German UPA | Beitrag vom 25.11.2015 –
Mensch und Computer 2015 - Ein Rückblick
Während erstere den wissenschaftlichen Schwerpunkt setzt, richtet sich der „UP 15”-Teil hauptsächlich an praxisorientierte Interessenten und ist dementsprechend für Besucher wie mich besonders interessant. Diese Unterteilung ist zunächst recht verwirrend, hindert den Besucher jedoch nicht daran, zwischen den Veranstaltungen hin und her zu wechseln. Dadurch wird ein umso breiteres Spektrum an Vorträgen, Tutorials und Workshops geboten. Nachdem es 2014 nach München ging, war der diesjährige Austragungsort Stuttgart.
Los geht's!
Die Konferenz startete am Sonntag, dieser Tag war für mich gleichzeitig auch der Anreisetag. Wie jedes Jahr war der Sonntag den Workshops und Tutorials vorbehalten. Diese sind, erfahrungsgemäß sehr beliebt. Trotz Früchbuchertickets war es meiner Kollegin und mir nicht gelungen, vorher einen der begehrten Plätze zu ergattern. So machten wir uns auf den Weg und hofften auf gut Glück noch ein Plätzchen zu bekommen.
Diese Idee hatten leider auch andere Teilnehmer, weshalb wir nur wenig erfolgreich waren. Schade, aber nicht tragisch, da so der verbliebene Sonntag gut zum Ankommen genutzt werden konnte. Neben den eigentlichen Veranstaltungen dient die Konferenz auch sehr gut dem persönlichen Austausch untereinander und so trifft man viele bekannte (und natürlich auch noch unbekannte) Gesichter. Von den Absolventen der Artop-Ausbildung zum Usability Consultant wird der Sonntagabend auch traditionell für eine gemeinsame Runde genutzt.
Gestärkt ging es dann in den Montag, welcher mit der Keynote von Yvonne Rogers zum Thema „User-less or User-full Interfaces?“ eröffnet wurde. Sie beschäftigte sich mit der Bedeutung automatisierter und intelligenter Technologien und deren Auswirkung auf Mensch und Maschine. Ihr Plädoyer war es trotz allem den Menschen mit seinen Bedürfnissen, Zielen und Ängsten bei aller Autonomie nie außer Acht zu lassen.
Auch der weitere Vormittag stand ganz im Zeichen autonomer Systeme:
Der Vortrag „Turning Data into Experiences - Anticipatory User Interfaces" von Agnieszka Maria Walorska knüpfte an die Keynote an und zeigte auf, welche Probleme die ideale Welt autonomer Systeme mit sich bringen könnte. Das unheimliche Tal der Antizipation, wie sie es nannte. Jenes kann entstehen, wenn der Nutzer missachtet und statt unterstützt, bevormundet wird. Definitiv ein spannendes Thema, was in Zukunft noch häufiger aufkommen wird!
Eher zufällig bin ich am Nachmittag in der Session „Beyond Usability” gelandet, was sich jedoch als gute Wahl herausstellen sollte: Dorothea Erharter berichtete zunächst über „Gendergerechtes Forschungsdesign an der Schnittstelle Mensch - Technik”, was ein interessanter Denkanstoß war. Im Anschluss beleuchteten Martin Schrepp und Kerstin Eva Müller in „Übersichtlichkeit als Mediator zwischen Ästhetik und Usability?” die Wechselwirkung zwischen der wahrgenommenen Ästhetik und der gefühlten Usability eines Interfaces. Basierend auf einer großen Online-Studie, werde dies durch die Übersichtlichkeit reguliert. Die wissenschaftliche Herangehensweise hat mir hierbei sehr gut gefallen.
Thematisch nochmal ganz anders, bildete der Vortrag „Fürsorge, Gemeinsamkeiten, Pläne – Technik für Fernbeziehungen gestalten” von Wei-Chi Chien den Abschluss des Tracks. Wei-Chie Chien stellte interessante und zum Teil sehr experimentelle Konzepte vor, welche er bereits in der eigenen Fernbeziehung erprobt hatte.
