German UPA | Beitrag vom 23.01.2014 –
Human-Centered Design bei der adidas Group | Gastbeitrag im German UPA Blog
Wenn ein Konzern wie adidas sich zum Ziel setzt, Human-Centered Design in seiner gesamten IT-Organisation zu verankern, könnte man auch von der Besteigung des Kilimandscharo sprechen. Wie man aber trotzdem oben ankommt, ohne das einem der Sauerstoff ausgeht, berichten die adidas Usability Engineers Leo Glomann und Lucie Grudno.
Seit 2013 wird bereits in Teilbereichen der adidas Group IT gemäß Human-Centered Design vorgegangen. Wie ist der Status heute und welche Erkenntnisse können wir weitergeben? Ein Gastbeitrag der adidas Group.
Das Ziel
“adidas Group IT works human-centered”
Unsere IT-Organisation unterstützt einerseits interne Prozesse mit selbst-entwickelten interaktiven Produkten oder angepasster Standardsoftware. Auf der anderen Seite realisiert sie interaktive Lösungen für unsere Endkunden. Das Ziel ist, dass die adidas Group IT in beiden Gebieten gemäß Human-Centered Design (ISO 9241-210) arbeitet, um die Usability der digitalen Produkte und die User Experience der Mitarbeiter und Endkunden zu erhöhen – um somit letztendlich positive Auswirkungen auf die Unternehmenseffizienz und den Produktabsatz zu ermöglichen.
Der Weg
Das Usability Engineering Team wurde im IT-Unterbereich Marketing im Jahr 2011 gegründet. Dort unterstützten wir zunächst ad hoc Softwareprojekte für die Produktplanung, -konzeption, -gestaltung und -vermarktung. Nicht standardisiert und meist zu spät im Prozess…
Im Jahr 2012 folgten erste Schritte, um Human-Centered Design zu etablieren, mit dem Ziel, im Marketing-Segment der IT standardisiert vorzugehen und den gesamten Entwicklungsprozess (bei der Planung beginnend) human-centered auszurichten. Dieses standardmäßige Vorgehen wurde mit dem Jahr 2013 für alle Projekte im Bereich Marketing verpflichtend.
In unseren Vorträgen auf der Usability Professionals Konferenz 2012 und 2013 haben wir bereits vom Werdegang bis Mitte 2013 berichtet (siehe Tagungsbandbeiträge der UP 2012 und UP 2013). Ende des Jahres 2013 wurde dann der nächste Schritt gegangen in Richtung des Zieles „adidas Group IT works human-centered“. Das Usability Engineering Team ist nun dafür zuständig, Human-Centered Design in der gesamten IT-Organisation zu verankern.
Dies geschieht innerhalb einer Pilotphase, in der schrittweise ein gewisser Reifegrad angestrebt wird. Nach dem geplanten Zeitraum von ca. einem Jahr ist vorgesehen, Human-Centered Design etabliert zu haben. Im ersten Teil dieser Phase werden Grundlagen und Rahmenbedingungen geschaffen, im zweiten Teil wird Human-Centered Design von ausgewählten Projekten aus den diversen Unterbereichen in der Praxis angewendet werden. Geplant ist, dass das Usability Engineering Team Projektteams durch Beratung und Dienstleistungen in den Bereichen Analyse, Spezifikation, Prototyping und Evaluation unterstützt, wobei auf zuvor erstellte Dokumentation und Vorlagen zurückgegriffen wird.
Was wir auf dem Weg erfahren haben
Usability Engineering-Aktivitäten in einem Software-Entwicklungsprozess, Beispiel:
- Für das erfolgreiche Etablieren von Human-Centered Design ist die Unterstützung durch das Management eine Grundvoraussetzung
- Usability Engineering Aktivitäten müssen in den Standardprozessen integriert sein. Human-Centered Design darf nicht optional sein oder parallel zu den gewohnten Entwicklungsprozessen laufen.
- Klare Vorgaben helfen dabei, rechtzeitig zu planen, auch bezüglich des benötigten Budgets und der Zeit.
- Trainings und Kommunikation helfen dabei, den Ansatz und die Veränderungen zu transportieren.
- Für die Projekte ist es wichtig, beraten zu werden bei der Planung und der Ausführung der Methoden. Man muss ein Modell etablieren, das die benötigten Services wie z.B. Kontextanalysen bereitstellen kann. Je nach Projektanzahl und -volumen lassen sich nicht alle Methoden selber ausführen und man ist auf externe Unterstützung angewiesen – die Services müssen für die Projektteams einfach und schnell verfügbar sein.
- Die Vorgaben sollten gemäß ISO 9241-210 verfasst werden und nicht zu „verkopft“ sein, müssen also klar, verständlich und auf das Wesentliche reduziert sein: Usability Engineering muss geplant werden, der Kontext analysiert werden, es müssen Nutzungsanforderungen spezifiziert werden, Prototypen erstellt und evaluiert werden; es muss iterativ vorgegangen werden, Endnutzer müssen eingebunden werden, Zusammenarbeit im multi-disziplinären Team und ein solides Verständnis des Nutzungskontextes als Basis sind vorausgesetzt; alles mit dem Ziel einer großartigen User Experience!
Über die Autoren
Leo Glomann, Senior Usability Engineer bei adidas seit 2010.
http://www.linkedin.com/in/leoglomann
Lucie Grudno, Usability Engineer bei adidas seit 2011.
http://de.linkedin.com/in/luciegrudno