German UPA | Beitrag vom 04.12.2017 –
Wicked Problems auf dem World Usability Day 2017 in Frankfurt
In Frankfurt fand er nun schon zum dritten Mal statt, dieses Jahr unter dem Motto "Wicked Problems." Rund 200 Besucher tauschten sich im Zweiunddreißigsten Stock des Frankfurter Silberturms über Usability, User Experience und einen neuen Anspruch an Design aus.
Das Thema: Wicked Problems
Wicked Problems sind heute allgegenwärtig: Es sind Probleme, die sich nicht lösen, sondern bestenfalls noch zähmen lassen. Sie sind unscharf, komplex und befinden sich im ständigen Fluss. Durch die Digitalisierung und mit ihr Machine Learning und AI, McJobs und Maschinen, die uns immer mehr Arbeit abnehmen, müssen wir uns fragen, wie wir eine Welt gestalten möchten, die sich ständig verändert.
Komplexität und intelligente Maschinen
Das Dilemma beginnt schon dabei, dass Menschen im heutigen Datenchaos Probleme kaum noch verstehen können. Algorithmen entscheiden über Produktqualität und intelligente Maschinen werden für Designer zu Black Boxes, zeigte Jochen Denziger (Iconstorm) bereits in seinem Eröffnungsvortrag. Das wurde nochmal deutlicher, als Prof. Dr. Michael Beigl vom Karlsruhe Institute of Technology zeigte, warum Maschinen die Welt heute so viel besser verstehen, als wir Menschen. Denn unsere kognitiven Modelle reichen einfach nicht aus, um die Komplexität der heutigen Welt abzubilden.
Wicked Humans!
In dieser komplizierten Welt möchten sich Menschen am liebsten überhaupt nicht mit komplexen Fragen befassen. Warum, das zeigte Consultant Karl Herrbruck anhand seiner jahrzehntelangen Erfahrung aus der Softwareentwicklung und erläuterte die psychologischen Faktoren, die dem zugrunde liegen. Ergänzend zeigte Dr. Ronald Hartwig (untrouble, Bitkom) in einem höchst amüsanten Talk, warum es dazu auch noch so unglaublich schwer und frustrierend sein kann, mit Menschen zu arbeiten. Wie könne man UX-Projekte trotz der beteiligten Menschen zum Erfolg führen, fragte er sich und die Zuhörer.
Sebastian Schmieg ist Künstler und blickte aus einer anderen Perspektive auf die Schnittstelle zwischen Mensch und Technologie, nämlich über die schnelllebige Lebens- und Arbeitswelt, mit ihrem Überangebot an Freelancern, Auftragsarbeiten und McJobs. Werden die Menschen gerade zu den Sklaven von Algorithmen und ihren Funktionslogiken?
Mit Design die Welt retten
In dieser fast bedrohlichen Lage müssen wir Design neu denken, betonte Professor David Oswald von der HfG Schwäbisch Gmünd. Um Wicked Problems anzugehen brauchen wir einen Blick, der über den konventionellen Design Space hinausgeht und sich von der reinen Nutzerzentrierung verabschiedet. Innovationen seinen untrennbar an ein Rahmenwerk weltlicher Bedingungen geknüpft und nur, wenn wir uns schon beim Design von Produkten auch ethischen Fragen stellen, haben wir die Chance, unsere Welt auch in Zukunft zu gestalten.
Wie das gehen kann, zeigten zum einen Oliver Florschütz vom Start-up Resourceful Humans. Dessen Name ist kein Zufall, denn dort werden durch eine neue Art zu Arbeiten die Macht der Netzwerke entfacht und althergebrachte Unternehmenshierarchien aufgelöst. Das ganze wurde gleich in spannende Produkte übersetzt, die nun kleinen und großen Unternehmen helfen, genau das ebenfalls zu erreichen.
Und was das Datenchaos und komplexe Zusammenhänge angeht? Da brachte der selbsternannte Trust-and-Beauty Operator Moritz Stefaner beeindruckende Beispiele mit, wie durch die Verbindung von Big Data mit Informations-Ästhetik und UI Design scheinbar unüberschaubare Datenmengen sinnvoll visualisiert werden können. Können wir also doch den Überblick behalten und mit klugem Design am Ende die Welt retten?
Der WUD Frankfurt war auch 2017 eine tolle Veranstaltung. Vielen Dank an das Team für die Organisation sowie an alle Gäste und Speaker, die diese spannenden Beiträge mitbrachten. Das war ein rundum gelungenes Event – und die Vorfreude auf das nächste Mal ist bereits heute groß!
Hier gehts zur Website des WUD Frankfurt
Hier finden Sie die ausführliche Nachlese zum WUD Frankfurt 2017
Autor: Christoph Erle / Iconstorm digital design