Arbeitskreis Barrierefreiheit | Beitrag vom
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Eindrücke von der Barcamp Session auf dem gUPA-Festival in Erfurt
Eure Fragen
Nach einem kurzen Einstieg in das Thema (BFSG, BGG) ging es direkt los mit mehreren sehr detaillierten Fragen. U.a.
Wir werden über 2025 noch eine bestehende Software im Einsatz haben. Die neue Software wird barrierefrei konzipiert. Was sollen wir in der bestehenden Software bzgl. Barrierefreiheit priorisieren?
- Tretet in Kontakt mit dem betroffenen Personenkreis und identifiziert welche Barrieren bzw. Probleme am häufigsten auftreten und fokussiert Euch auf diese Verbesserungen
- Die knappen Personalressourcen sollten in die überarbeitete Version einfließen
Welche Normen oder Anforderungen gelten für Hardware-Produkte (z.B. Router)?
- Kapitel 8 der EN 301 549 (Version V3.2.1) geht auf mehrere Anforderungen bei Hardware-Produkten ein.
- Darüber hinaus bietet es sich an, im Rahmen von Usability-Tests oder einer Feldbeobachtung mit den betroffenen Personengruppen zu evaluieren, welche Probleme bei der Bedienung auftreten können.
Kann es aufgrund der sehr unterschiedlichen Anforderungen der Personengruppen überhaupt eine Website geben, die allen Bedürfnissen gerecht werden kann? Wäre es nicht einfacher eine zusätzliche Website nur für Betroffene zu bauen?
- Es gab eine Zeitlang den Trend, je nach Umgebung unterschiedliche Websites zu bauen. Jedoch bedeutet dies immer einen Mehraufwand, weil Content doppelt angelegt werden muss etc.
- Eine von Anfang an für alle Bedarfsgruppen konzipierte Website kann barrierefrei erstellt werden. Wenn dies erst am Ende eines Projekts betrachtet, wird es meist schief gehen oder sehr aufwändig.
- Darüber hinaus basieren viele Barrierefreiheits-Anforderungen auf der sauberen und mustergültigen Nutzung von HTML-Grundlagen und Quellcodes.
Unsere allgemeinen Tipps & Tricks
- Nutzt möglichst viele Standard-Elemente wie z.B. Checkboxes oder Radio-Buttons
- Etabliert ein holistisches Denken und redet mit allen Teammitgliedern über das Thema (Entwickler/-innen, Product-Owner, UX-Professionals, QA)
- Macht wichtige Werkzeuge sowie Hilfe-Tools im Team verfügbar & trainiert diese
- Automatisierte Tools (wie z.B. Axe-Dev-Tools, Lighthouse, Wave) bieten einen guten Einstieg für Neulinge – prüfen aber nicht vollumfänglich
- Erweitert Euer UX-Methoden-Set um z.B. Personas und User Stories, um Barrierefreiheits-Artefakte zu ergänzen
- Nutzt Design-Systeme zur Dokumentation
- Macht euch Barrieren bewusst, indem ihr z.B. Assistenz-Technologien im Team nutzt (z.B. NVDA für Windows oder Voice-Over für iOS)
- Frühzeitige Berücksichtigung von Accessibility ist immer günstiger als Nachrüsten.
Auf Quick Wins bzw. Low Hanging Fruits setzen
- Check auf Farbkontraste
- Elemente dürfen nicht nur auf einen Sinn setzen (Nicht nur z.B. Farbe bei Ampel oder Audiowarnungen ohne Alternativen)
- States von Schaltflächen ausarbeiten (Hover, Fokus, Aktiv, Inaktiv, etc.)
- Tastatur-Navigation testen
- Bei Medien (Bild, Video) auf Textalternativen (z.B. alt=”xxx”) achten
- Seitengliederung (IA-Architektur)
- Leichte Sprache verwenden
- Auch auf Social Media auf alt-Texte für Bilder achten, Videos mit Untertitel bereitstellen und idealerweise ein Audio-Transkript beifügen
Kontakt
- Anmerkungen, Fragen oder bei Interesse an der Mitarbeit beim AK Barrierefreiheit bitte per E-Mail an ak-barrierefreiheit@germanupa.de