German UPA | Beitrag vom 14.02.2017 –
Rückblick erste Winter School
Sonntag: Ankommen, Einleben und Netzwerken
Das idyllische Kloster Bronnbach war auch für die Winter School wieder unser Ziel, nachdem wir dieses schon sieben Mal für die Summer School genutzt haben. Ein schöner Ort, der sich gut zum Arbeiten eignet.
Zwölf Teilnehmer (von mehr als doppelt soviel Bewerbern sowie drei German UPA-OrganisatorInnen starteten am Sonntag mit dem Abendessen und anschließender Weinprobe: einer Reise durch das Taubertal mit dessen Weinen und vielen Informationen und Anekdoten zum Thema Wein. Dabei stand das Kennenlernen der Teilnehmer und Teilnehmerinnen im Vordergrund (mit Platzwechsel, so dass man immer neue Gesprächspartner hatte).
Montagvormittag: Susi Augustin, UCD+ Magdeburg
Der erste Beitrag am Montag befasste sich mit User Research im User Centred Design.
Nach einer Einführung in die Tätigkeitsbereiche von UCD+ wurde interaktiv mit den Teilnehmern User Researchmethoden gesammelt. Diese lassen sich grob als Quantitative und Qualitative Methoden unterscheiden.
Wie beginnt man im Projekt? Wichtig ist zunächst Ziele zu ermitteln, wie z.B. Verkaufszahlen zu erhöhen, mehr Käufer zu erreichen oder Abbrüche beim Onlineshopping zu verringern um diese dann anschließend zu priorisieren. Diese Ziele sind in einem nächsten Schritt als Untersuchungsfragen zu formulieren. Zum Beispiel warum werden aus einigen Besuchern keine Käufer? Woran lässt sich festmachen, dass Kunden wiederkommen?
Dazu haben die Teilnehmer auf Basis eines Beispiels anhand einer elektronischen Körperwaage selbst entsprechende Untersuchungsfragen und passende Methoden in Teams ermittelt und die Ergebnisse im Anschluss vorgestellt.
Anschließend wurden drei unterschiedliche Researchprojekte von UCD+ als Beispiele für Nutzung verschiedener Methoden vorgestellt (u.a. Expert Review, Guerilla Testing).
Fazit: auch wenn wenig Budget oder Zeit zur Verfügung steht sollte man immer mindestens qualitatives Research durchführen.
Die Teilnehmererfahrungen mit Interviews wurden diskutiert; es zeigte sich, dass es schwierig sein kann mit Nutzern gute Interviews zu führen. Interviewpartner schweifen gerne mal ab, oder sind “Produkthasser”. Interviewleiter müssen offene Fragen stellen und stets geduldig sein. Helfen können bei Interviews die Methoden:
- 5 W - immer wieder Warum fragen
- What - How - Why - Handlungen hinterfragen
- Interview kombinieren mit Beobachtung
- “um die Ecke denken” (Bsp.: wie finden man Probanden, die einen neuen Duschkopf testen? -> Nudisten haben kein Problem sich beim Duschen beobachten zu lassen)
In einer abschließenden Übung haben die Gruppenteilnehmer jeweils selbst Probanden interviewt. Dabei ging es in dem Beispiel um die Verbesserung einer elektronischen Personenwaage. Die Interviews wurden zunächst vorbereitet in der Gruppe. Die Probanden waren drei Freiwillige aus den Gruppen, die vorher unabhängig instruiert wurden. Daraufhin wurde diskutiert, wie mit den Ergebnissen umzugehen ist und wie man diese präsentiert z.B. mit Personas und Rollenspielen.
Für die Konzeptentwicklung auf Basis der Recherche wurde die “1 aus 3” Methode erprobt.
Zunächst entwickelt jeder Teilnehmer allein erste Ideen für das neue/zu verbessernde Produkt. Danach werden diese zu zweit diskutiert, verbessert und überarbeitet sowie aussortiert. Zuletzt wurden in einer Vierergruppe die besten Ideen ausgewählt. Alle Gruppen präsentierten letztlich ihre drei besten Ideen. Es zeigte sich, dass auch in relativ kurzer Zeit viel gute Ideen entwickelt werden können.
Abgeschlossen wurde der sehr inspirierende Workshop mit Literaturhinweisen und die Teilnehmenden erhielten einen UCD+ User Research Leitfaden.
