German UPA | Beitrag vom 10.07.2014 –
G-UPA Mitglied der halbWoche: Björn Balazs
Blog frei für Björn Balazs, der seine zwei Leidenschaften - Usability und Freie Software - verbindet. Mit Erfolg!
"Anwender sollten nicht nur passive Konsumenten sondern aktive Mitarbeiter der Produktentwicklung sein."
- Björn Balazs
- Business Management & Research
- Mitglied seit… sehr lange!
- Warum sollten andere Mitglieder mit dir in Kontakt treten? "Ich denke, dass ich insbesondere bei zwei Themen im Laufe meines Berufslebens besonders intensive Erfahrungen gesammelt habe: Usability für Freie Software und Anwendern zu aktiven Partnern bei die Entwicklung von Produkten machen (Crowd-Designing). Der zweite Punkt zielt auf den Gegensatz zur vorherrschenden ingenieurhaften Sicht auf die Usability: User werden nicht nur eingebunden, wenn das Entwicklungsteam das für notwendig hält, sondern es werden Strukturen geschaffen, in denen die Anwender motiviert werden, sich jederzeit einzubringen."
Wie bist du zur Usability gekommen?
Während meines Studiums der Psychologie hatte ich mit Prof. Hartmut Wandke einen begeisterten und begeisternden Lehrer im Fach Ingenieurpsychologie. Er hat es geschafft meine Leidenschaft zu wecken.
Warum bist du Mitglied in der German UPA?
Ich habe die Mitgliedschaft damals gewonnen und bin dabei geblieben... Inhaltlich denke, dass jede Berufsgruppe einen Verband haben sollte, der die Interessen vertritt.
Welche Blogs/Webseiten empfiehlst du?
Wir veröffentlichen sehr viel von unserer Arbeit, insbesondere aus dem Bereich Freier Software, da wir dort nicht an NDAs gebunden sind: www.user-prompt.com
Was sind deine Lieblingstools im Usability-Bereich?
Mit weitem Abstand: Papier, Bleistift, Radierer und Scanner. Wenn es denn dann etwas mehr sein soll sicher auch Pencil, Balsamiq oder Axure für die Erstellung von Wireframes. Für Online Befragungen nutze ich meistens das von uns entwickelte Tool www.UserWeave.net.
Was ist die größte Herausforderungen bei deiner Arbeit in Bezug auf die Usability und was sind deine Lösungsansätze?
Anwender von passiven Konsumenten zu aktiven Mitarbeitern in der Produktentwicklung zu machen. Die konkreten Lösungsansätze sprengen diesen Rahmen, aber verbinden mindestens Psychologie, Tooling, Community Managing, Strukturierung von Entwicklungsprozessen und vieles vieles mehr!
Was wünscht du dir von der Usability Branche in Zukunft?
Von der historischen Ingenieurs- (wir fragen Anwender, wenn es uns im Prozess passt) zu einer partizipativen Sicht auf die Produktentwicklung zu kommen.
Welche Produkte haben aus deiner Sicht eine ausgezeichnete Usability?
Es gibt keine objektiv ausgezeichnete Usability. Es geht immer um die Frage:
"Wer wendet was wofür an. Mit dem gleichen Produkt kann die Antwort sehr unterschiedlich ausfallen."
So scheint mir beispielsweise die Kommandozeile für manche Leute hervorragend zu funktionieren, während ich selbst damit doch noch immer meine Probleme habe... Wenn es um Produkte geht, die mir persönlich gut gefallen: Ich bin mit dem kürzlichen Relaunch des KDE Networkmanagers sehr zufrieden. Über den Entstehungsprozess gibt es auf unserer Webseite eine Menge zu lesen (http://user-prompt.com/tag/kde-network-manager/).
An welchen Projekten arbeitest du gerade?
Ich arbeite seit vielen Jahren (auch) im Bereich der Usability von Community Projekten und Freier Software, z.B. für LibreOffice oder KDE. Das ist ein spannendes Thema, weil eigentlich alles anders läuft als in der "normalen" Produktentwicklung. Die Entwicklung verläuft häufig viel chaotischer und weniger geplant als in einem Firmenkontext. Gleichzeitig wollen sich viele Anwender in die Entwicklung einbringen, ohne dass man eigentlich weiß, wie die Anwenderschaft wirklich aussieht.
Was war dein größtes „Aha-Erlebnis“ in Bezug auf Usability?
Ich habe vor Jahren bei Kuroo mitgemacht, einem KDE Projekt, das einen grafischen Paketmanager für Gentoo Linux bereitstellt. Insgesamt ein Projekt mit vermutlich sehr wenig Anwendern, da Gentoo eine Linuxdistribution ist, die sich vor allem an Kommandozeilennutzer richtet.
"Wer sollte also ein grafisches Tool dafür benötigen?"
Nachdem wir über Monate an einem funktionsgleichen aber in der Usability optimierten Redesign von Kuroo gearbeitet und dieses dann auch endlich veröffentlicht hatten, wies mich kurze Zeit später ein Bekannter auf das Portal kde-apps.org hin. Dort können KDE Applikationen von den Anwendern bewertet werden. Wir standen mit unserem Nischenprodukt auf dem zweiten Platz der besten Bewertungen.
Dies hat mir die Bedeutung von optimierten Arbeitsabläufen im Gegensatz zur oftmals vorherrschenden Featuritis nachhaltig vor Augen geführt. Nebenbei sind solche Ergebnisse immer sehr schöne Belohnungen für die eigene, häufig ehrenamtliche Arbeit in Freier Software.