Arbeitskreis Usable Security & Privacy | Beitrag vom
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Passwort-Manager: Eine Einschätzung aus Usability- und Security-Sicht
Neben der effektiven Verwaltung helfen Passwort-Manager beim Erzeugen sicherer Passwörter und sorgen als Ausfüllhilfe für ein schnelles Einloggen (z. B. per copy & paste oder autofill). Der Nutzer muss sich nur noch ein Master-Passwort merken, mit dem sich der Passwort-Manager entsperren lässt. Dieses Master-Passwort sollte besonders sicher sein. Viele Passwort-Manager erzwingen daher starke Master-Passwörter und bieten als zusätzliche Absicherungsmöglichkeit eine Zwei-Faktor-Authentifizierung (z. B. per SMS) an.
Wie unterscheiden sich Passwort-Manager?
Je nach Wahl des Programms wird die Datenbank mit den verschlüsselten Passwörtern entweder lokal gespeichert (z. B. auf einem PC oder Smartphone) oder in der Infrastruktur eines Cloud-Anbieters abgelegt. Egal ob lokale Installation oder cloudbasiert – Funktionsumfang und Features des Passwort-Managers sollten möglichst gut zum Nutzungsverhalten und den Onlinegewohnheiten des Nutzers passen. Neben kostenpflichtigen Passwort-Managern gibt es auch eine Reihe sehr guter kostenloser Programme.
Pro & contra: Worauf sollten Sie achten?
Als Orientierungshilfe bei der Auswahl eines passenden Programms haben wir die wichtigsten Vor- und Nachteile der gängigen Passwort-Manager-Varianten aus Usability- und Security-Sicht in der folgenden Tabelle zusammengestellt:
Vorteile
Passwort-Manager allgemein
- zentrale und strukturierte Ablage, dadurch weniger Suchaufwand
- einfache Erstellung und Ändern von starken Passwörtern
- mentale Entlastung, nur ein Passwort (Master-Passwort) muss gemerkt werden
- viele Komfortfunktionen, z. B. Linkaufruf mit automatischer Kennwort- und Passwort-Eingabe
- auch zum Speichern anderer Datenkategorien geeignet, z. B. Kundennummern, Geräte-IDs u. ä.
Cloud-Dienste
- Passwörter können von überall aus abgerufen werden
- Passwörter können auf unterschiedlichen Geräten (z. B. PCs, Smartphones) und Betriebssystemen synchronisiert werden
- Browserintegration mit Autofill-Funktion
- Schutz vor Phishing, z. B. Warnung, wenn die aufgerufene URL nicht der im Passwort-Manager gespeicherten URL entspricht
- Warnung, wenn Konten gehackt wurden (durch Abgleich mit Listen geleakter Zugangsdaten)
lokale Software
- Passwörter werden nicht in eine Cloud hochgeladen, die gehackt werden kann
Nachteile
Passwort-Manager allgemein
- lediglich ein Angriffsziel: wenn das Master-Passwort geknackt wurde, hat der Angreifer Zugriff auf sämtliche Passwörter
- Lock-in-Effekt an den Passwort-Manager (z. B. Durch Datenbankformat des gewählten Passwort-Managers)
- erheblicher Aufwand, wenn das Master-Passwort vergessen wurde und sämtliche Passwörter wiederhergestellt bzw. neu gesetzt werden müssen
Cloud-Dienste
- Server des Cloudanbieters können gehackt werden
lokale Software
- keine automatische Synchronisierung; Änderungen der Datenbank müssen auf anderen bzw. neuen Geräten nachgezogen werden
- Passwörter hinterlassen gegebenenfalls Dateireste im Zwischenspeicher, die ausgelesen werden können
In den aktuellen Versionen verwenden die Passwort-Manager durchgehend zeitgemäße Verschlüsselungsstandards. Viele Programme bieten Komfort- und Zusatzfunktionen, z. B. einen Passwort-Import oder eine Dublettenprüfung, die sicherstellt, dass ein Passwort nicht doppelt verwendet wird. Von der Nutzung der integrierten Passwort-Manager, die viele Webbrowser von Haus aus mitbringen, rät das Bundesamt für Informationstechnik eher ab. Die Zugangsdaten können hier relativ einfach von Schadsoftware extrahiert und von Angreifern missbraucht werden.
Fazit - Was ist wichtig bei der Auswahl?
Unterm Strich empfehlen wir die Nutzung eines Passwort-Managers. In jedem Falle sollten jedoch die mit der Nutzung verbundenen Risiken abgewägt werden: Möchte man dem Anbieter bzw. Softwarehersteller wirklich die kompletten beruflichen und/oder privaten Zugangsdaten anvertrauen? Dies gilt natürlich, wenn die Passwörter in eine Cloud hochgeladen werden, aber theoretisch können auch lokal installierte Programme eine versteckte Backdoor enthalten. Bei Cloud-Diensten sollte man unbedingt die AGB und die Datenschutzerklärung des Anbieters prüfen und sich über den Unternehmens- bzw. Serverstandort informieren, da dies Auskunft über das Datenschutzrecht gibt, dem die Daten unterworfen sind. Beim betrieblichen Einsatz muss der Passwort-Manager den Organisationsrichtlinien entsprechen, z. B. in Hinsicht auf Vertretungsregeln, Vergabe, Entzug und Weitergabe von Berechtigungen, gemeinsame genutzte Zugänge, Mehr-Faktor-Authentifizierung und Ähnliches.