Montagnachmittag: Richard Bretschneider, eResult Köln
Nun ging es um Design Workshops - gerne spricht man auch von Ideation Workshops, Design Thinking, Design Studio, Google Design Sprint etc. Richard behandelte vorrangig Design Studio. Zunächst machte er klar, dass es ist wünschenswert ist offen zu sein für jede Art von Ideen, die im Laufe des Prozesses auftauchen.
Die erste Gruppenarbeit diente dazu, anhand einer zu entwickelnden App die Design Studio Techniken Sketchen - Kritisieren - Wiederholen zu erfahren und auszuprobieren. Wichtig ist, dass Gruppen interdisziplinär zusammengesetzt sind und auch Entscheider dabei sind.
Die Teilnehmer entwickelten in mehreren Iterationen und in zwei Gruppen jeweils eine “Food and Dating App”, ein Thema was zuvor von den Teilnehmern per Abstimmung ausgewählt wurde. Screens mit potenziellen Funktionen wurden gescribbelt, vorgestellt und diskutiert. In den nächsten Interaktionen wurden die ausgewählten Funktionen weiterentwickelt und wiederum vorgestellt und diskutiert.
Montagabend
Nach der Klostersführung stand geselliges Beisammensein auf dem Programm mit Fragen und Diskussion mit Richard Bretschneider zu den Themen Bewerbung, Lebenslauf, Bewerbungsgespräch, Studium, Vernetzung, Stellensuche etc.. Alle diskutierten engagiert bis in die Nacht.
Dienstagmorgen: Christian Grieger, Ergosign
Lean UX war das Thema. Nach einer kurzen Einführung startete bereits die erste Übung mit der 6 - 3 - 5 - Methode. Die Aufgabenstellung war, Ideen für eine App zu entwickeln, die dabei hilft, ein Fahrrad auszuleihen, dass dann nach Nutzung an einem beliebigen Platz wieder abgestellt werden kann. Drei Ideen werden aufgeschrieben und zweimal weitergegeben und jeweils mit neuen Ideen erweitert. In der letzten Runde sollen jeweils Ideen entwickelt werden, die eher “Outside the Box” sind. Helfen kann dabei, wenn man z.B. darüber nachdenkt, wie es nicht sein sollte, oder wie wäre es in der Zukunft anwendbar oder öfters die Perspektive wechselt.
In der nächsten Runde wurde Storymapping mit Post-its angewandt, dass den gesamten Fahrradausleihprozess abbilden sollte. Auch diesmal wurden Projektideen präsentiert, die trotz der kurzen Zeit sehr interessant waren.
Dienstagnachmittag: Reinier Kortekaas
Reinier stellte im letzten Workshop die Medizintechnik (SIEMENS Healthineers) in Forchheim (nördlich von Nürnberg) vor. Auch in der Medizin ist mehr und mehr die Effizienz der Prozesse wichtig. Ein Patient wird behandelt gemäß der Phasen Vorsorge, Diagenose, Therapie, Pflege. In Forchheim werden Geräte für die Untersuchung von Gefäßerkrankungen hergestellt. Dafür sind bildgebende Verfahren von großer Wichtigkeit, z.B. Röntgenbilder während einer OP. Derartige Arbeitsumgebungen sind sehr anspruchsvoll und komplex.
Wichtig sind Normen, vor allem die Norm für Medizinprodukte DIN 62366 für die Risikominimierung.
Die erste Übung war Personas zu entwickeln für Rollen für die SW-Entwicklung in der Medizintechnik: SW-Entwickler, Risk Analysis und Product Manager. Die nächste Aufgabe war ein Grobkonzept für ein touchbasiertes Device zu entwickeln, welches Röntgenfilme vorwärts und rückwärts abspielen kann. Wiederum zeigte sich in den Präsentationen, dass auch in kurzer Zeit praxisfähige Projektideen entwickelt werden können.
Aufgrund des guten Feedbacks der Teilnehmer werden wir auch wieder im nächsten Jahr eine Winter School anbieten, das Format eignet sich bestens für einen guten Einblick in die Praxis verschiedener Unternehmen. Sehr motivierend ist es verschiedene Methoden und Teamarbeit auszuprobieren und neue Anregungen und Kontakte zu bekommen.