Zeit für die Vernetzung untereinander fand sich auch auf der diesjährigen Abendveranstaltung. Und so wurde am Montagabend in die Hochschule der Medien geladen. Allein der Ort macht deutlich, dass sich das Format deutlich von den Vorjahren unterscheiden sollte. So war die diesjährige Abendveranstaltung weit weniger „edel” ausgelegt. Stattdessen gab es ein Buffet mit Selbstbedienung, mehrere Stehtische und einige Sitzgelegenheiten, welche im ganzen Gebäude verteilt waren. Die Atmosphäre war insgesamt viel lockerer und hat zum Austausch untereinander animiert. Man ist herumgelaufen und hat eben nicht nur mit den direkten Tischnachbarn kommuniziert.
Besonders gut gefallen hat mir die Tatsache, dass die Demo-Sessions mit in den Abend integriert wurden. Von diesen habe ich nämlich in den Vorjahren leider immer recht wenig mitbekommen. In diesem Jahr waren die Demonstrationen in verschiedenen Räumen der Hochschule der Medien verteilt und man konnte den Abend nach Belieben mit Austausch, dem wirklich vorzüglichen Essen und dem Ausprobieren der einzelnen Installationen verbringen. Eine wirklich gute Idee. Das würde ich mir für das nächste Jahr in ähnlicher Form wieder wünschen!
Dienstag
Der Dienstag wurde durch die Keynote „Creativity at Work! – Humanizing the Enterprise through Design“ von Janaki Kumar eröffnet. Die Keynote passte thematisch natürlich perfekt zu dem allgemeinen Konferenzthema „Arbeit gemeinsam erleben”. Kumar berichtete am Beispiel des Prozesses von SAP wie Design Thinking dazu genutzt werden kann, die Kreativität der gesamten Belegschaft zu fördern. Dies ist wichtig, da Bedürfnisse und Erwartungen aus der Welt der Endverbraucher schon unlängst auch Einzug in den Business-Sektor gehalten haben.
Auch an diesem Vormittag war es gar nicht so einfach, sich für eine Veranstaltung zu entscheiden. Letztendlich besuchte ich die Session „Industry/Industrial UX”. Besonders der Vortrag „Entwicklung und Umsetzung einer neuen Hard- und Software Schnittstelle für den Sipos Seven PROFITRON Stellantrieb“ von Holger Schlempel hat mir sehr gefallen. Er gab einen sehr guten Einblick in die Zusammenarbeit zwischen klassischem Maschinenbau und Usability und man konnte direkt spüren, wie zufrieden alle Beteiligten mit der Zusammenarbeit waren.
Gegen Nachmittag schnupperte ich noch in die Interaction Session rein, bevor es dann auch schon in die German UPA e.V. Mitgliederversammlung ging. Wie gewohnt wurde eifrig abgestimmt und diskutiert, bevor dann auch schon der Tagesausklang durch die UPA Abendveranstaltung eingeläutet wurde. Ein entspannter Abend, der uns dieses Jahr in das Classic Rock Café führte. Als solcher natürlich perfekt geeignet für anregende Gespräche mit anderen German UPA Mitgliedern oder solchen, die es noch werden wollen.
Mittwoch
Die Zeit verging wie im Fluge und die Konferenz war auch schon fast wieder vorbei. Am Vormittag habe ich noch verschiedene Shortpaper Sessions besucht und dann folgte auch schon die Abschlusskeynote „Interaktion mit dem Internet der Dinge” von Florian Michahelles. Mit neuen Ideen und Anregungen im Kopf ging es anschließend mit dem Zug zurück nach Magdeburg.
Hat sich der Konferenzbesuch für mich gelohnt? Ja!
Sicherlich haben mir einige Beiträge besser gefallen als andere und es waren auch durchaus welche dabei, die ich anderswo vielleicht passender gefunden hätte. Doch insgesamt hat mir das Programm gut gefallen. Besonders auch die Abendveranstaltung in neuem Gewand. Es hat sehr viel Spaß gemacht und ich konnte für mich den ein oder anderen Denkanstoß mitnehmen.
Vielen Dank an die Veranstalter in Stuttgart und ich bin schon gespannt, was Aachen im nächsten Jahr so zu bieten hat!
Über die Gastautorin Cindy Waldinger
Cindy ist Interface Designerin und zertifizierter Usability Consultant bei der UCDplus GmbH. Sie konzipiert und realisiert seit über 5 Jahren zukunftsweisende Interfaces für mobile Anwendungen und Software im Industriekontext.