Chat | 19. Februar 2025
UX Chat "Design Systeme nachhaltig verankern" mit Carina Völpel

In diesem UX-Chat sprechen wir mit Carina Völpel, Senior UX Consultant bei UID GmbH, über die erfolgreiche Einführung und nachhaltige Etablierung von Designsystemen in Unternehmen.

Ein Designsystem ist weit mehr als eine Sammlung von UI-Komponenten – es ist ein strategisches Werkzeug zur Effizienzsteigerung und Konsistenz in der digitalen Produktentwicklung. Doch die Einführung und der langfristige Erfolg hängen nicht nur von der Technik ab, sondern maßgeblich von der Akzeptanz im Unternehmen.

Bitte um dieses Video zu sehen.

Carina Völpel

Carina Völpel ist Senior User Experience Consultant bei UID und verfügt über mehr als fünfzehn Jahre Erfahrung in der Analyse, Konzeption und Evaluation von User Interfaces. 

Sie hat erfolgreich Design Systeme für unterschiedliche Branchen entwickelt und implementiert. Besonders am Herzen liegt ihr die Etablierung nachhaltiger Prozesse, die es Teams ermöglichen, diese Systeme anpassungsfähig, nutzerzentriert und zukunftssicher zu pflegen und weiterzuentwickeln. 

Als UX Consultant berät Carina ihre Kunden strategisch in Transformationsprozessen, stärkt agile Projektteams und konzipiert Workshops und Trainings mit verschiedenen Methoden wie Design Thinking und LEGO® Serious Play®.

Carina Völpel

Und darum geht's!

Gemeinsam mit Moderator Dominique geht es um zentrale Fragen wie:

  • Welche Herausforderungen gibt es bei der Einführung von Designsystemen?
  • Wie kann man Akzeptanz im Unternehmen schaffen, insbesondere bei Entwicklern und Produktteams?
  • Welche Kennzahlen und Methoden helfen dabei, den Erfolg eines Designsystems zu messen?
  • Wie lassen sich Designsysteme in bestehende Produkte und Unternehmensstrukturen integrieren?
  • Welche Rolle spielen Dokumentation, Barrierefreiheit und Corporate Design?

Carina gibt praxisnahe Einblicke aus ihren Projekten und stellt fünf zentrale Thesen vor, die typische Stolpersteine bei Designsystemen thematisieren.

Zentrale Take-Aways

 

  1. Akzeptanz ist der entscheidende Erfolgsfaktor für Designsysteme.
    Technische Umsetzung und UI-Komponenten sind wichtig, doch die größte Herausforderung liegt in der Akzeptanz durch Teams. Eine erfolgreiche Einführung erfordert kontinuierliche Kommunikation, enge Zusammenarbeit mit Entwicklern und klare Verantwortlichkeiten.
  2. Ein Designsystem ist nur dann sinnvoll, wenn es aktiv genutzt wird.
    Ohne eine gezielte Strategie zur Einführung und Verankerung bleibt ein Designsystem oft ungenutzt. Die Nutzung sollte regelmäßig überprüft werden, um sicherzustellen, dass es tatsächlich den Entwicklungsprozess unterstützt und nicht umgangen wird.
  3. Messbare Kennzahlen helfen, den Erfolg eines Designsystems zu bewerten.
    Metriken wie die Adaptionsrate, Anzahl der Rückmeldungen aus Produktteams oder Häufigkeit der Nutzung einzelner Komponenten sind essenziell, um die Wirksamkeit des Systems zu analysieren und gezielt weiterzuentwickeln.
  4. Ohne ein verantwortliches Team wird ein Designsystem nicht langfristig bestehen.
    Ein Designsystem ist ein Produkt, das gepflegt, weiterentwickelt und an neue Anforderungen angepasst werden muss. Ohne eine dedizierte Verantwortlichkeit wird es schnell veralten und an Relevanz verlieren.
  5. Designsysteme dürfen nicht zu restriktiv sein, sondern müssen Mehrwerte schaffen.
    Zu Beginn kann ein Designsystem als einschränkend empfunden werden, da es etablierte Arbeitsweisen verändert. Die Einführung sollte daher schrittweise erfolgen und den Nutzen für Produktteams klar vermitteln.
  6. Barrierefreiheit sollte von Anfang an Teil des Designsystems sein.
    Farbkontraste, Lesbarkeit, alternative Texte und andere Accessibility-Standards sollten direkt im Designsystem verankert werden, um eine durchgängige, inklusive Nutzererfahrung zu gewährleisten.
  7. Corporate Design und Designsystem müssen miteinander harmonieren.
    Ein Designsystem sollte die Markenidentität unterstützen und mit bestehenden Corporate-Design-Vorgaben abgestimmt sein. Regelmäßige Abstimmungen mit Marketing- und Branding-Teams sind wichtig, um Inkonsistenzen zu vermeiden.
  8. Für bestehende Produkte kann ein Designsystem schrittweise eingeführt werden.
    Bei Legacy-Systemen oder bereits laufenden Produkten sollte zunächst eine Bestandsaufnahme aller vorhandenen UI-Elemente erfolgen. Eine stufenweise Einführung hilft, Parallelentwicklungen und Widerstände zu minimieren.
  9. Ein Designsystem muss nicht 100 % des UI-Designs abdecken.
    Es sollte primär Komponenten und Muster enthalten, die mehrfach genutzt werden. Individuelle Lösungen oder sehr spezifische Anforderungen können dokumentiert, aber müssen nicht zwangsläufig standardisiert werden.
  10. Regelmäßige Updates und Feedback-Prozesse sind essenziell.
    Ein Designsystem ist nie „fertig“. Die kontinuierliche Weiterentwicklung anhand von Nutzerfeedback und sich verändernden Unternehmensanforderungen stellt sicher, dass es langfristig relevant bleibt.

Dieses Gespräch bietet wertvolle Einblicke für UX-Designer, Entwickler und Produktmanager, die Designsysteme in ihren Organisationen etablieren oder optimieren möchten.

Falls du spezifische Fragen hast oder eigene Erfahrungen mit Designsystemen teilen möchtest, schreib sie gerne in die Kommentare.