig weiter und bringt spezialisierte Rollen hervor, wobei Unternehmen die richtige Balance zwischen klar definierten Jobrollen und Flexibilität finden müssen.

  • UX-Jobrollen differenzieren sich zunehmend in operative und strategische Kategorien, um Verantwortlichkeiten klar zu ordnen.
  • Flexibilität bleibt wichtig, da gerade in kleineren Unternehmen oft operative und strategische Aufgaben vermischt werden.
  • Die zunehmende Bedeutung von Technologien wie KI und die Nähe zu verwandten Rollen wie Business Analysts erfordern oft eine präzisere Abgrenzung der Aufgaben.
  • Tools wie RACI-Tabellen werden genutzt, um Verantwortlichkeiten klarer im Team zu verteilen.
  • UX-Rollen helfen nicht nur bei der Organisation, sondern auch bei der gezielten Entwicklung von Fähigkeiten innerhalb eines Unternehmens, z.B. im Bereich Barrierefreiheit.

Die Komplexität der UX-Rollenlandschaft

Ulf Schubert, Director für UX bei der Dativ, eröffnete die Diskussion mit einer klaren Botschaft: „Jobrollen schaffen Klarheit.“ Nach über zwei Jahrzehnten in der UX-Welt sieht er Jobrollen als essenzielles Instrument, um Verantwortlichkeiten und Kompetenzen in Unternehmen zu ordnen. Allerdings, so betont er, gibt es einen wesentlichen Unterschied zwischen Jobrollen und Stellenbeschreibungen. Letztere seien verbindliche Dokumente im Arbeitsvertrag, während Jobrollen eher beschreiben, welche Aufgaben eine Person im Unternehmen übernimmt und welche Kompetenzen dafür notwendig sind.

Ulf berichtete von seinen Erfahrungen: „In den letzten zwei Jahren habe ich mir Stellenbeschreibungen angesehen und mit Menschen gesprochen, die in diesen Rollen arbeiten. Es war lehrreich zu sehen, wie sich diese Jobrollen in der Praxis oft unterscheiden.“ Seine Analyse brachte zwei Hauptkategorien von UX-Rollen zutage: die operativen, wie UX-Design, UX-Research und UI-Development, und die steuernden Rollen, wie UX-Management und Journey-Management.

Diese klare Trennung sei allerdings nicht in jedem Unternehmen möglich oder sinnvoll. Vor allem kleinere Unternehmen mischen oft operative und strategische Aufgaben. Ulf sieht das pragmatisch: „Es gibt selten scharf abgegrenzte Rollen. Diese Überlappungen helfen bei der Zusammenarbeit.“

„Ich bin aus Versehen zur Generalistin geworden.“

Julia Hänel

Neue Rollen in einer dynamischen Welt

Für Julia Hänel, Senior UX-Consultant bei der Init AG, ist die Flexibilität bei der Definition von Jobrollen ebenso wichtig. Sie sprach über die Herausforderungen, die sie in ihrer Rolle erlebt, insbesondere in Bezug auf die zunehmende Bedeutung von KI und neuen digitalen Trends. Hänel betonte, dass klare Rollenverteilungen oft fehlen: „Wir haben gemerkt, dass Rollen wie Business Analysts und UX-Consultants nah beieinander liegen und es zu Missverständnissen führt. Das lässt uns darüber nachdenken, ob und wie wir diese Rollen besser abgrenzen sollten.“

Besonders in Agenturen, wo Teams flexibel auf verschiedene Projekte verteilt werden, spielen Jobrollen eine zentrale Rolle. Hier geht es nicht nur um die Definition von Aufgaben, sondern auch um das gegenseitige Verständnis im Team. „Manchmal ist es schwer zu sagen, wer welche Verantwortung hat. Deshalb arbeiten wir mit sogenannten RACI-Tabellen, um die Verantwortlichkeiten klar zu verteilen“, so Julia. 

"Der Teamerfolg muss am Ende am Vordergrund stehen"

Ulf Schubert

Jobrollen als Mittel zur Organisationsentwicklung

Ein weiteres spannendes Thema, das während der Diskussion aufkam, war der Einsatz von Jobrollen in der Organisationsentwicklung. Unternehmen wie Dativ nutzen definierte Jobrollen nicht nur, um die Arbeitsprozesse zu steuern, sondern auch, um interne Fähigkeiten gezielt weiterzuentwickeln. „Jobrollen sind auch ein Hilfsmittel, um Kompetenzen im Unternehmen aufzubauen“, erläuterte Ulf.

Dies spiegelt sich auch in der wachsenden Bedeutung von UX-Rollen wider, die spezifische Fähigkeiten wie Accessibility abdecken. Markus, ein Teilnehmer des Chats und Accessibility-Spezialist, machte deutlich, wie wichtig es ist, dass Barrierefreiheit nicht nur von spezialisierten Rollen getragen wird, sondern als gemeinsame Verantwortung im Team etabliert wird: „Wenn niemand im Team verantwortlich ist, rutscht die Barrierefreiheit schnell hinten runter.“

Fazit: Flexibilität und Spezialisierung als Erfolgsfaktoren

Der Chat offenbarte, dass die UX-Landschaft vielschichtiger geworden ist und sich weiter diversifiziert. Flexibilität in der Definition von Rollen bleibt entscheidend, insbesondere in kleineren Unternehmen, die nicht über die Ressourcen verfügen, spezialisierte Positionen zu schaffen. Gleichzeitig zeigt sich jedoch, dass mit zunehmender Reife und Größe eines Unternehmens spezialisierte Rollen wichtig werden, um den wachsenden Anforderungen gerecht zu werden.

Was für die Zukunft zählt, ist die richtige Balance zwischen Flexibilität und Spezialisierung. Die Definition von Jobrollen sollte den Bedürfnissen des Unternehmens entsprechen, dabei aber auch Raum für die persönliche Weiterentwicklung lassen. Oder wie es Ulf Schubert formulierte: „Am Ende zählt der Teamerfolg.“

Was meinst du zu den sich wandelnden Jobrollen in der UX-Welt? Teile diesen Artikel gerne via Social Media und lass uns deine Meinung dazu wissen. Wir freuen uns auf dein Feedback!


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